FAKT 2-2017

PV- Anlage Biomasse Kraftwerk Blockheiz- kraftwerk Notstrom- aggregate Windkraft- anlage Vermarktung z. B. über Strombörse Virtuelles Kraftwerk nehmender Netzeinspeisung aus rege- nerativen Energiequellen wie Sonne, Wind & Co. das Stromnetz stabil zu hal- ten. Da für denEintritt in denRegelener- giemarkt eineMindestleistung von5Me- gawatt nötig ist, bündelt das Virtuelle Kraftwerk die dezentralen Anlagen zu einemgroßenKraftwerk. DiesePoolung sorgt dafür, dass über denBetreiber und zentralen Koordinator des Virtuellen Kraftwerks Regelenergie bereitgestellt werden kann im Gegensatz zu einem einzelnen kleinen Anlagenbetreiber. Vergütet werden die reine Vorhaltung von Leistung als Prämie sowie die er- zeugte und gelieferte Energiemenge. Alle Anlagen laufen über eine sichere ferngesteuerte Anbindung imzentralen System des Poolkoordinators zusam- men. Welche Anlage bei einem Abruf zum Zuge kommt, bestimmt ein Algo- rithmus im Leitsystem des Koordina- tors. Der gesamte Prozess läuft vollau- tomatisch. Die VSE hat mit ihrem 24/7-Team in Saarbrücken mittlerweile viel Know- how und jahrelange Erfahrung in der Vermarktung von Regelenergie in der Sekundär- undMinutenreserveleistung. renkopplung. Energiegibt es inDeutsch- land schließlich genug. Man muss sie nur intelligent steuern, damit sie in Echtzeit dort ankommt, wo sie ver- braucht wird. Eine Herausforderung für dieNetzbetreiber sondergleichen, denn sie müssen das Netz bei 50 Hertz stabil halten, auf kurzfristige Anforderungen der Kunden reagieren und genügend Last im Netz haben, wenn die Sonne nicht scheint oder der Wind nicht weht. Virtuelles Kraftwerk Eine Möglichkeit, das Netz stabil zu halten, ist der Einsatz von Virtuellen Kraftwerken. Darunter verstehtman die Zusammenschaltung von dezentralen Stromerzeugungseinheiten an unter- schiedlichen Standorten zu einem Ver- bund. Das können Netzersatzanlagen wieNotstromaggregate, Kraft-Wärme- KopplungsanlagenwieBlock-Heizkraft- werke, Biomasse-Heizkraftwerke, Windkraft- oder Photovoltaikanlagen sein – ein Bereich, in dem auch FAMIS unterwegs ist. Das Virtuelle Kraftwerk stellt seine elektrische Leistungmittels zentraler Koordination zur Verfügung. Regelenergie ist notwendig, um bei zu- Dezentrale Erzeugungs­ einheiten werden zum virtuellen Kraftwerk Rund 380 Megawatt Leistung sind bun- desweit im VSE-Regelenergiepool der- zeit gebündelt. Neben Industrieunter- nehmen, Kläranlagen, Abfallverwer- tungsanlagen sind viele Netzersatzan- lagen, Block-Heizkraftwerke oder Spei- cher von Stadtwerken, Rechenzentren und Krankenhäusern im Pool. Künftig sollen auch kleinere Anlagen bis zu 50 kW Leistung (bisher 200 kW) nach ent- sprechender Präqualifizierung aufge- nommen werden. Das Vorhalten Virtueller Kraftwerke ist sowohl für Kunden, die ihre Anlagen zur Verfügung stellen, als auch den Ko- ordinator lukrativ. Außerdem leisten beide einen wichtigen Beitrag zum Ge- lingen der Energiewende. Fachleute ge- hen davon aus, dass rund 15.000 solcher Netzersatzanlagen nötig sind, damit die Stromnetze bei Schwankungen stabil gehaltenwerden können, wennmehr als 50 Prozent des Stroms aus volatilen Energien wie Sonne und Wind stammt. Ein interessantes Geschäftsfeld auch für die FAMIS, die eine Vielzahl von Block-Heizkraftwerken im Auftrag von Kundenbetreibt bzw. geplant undgebaut hat. 14 FAKT 03 | 2016 Lukrativ für Kunden, VSE und FAMIS bendesBranchenverbandsBDEWdafür, dass grüner Strom imGesamtmix inzwi- schen mehr als 33 Prozent ausmacht. Einstige Verbraucher werden zu Strom- produzenten, Newcomer mischen den Markt auf, einst etablierte Energiever- sorger schlüpfen in neue Marktrollen, handelnmit Stroman der Börse wiemit Güter und Waren, der Energiemarkt zeigt sich von einer anderen Seite, wird vielfältiger, bunter, aber auch sehr viel komplexer. Tendenz steigend, denn das politisch vorgegebene Ziel „Dekarboni- sierung“ heißt im Klartext nichts ande- res als der lang angestrebte Ausstieg aus der Energieversorgungmit fossilen Brennstoffen und damit verbunden ein rasanter Zuwachs an dezentralen Er- zeugungseinheiten. Darauf muss sich Deutschland und insbesondere die Energiewirtschaft einstellen. Was für den Umwelt- und Klimaschutz gut ist, muss aber auch für die Versorgungssi- cherheit und für die Bezahlbarkeit von Energie gelten. Schließlich steht das Industrieland Deutschland im interna- tionalen Wettbewerb, muss konkur- renzfähig bleiben und Bürger und Wirtschaftmüssen sich auf eine sichere Stromversorgung verlassen können. Intelligente Steuerung in Echtzeit Mit neuen intelligenten Lösungen versuchen seit geraumer Zeit die saar- ländischen Energieversorger aus der VSE-Gruppe mit Forschungsinstituten wie dem Deutschen Forschungszent- rum für Künstliche Intelligenz DFKI und Industrieunternehmen wie Hager die Energiewende aktiv zu gestalten, ob nun bei der Speichertechnologie Lion Grid, bei Smart-Grid-Anwendungen Po- lyEnergyNet in Saarlouis oder bei der Gesamtbetrachtung von Strom, Wärme und Verkehr, der so genannten Sekto- 2 7 W as rund100Jahre inderdeutschen Energiewirtschaft Bestand hatte, wird durchdie neuenAnforderungender Energiewende mehr und mehr auf den Kopf gestellt: Sorgten früher wenige zentrale Großkraftwerke auf der Basis von Atom, Stein- und Braunkohle für die sichere Stromversorgung ganz Deutschlands, stehen die Zeichen heute mehr denn je auf Dezentralisierung. Grüner Strom ist die Farbe der Energie- zukunft. Mittlerweile leisten hierzulan- de mehr als 1,5 Millionen kleine strom- produzierende Anlagen ihren Beitrag zur Stromversorgung. Zig Tausende Photovoltaikanlagen auf Dächern und Freiflächen, Windkraftanlagen, ja ganze Windparks, erdgasbetriebene Block- Heizkraf twerke in Kellern von Schwimmbädern oder in Industriebe- trieben, selbst Mini-Kraftwerke auf Basis der Brennstoffzellentechnologie in Privathaushalten sorgen nach Anga- 02 | 2017 FAKT 15 Innovation & Technik

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