kontakt 01/2022

teilung bis hin zu technischen Lösungen vor Ort inklusive Wartung und Instandhaltung biete Mob’Hy alle Wasserstoff-Dienstleistungen entlang der Wertschöpfungskette und setze dabei auch auf Kooperationen mit Deutschland und Luxemburg, wo es schon einen festen Interessenten gebe, so Sylvestre. Interessant sei das vor allem für Branchen mit Schwerlastfahrzeugen wie die Logistikbranche, Landwirtschaft, Bauwesen und Großindustrie sowie öffentliche Verwaltungen. Die beiden Netzbetreiber Creos Deutschland und GRTgaz wollen im Rahmen des Infrastrukturprojekts „mosaHYc“ (Moselle Sarre HYdrogen Conversion) in den kommenden Jahren ein rund 100 km langes Netz zwischenCarling, Dillingen, Völklingen, Saarbrücken, Perl und Luxemburg aufbauen, um Wasserstoff zu den Großverbrauchern aus Schwerindustrie und Verkehr zu transportieren. Angebunden werden soll es an das europäische Wasserstoff-Verbundnetz Richtung Südfrankreich und Spanien. Während die technische Machbarkeit gegeben sei, lägen die Probleme bei der Umsetzung eher imbetriebswirtschaftlichenBereich, so NicolaSaccà. Notwendig für dieRealisierung eines Transportnetzes dieser Größenordnung seien Ankerkundenwie die Stahlindustrie, die hohe Mengen an Wasserstoff zur Produktion von grünem Stahl benötige. Die grundsätzliche Bereitschaft, auf eine grüne Wasserstoffproduktion umzustellen, gebe es zwar, aber angesichts der enorm hohen Investitionen und der damit verbundenen Kapitalkosten bestehe weiterhin Klärungsbedarf. Hinzu kommen die derzeit noch hohen Kosten für ein Kilogramm Wasserstoff von bestenfalls 5 Euro im Gegensatz zu herkömmlichen Energiekosten von rund 1,50 Euro. Selbst wenn der Preis für Wasserstoff auf 3 bis 4 Euro sinke aufgrund von Exporten oder besserer Anlagenauslastung, sei das noch lange nicht wettbewerbsfähig. Hier soll es aber Verhandlungen mit der EU umetwaigeMarktmechanismen geben, um dengrünproduziertenStahl konkurrenzfähig zu machen. Allerdings bereitet das bequeme Laden der E-Autos an öffentlichen Ladesäulen den meisten E-Fahrern in Deutschland Kopfzerbrechen. Im Gegensatz zu Frankreich und Luxemburg, wo eine App zum Laden ausreicht, um das Land zu durchqueren, gibt es hierzulande zu viele Betreiber mit eigenen Ladesystemen. Das habe zur Folge, dass E-Fahrer, die nicht zu Hause per Wallbox laden können, in der Regel über mehrere Apps oder Ladekarten verfügen, erklärt der Klimaschutzmanager der Stadt Saarlouis, Horst Rupp. Allerdings sei das in Deutschland politisch so gewollt, um mehr Wettbewerb unter denBetreibern zu erzeugen. Fachleute rechnen aber auch hier mit Entspannung in den nächsten Jahren, wenn überall mit Kredit- oder EC-Karte gezahlt werden kann. Kooperationspartner grenzüberschreitend gesucht Viel „Drive“ gibt es zudem beim Thema Wasserstoff dies- und jenseits der Grenzen. Während in Lothringen u. a. in Sarreguemines bereits drei Wasserstofftankstellen in Betrieb sind, gibt es im Saarland zwar erst eine öffentlich zugängliche Tankstelle in Saarbrücken-Gersweiler. Aber die StadtwerkeSaarlouisundHomburghättenbereits ihr Interesse signalisiert, öffentliche Wasserstoff-Tankstellen zu bauen, so der Klimaschutzkoordinator der Landesregierung, NicolaSaccà aus demWirtschaftsministerium. „Damit kommen wir der Ost-West-Achse bei der Tankstellen-Infrastruktur einen wichtigen Schritt näher.“ Sie soll eine wichtige Verbindung zwischen Karlsruhe im Osten und Richtung Grand Est und Luxemburg im Westen darstellen. Der Ausbau der Infrastruktur sei für das Geschäft des 2020 gegründeten Unternehmens Mob’Hy in Sarreguemines von großer Bedeutung, soGeschäftsführer Jean-Michel Sylvestre. Die Projektentwicklungsgesellschaft, die aus erneuerbaren Energien grünen Wasserstoff für Fahrzeuge produziert, sieht die Großregion als Sprungbrett in Europa. Von der Produktion über die VerGroßregion | kontakt VSE Was die Mengen angeht, soll bis 2026 ein Elektrolyseur am Standort Völklingen-Fenne 35 Megawatt bereitstellen. Um die Stahlindustrie an der Saar komplett auf grün zu stellen, sei aber die achtfache Menge notwendig. Begründete Hoffnung macht die geplante großindustrielleWasserstoffproduktion am französischen Standort Carling bei Saint Avold. Dort könnte für das stillgelegte Kohlekraftwerk ab 2022 schrittweise ein Elektrolyseur mit bis zu 400 MW aufgebaut werden. Ein grenzüberschreitendes Transportnetz wäre dafür eine wichtige Voraussetzung. Wasserstoffzüge nicht erwartet DieMöglichkeit,Wasserstoffzüge auf den Strecken Saarbrücken nach Straßburg und Saarbrücken nach Luxemburg über Thionville einzusetzen, sieht das Saarland eher skeptisch. „Die enge Taktung der Züge zwischen Thionville und Luxemburg lässt derzeit keine weiterenZüge zu. UnddieStreckeStraßburg nach Sarreguemines wurde gerade mal erst vor zwei Jahren ausgeschrieben, wobei hier nochmit einer Erweiterung fürWasserstoffzüge nachgebessert werden könnte, sofern die EUdas zulässt“, erklärt Saccà. „Vielleicht fahren dann dort doch ein oder zwei Modellzüge auf der nicht elektrifizierten Strecke.“ Das Saarland wird aber auf jeden Fall auf der Schiene Dieselfahrzeuge durch batterieelektrische Züge ersetzen. Ab Ende 2025 sollen sie zwischen Saarbrücken und Pirmasens und abDezember 2026 zwischen Dillingen und Niedaltdorf verkehren. Sensibilisierung der Bürgerinnen und Bürger notwendig Über Erfolg oder Misserfolg der Verkehrswende entscheiden aber nicht nur die Protagonisten mit ihren ehrgeizigen Projekten. Entscheidend ist, die Bürgerinnen und Bürger mitzunehmen und zu sensibilisieren. Und da bleibt angesichts der hohen Kosten und der Veränderungsbereitschaft noch viel Überzeugungsarbeit zu leisten. [nea] 19

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