kontakt 04/2023

7 Nahwärmenetze –, bleibt von den drei Möglichkeiten meines Erachtens vor allem der Einsatz von Wärmepumpen in Verbindung mit Photovoltaik und Speichern. Die Technik ist erprobt und kann zunehmend auch im Bestand von Immobilien eingesetzt werden. Unabhängig von den fehlenden Fachkräften und Installateuren dürfte der Einsatz von Wärmepumpen daher der gangbare Weg sein, aber mit Folgen für die Stromversorgung. Denn an der Elektrifizierung des Wärmemarktes führt in Deutschland kein Weg vorbei. Schon aus diesem Grund investiert die saarländische Energiewirtschaft massiv in den Ausbau ihrer Stromnetze und plant wie die VSE-Gruppe, ihre Wertschöpfungsketten zu verlängern, zum Beispiel mit dem Einstieg in das Wärmepumpengeschäft. Alle Prognosen und Berechnungen für die Entwicklung des Strommarktes schließen die E-Mobilität mit 15 Millionen Fahrzeugen, die Regenerativen Energien mit 80 Prozent Erzeugungskapazität sowie den verstärkten Einsatz von Wärmepumpen mit ein. Der Bruttostromverbrauch wird sich in Deutschland bis 2030 auf rund 750 Terawattstunden TWh erhöhen. Im Vergleich: 2022 waren es rund 485 TWh laut Bundesnetzagentur. Diese Investitionen in die Netze sind teuer und werden von der Energiewirtschaft geleistet. Was wir aber vor allem brauchen, sind gesicherte Leistung bis 2030 von ca. 22 Gigawatt, um eine weiterhin sichere Stromversorgung zu gewährleisten. Und das können beim derzeitigen Marktdesign nur konventionelle, flexibel einsetzbare Gaskraftwerke leisten. Doch bei der Situation im Erdgasbereich stehen wir wie zuvor gesagt vor gigantischen Herausforderungen, die extrem teuer werden können. Außerdem müssen für den Bau von Gaskraftwerken die entsprechenden Investoren erst einmal gefunden oder es müssen entsprechende Anreize für Investitionen geschaffen werden. Schließlich werden diese Kraftwerke aufgrund des Zubaus von regenerativen, aber volatilen Erzeugungskapazitäten wahrscheinlich nur geringe Laufzeiten haben, zum Beispiel zur Überwindung von Dunkelflauten. Derzeit wird politisch diskutiert, ob der Staat einspringt und das Investitionsrisiko übernimmt. In diesem schwierigen Fahrwasser befinden wir uns aktuell in Deutschland. Die jüngste Einigung auf EU-Ebene für einen europäischen Strommarkt ist sicherlich ein erster Schritt in die richtige Richtung. Dann hätten die jeweiligen Mitgliedstaaten die Möglichkeit, bei niedrigen Strompreisen den Betreibern von Gaskraftwerken die Verluste zu erstatten. Neben dieser gigantischen Herausforderung kommen weitere Forderungen: Die Industrie will einen festgelegten Industriestrompreis für den Erhalt der Wettbewerbsfähigkeit. Wie steht die saarländische Energiewirtschaft dazu? Das Saarland ist Industriestandort und muss es bleiben. Für den Übergang in die Klimaneutralität ist eine Deckelung der Industriestrompreise für energieintensive Unternehmen notwendig, sonst können sie nur schwerlich auf dem Wettbewerbsmarkt überleben. Denn was nutzt uns eine erfolgreiche Transformation, wenn die Industrie letztendlich auf der Strecke bleibt? Wir sehen zurzeit sehr deutlich die negativen Folgen der begonnenen Transformation, aber wir haben im Saarland trotz aller Schwierigkeiten auch viele Asse im Ärmel: Vielversprechende Ansiedlungserfolge in Zukunftsbranchen wie Halbleiter und Batterien, eine qualifizierte Arbeitnehmerschaft und ein universitäres und forschungsintensives Umfeld zum Beispiel im IT-Bereich bei der Cybersicherheit oder in den Materialwissenschaften. Das müssen wir stärker nutzen und einbinden. Zudem brauchen wir mehr Tempo bei der Umsetzung der Energiewende wie schnellere und vereinfachte Genehmigungsverfahren und weniger Bürokratie. Der Bau von 5 oder 6 Windrädern am Tag ist nötig, um das Ausbauziel von 80 Prozent regenerativer Erzeugung zu erreichen; derzeit sind es statistisch nur zwei bis drei Windräder. Und wir müssen alle Saarländerinnen und Saarländer bei der Transformation mitnehmen. Ich bin optimistisch, dass wir das gemeinsam hinbekommen. [nea] Der Einsatz von Wärmepumpen kann in Verbindung mit Photovoltaik und Speichern einer der Wege der Zukunft sein. Trends & Themen | kontakt VSE

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