kontakt 04/2024

Worauf müssen sich die Bürger hierbei in Zukunft einstellen? Sie müssen bereit für Veränderung sein. Mit Blick auf die Energieversorgung der Zukunft müssen sie überlegen, inwieweit sie bereit sind, ihren Energiebedarf zu flexibilisieren, u. U. einzelne Verbräuche von einer externen Größe – hier kommen wir ins Spiel – steuern zu lassen. So könnten sie z. B. ihr E-Auto automatisiert dann laden, wenn es „jenseits der Stoßzeiten“ netztechnisch günstig ist. Der Bürger sollte sich vor der Energiewende nicht verschließen. Ohne ihn funktioniert sie nicht. Allein aufgrund der hohen Investitionen in unsere Netze bleibt festzuhalten, dass Energie in Zukunft nicht nachhaltig günstiger wird. Wie empfinden Sie den sozialpolitischen Aspekt der Energiewende, was das derzeitige Regulierungsregime angeht? Der ist von großer Bedeutung. Die Energiewende muss von der Gesellschaft angenommen werden und daher sozial gerecht ausgestaltet sein. Ihre Kosten müssen möglichst fair verteilt sein. Wer kann von der Energiewende profitieren? Eigenheimbesitzer z. B., die sich eine PV-Anlage aufs Dach packen, können kurzfristig Einsparungen erzielen und mittelfristig steigende Energiekosten reduzieren bis verhindern. In einem Mietverhältnis oder ohne die finanzielle Ausstattung funktioniert dieses Modell, wenn überhaupt, nur äußerst begrenzt. Vor dieser Kulisse droht hier eine Schere in der Gesellschaft auseinanderzugehen. Was könnte hier mehr Kostengerechtigkeit bringen? Statt der bisherigen Energieentgelte beispielsweise könnte die Einführung bzw. stärkere Gewichtung sog. Kapazitätsentgelte hier zu einer faireren Verteilung führen. Demnach würde der Bürger für eine maximal übertragene Kapazität Leistung bezahlen. Das würde denjenigen, der eine PV-Anlage auf dem Dach hat, auch im Winter, wenn die Sonne nicht scheint, mit denjenigen gleichstellen, die sich die entsprechende Technologie nicht leisten können. Gleichzeitig entstünde dadurch für alle auch ein Anreiz, die Netzinfrastruktur effizient, das heißt, netzdienlich zu nutzen. Das wiederum hätte u. U. positive Auswirkungen auf die erforderlichen Investitionen in die Netzinfrastruktur, die in der Folge in einem geringeren Umfang verstärkt werden müsste. Wie werden die Netze in fünf Jahren aussehen? Ich bin mir sicher, dass unsere Netze in fünf Jahren flexibler sein werden, besser überwacht bzw. beobachtet. Sie werden smartifizierter sein als das heute der Fall ist. Steuerungstechnologien werden uns in die Lage versetzen, die Herausforderungen, Erneuerbare auf der einen und die Energiewende, oder besser die Wärmewende, auf der anderen Seite, zu meistern. Trotz einer volatilen, stark schwankenden Einspeisung und einem ebenso stark schwankenden Abnahmeverhalten seitens der Verbraucher. In fünf Jahren wird die Energiewende noch lange nicht abgeschlossen sein, sodass wir auch dann noch weiterhin für die Ertüchtigung und den Ausbau der Netze stehen und in diese Mission investieren werden. In fünf Jahren werden wir dasselbe Stabilitätslevel bewahrt haben, das unsere Netze in der Vergangenheit ausgezeichnet hat und bis heute auszeichnet, nur unter ungleich schwierigeren Bedingungen. Vielen Dank, Herr Leinenbach, für das Gespräch. [tj.] Weitere Infos: jens.leinenbach@ energis-netzgesellschaft.de Jens Leinenbach kontakt VSE | 9 Monteur im Netz

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