kontakt 04/2022

herrschte indenSommermonatendie höchste von vier Alarmstufen zur Einschränkung desWasserverbrauchs. Sodurftenbeispielsweise Gärten zwischen 6 Uhr morgens und 20 Uhr abends nicht bewässert, Rasen nicht gesprengt, Pools nicht befüllt oder Fassaden, Terrassen oder Autos nicht gewaschen werden. Die Präfekturen ließen das auch kontrollieren. Zudem sind die Flusspegel aufgrund ausbleibender Niederschläge im Sommer dramatischgesunkenmitweitreichendenFolgen für dieWirtschaft. Die Loire als längster Fluss Frankreichs war nur noch ein Rinnsal und lieferte kaum noch Wasser zur Kühlung der drei großenAtomkraftwerke an derenUfern. Während Saar und Mosel durch Stauwehre imSommerüber ausreichendeWasserstände verfügten, sah es bei den Weihern und Seen inLothringenanders aus. ZumBeispiel der bei Saarländern so beliebte Stockweiher diente bereits seit AnfangAugust zur Alimentierung des Saar-Kohle-Kanals mit Wasser, so dass der Weiher für Bootsfahrten trocken fiel – ein Problem für den Tourismus inmitten der großen Ferien. GrenzüberschreitendeBesicherung in alle Richtungen Müssenwir uns alsodarauf einstellen, dass neben der drohenden Energiekrise, spürbar vor allem imWinter, auch die Sommer nicht mehr so unbeschwert sein werden? Die Folgen des sich grenzenlos auswirkenden Klimawandels sprechen dafür. Trotz unterschiedlicher Strukturen in der Wasserwirtschaft Deutschlands und Frankreichs gibt es durchaus grenzüberschreitendeKooperationen zur gegenseitigen Besicherung.WährenddieWasserwirtschaft in Frankreich von den großen privaten Konzernen wie Veolia oder Suez dominiert wird, allen voran in der Wassergewinnung und -aufbereitung sowie in den Großstädten – die Versorgung der Haushalte auf dem Land wird oftmals von kommunalen Zweckverbänden übernommen –, liegt die komplette Trinkwasserversorgung in Deutschland in der Regel in der Hand kommunaler oder regionaler Werke. Der Zusammenarbeit schadet das nicht. So haben zumBeispiel die Biosphären-StadtwerkeBliestal/St. Ingbert (früher Stadtwerke Bliestal) und der französische Wasserverband Syndicat Intercommunal des Eaux de Volmunster bereits 2015 neue Infrastrukturen geschaffen und die vorhandenen Netze zur Sicherung der Trinkwasserversorgung beidseits der Grenzemiteinander verbunden. Seit gut zwei Jahren liefern die Stadtwerke Saarbrücken Netz mehrere 100.000 KubikmeterWasser proJahr nachForbachgenauso wie die energis-Netzgesellschaft, die Wassergewinnung im Warndt betreibt und seit vielen Jahren Wasser nach Forbach liefert. Das hat allerdings weniger mit der gegenseitigenBesicherung derWasserversorgung zu tun, sondern vielmehr mit der Qualität des Wassers, das in Forbach aufgrund des Bergbaus salzhaltiger ist. Nach Angaben des saarländischen Umweltministeriums haben auch die Gemeindewasserwerke Perl eine Verbindung zum Luxemburger Verband Syndicat S.E.S.E. in Schengen. Durch die geplante Anbindung saarländischer Wasserversorgungsunternehmen an die Talsperre Nonnweiler wird zudemeineVerbindungnachRheinland-Pfalz geschaffen. Eine gegenseitige Besicherung gilt außerdem unter den saarländischen Wasserversorgern. Im Saarländischen Wassergesetz ist explizit festgehalten, dass die Grundversorgung der Bevölkerung mit Trinkwasser absolute Priorität hat und eine zentrale gesellschaftliche, generationenübergreifende Aufgabe im Sinne der Daseinsvorsorge ist. Die zentralen Herausforderungen für die Wasserversorgung sollen laut Umweltministerium im Masterplan „Zukunftssichere Trinkwasserversorgung im Saarland 2040“ zusammengetragen und entsprechende Lösungen erarbeitet werden. Die Besicherung ist dabei von großer Bedeutung. [nea] Verbräuche im Vergleich Der Trinkwasserverbrauch inDeutschland bezogen auf die Wasserabgabe an Haushalte und Kleingewerbe lag 2021 nach Angaben des Branchenverbands BDEW bei 127 Liter pro Person pro Tag, wobei 36 Prozent für Baden/Duschen/Körperpflege und 27 Prozent für die Toilettenspülung verwendet werden, lediglich vier Prozent für Essen und Trinken. Im Saarland liegt der Pro-Kopf-Verbrauch bei ca. 120 Liter am Tag. Insgesamt ist der Verbrauch seit den90er Jahrenmit rund 145 LiterWasser pro Tag rückläufig. In Frankreich lag der Verbrauch 2021 bei rund 148 Liter am Tag mit ebenfalls fallender Tendenz. Der Mehrverbrauch wird mit den klimatischenBedingungen undmit höheren Freizeitaktivitäten im Süden des Landes erklärt. Der sparsame Umgang mit Trinkwasser als Lebensmittel Nummer 1 bleibt einemoralischeVerpflichtung. Aber der rückläufige Wasserverbrauchhat auch seineKehrseite, denn die Wasserversorger sind gezwungen, das Leitungsnetz häufiger zu spülen, damit die Trinkwasserqualität durch längere Standzeiten nicht beeinträchtigtwird. Weitere Infos: www.bdew.de 23 Wasserversorgung | kontakt VSE

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