kontakt 04/2022

und ernst zu nehmenden Appellen, Gas einzusparen, signifikant nachgekommen sind und - das gilt es immer wieder zu betonen - Privathaushalte zu den geschütztenKunden gehören. Sollte es also, auswelchenGründen auch immer, zu Gasverbrauchsreduktionsvorgaben durch die Bundesnetzagentur kommen, so träfe es die privaten Haushalte, zusammen mit sozialen Einrichtungen wie Krankenhäuser, als letzte. Was den Stromangeht, sowerden die drei Atomkraftwerke Emsland, Neckarwestheim und Isar II noch über den Jahreswechsel hinaus am Netz bleiben. Über das Ersatzkraftwerkebereithaltungsgesetz gingen sukzessive fossil befeuerteErsatzkraftwerke wieder ans Netz, im Saarland übrigens die Steag-Kraftwerke Bexbach und Weiher III mit alleine zusammen ca. 1.400 MW Leistung, und auch bei den Verfügbarkeitsproblemen der französischen Kernkraftwerke zeichnet sich eine leichte Entspannung ab. Insofern spricht der zweite Stresstest zur Stromversorgung, den die vier großen Übertragungsnetzbetreiber im Auftrag der Bundesnetzagentur durchgeführt haben, zwar von „stundenweise krisenhaften Situationen“, diese aber nur mit sehr geringer Eintrittswahrscheinlichkeit. Worauf müssen wir uns nach Ihrer Einschätzung einstellen? Trotz der oben genannten, durchaus positiven Entwicklungen muss uns immer wieder klar sein, dass der kommende Winter vielleicht nicht das ganz große Problem darstellenwird. Wenn die Speicherfüllstände am Ende des Winters aber niedrig sein werden, wird uns das russischeGas gänzlich fehlen, umwie in den ersten Monaten 2022 dieSpeicherwieder aufzufüllen, also: DieKrise wird nicht mit dem Ende der Heizperiode im Frühjahr 2023 vorbei sein. Die erhöhten Preise für Energie, die Einsparzwänge, die Diversifizierung unserer Energieversorgung und der Umbau unseres gesamten Energiesystems („Energiewende“) werden weiterhin, und noch verstärkt, unsere gesamte Kraft erfordern. Diese Energiekrise hat Auswirkungen in ganz Europa und darüber hinaus, ist die Versorgung nach Ihrer Einschätzung gesichert, wenn auch zu hohen Preisen? Angesichts der großenDynamik der Ereignisse und ihrer Auswirkungen, wie wir sie in den letzten Monaten erlebt haben, ist hier eineVorhersagenaturgemäßschwierig.Man kann aber in Europa durchaus eine gewisse Solidarität feststellen: Deutschland liefert Strom nach Frankreich, Frankreich Erdgas nach Deutschland und auch die Liefermengen aus Norwegen, den Niederlanden und Belgien sind bis an und teilweise über die nominellen Kapazitätsgrenzen gesteigert worden. Darüber hinaus hat Deutschland mit demLNG-Beschleunigungsgesetz (LNG: Verflüssigtes Erdgas) die Voraussetzung geschaffen, dass nun schnell mehrere mobile LNG-Entlade- undVerflüssigungsterminals, sogenannte SRU, an den deutschen Küsten entstehen, um somit die Möglichkeit zu schaffen, LNG auch ohne lange Transportwege in das deutsche Übertragungsnetz einzuspeisen. Aber auch im Zusammenhang mit dieser Thematik gilt es zu bedenken, dass erhöhte Nachfrage nach Erdgas und gleichzeitige Knappheit, auch bei LNG, erheblich Auswirkungen auf die Preise haben werden, die bei den Endverbrauchern über kurz oder lang ankommen. WelcheMöglichkeiten haben die saarländischen Versorger, hier entgegenzuwirken? Ihre Einflussmöglichkeiten sind, wie bei allen anderen Versorgern in der BunderepublikDeutschland, eher gering angesichts der Größe und Tragweite der Krisenprobleme. Dennoch: Es zahlt sich die eher konservative und verantwortungsvolle Beschaffungsstrategie der in den Städten und Gemeinden verwurzelten Energieversorger aus, nämlich auf Langfristigkeit und Seriosität bei Lieferverträgen zu setzen und eben nicht zu „zocken“, wie es sogenannte „Discounter“ getan haben und Verbraucherinnen und Verbraucher diese unseriöse Beschaffungsstrategie teuer bezahlenmussten. Auch hier werdendie saarländischenEnergieversorger ihren Kunden weiterhin empfehlen, wachsamzu sein und nicht auf scheinbar günstige Lockangebote hereinzufallen, wie sie derzeit aufgrund der Konstruktion des angekündigten Gaspreis-Deckels schon wieder am Horizont auftauchen. Sind die Stadtwerke stark genug, diese Anforderungen stemmen zu können? Die Energieversorger sind, wie ihre Kunden auch, in dieser Krise stark betroffen und arbeiten mit Hochdruck daran, schwierige Prozesse, wie sie sich z.B. aus notwendigen Preisanpassungen oder auch aus der großen Dynamik der Gesetzgebungsprozesse (Gas-Umlage ja, dann Gas-Umlage nein) ergeben, zugestalten. Hierzu stimmtman sich, auch auf der Ebene des Verbandes, regelmäßigund intensiv ab. HierwerdenKooperation unddas gemeinsameBestreben, Probleme in der „Community“ zu lösenund sichuntereinander zu helfen, großgeschrieben. Fortsetzung nächste Seite ➜ 9 Versorgungssicherheit | kontakt VSE

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