kontakt 04/2022

Teil der Energiewende 04/2022 Gemeinsamdie Herausforderungen von heute undmorgenmeistern, gemeinsam Zukunft gestalten. Energiekrise: So kommen wir sicher durch den Winter! Sicherheit: Grundwasser im Saarland Interview: Energieminister Jürgen Bark

04 Stadtwerke und Soforthilfen im Saarland 08 Mit Rat und Tat zur Seite stehen 11 Nachhaltigkeit –wir sind dabei! 12 Energiesparen bleibt Gebot der Stunde 14 Stadtwerke forcieren Hilfsangebote in der Krise 16 e nergis setzt weiter auf Energieberatung vor Ort 18 Druck auf dem Kessel 20 Nichts für Warmduscher 22 Kühles Nass heiß begehrt 24 Nachhaltiges Saarland: Bank 1 Saar 26 N achhaltiges Saarland: Linslerhof 28 Nachhaltiges Saarland: IHK Saarland 30 Glasfaserausbau im Mandelbachtal gesichert 32 Zwischen allen Stühlen 34 Kommunikationslösungen für Kundenkontakt 36 FAMIS saniert im laufenden Betrieb 2 VSE kontakt | Inhalt 37 Kurzmitteilungen 38 Nachts gehen die Lichter aus 40 M ove it! 42 Zweiunddreißig aus zwölf 44 Tag der Ausbildung 46 Lieber mit dem Opa werkeln … 48 VSE-Familienwandertag nach Corona-Pause 50 VSE-Gruppe wandert und tut Gutes 52 Kleine Helden lernen zu helfen 53 „Jeder Mensch hat die gleichen Chancen verdient!“ 54 Ein Leben voller Energie 56 Ein außergewöhnlicher Verein des Monats 58 Happy Birthday VSE

Alle Fotos wurden unter Berücksichtigung der Corona-Vorgaben erstellt oder sind vorher entstanden. 3 Liebe Leserinnen und Leser, wir leben nun seit fast einem Jahr im Ausnahmezustand, in einer Situation, die wir uns nicht haben vorstellen können. Krieg in Europa, Energienotstand, Inflation … Es macht keinen Sinn, die Situation zu beklagen…wir müssen nach vorne schauen. Die lange diskutierten Energiepreisbremsen für Gas und Strom sind auf den Weg gebracht. Bürgerinnen und Bürger sowie Unternehmen sollen mit diesen Preisbremsen spürbar von den stark gestiegenen Kosten entlastet werden. Das ist gut so. Die Umsetzung dieser neuen Bestimmungen setzt die Versorger allerdings unter Stress, denn die Systeme sind so komplex, dass mit allen verfügbarenKräften sozusagen rund umdie Uhr daran gearbeitet werdenmuss. KeineSorge, wir schaffendasmit Unterstützungunserer hochqualifizierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Was in der Krise oft übersehenwird:Wir arbeiten in der VSE-Gruppe auch weiterhin an der sicheren Energieversorgung der Zukunft. Mit Rekordinvestitionen bauen wir die Versorgungsnetze aus, für Energie und Telekommunikation gleichermaßen. Gleichzeitig forciert die VSE-Gruppe den Ausbau Erneuerbarer Energien, wie zumBeispiel mit zwei PV-Freiflächenanlagen inWadern und Nohfelden. Diese beiden PV-Parks haben eine Gesamtleistung von 12.000 kW und produzieren Strom für mehr als 3.600 Drei-­ Personenhaushalte. Wir stellen uns den Herausforderungen, wir sind uns unserer Verantwortung für die Versorgungssicherheit im Saarland bewusst und setzendabeiweiterhinauf dasVertrauenunddieUnterstützungunserer kommunalen Partner und Kunden. Mit freundlichen Grüßen Ihr VSE-Vorstand Dr. Hanno Dornseifer Dr. Stephan Tenge Editorial IMPRESSUM Herausgeber: VSE AG Redaktion: Marie-Elisabeth Denzer [v.i.S.d.P.] Mitarbeiter dieser Ausgabe: Marie-Elisabeth Denzer [med], Sarah Lehnen [sl], Katja Scherer [ks], Armin Neidhardt [nea], Michael Därnbächer [md], Michi Jo Standl [mjo], Thomas Jungmann [tj], Selina Altmeyer [sa], Luisa Steil [ls] Fotos: VSE AG, energis GmbH, FAMIS GmbH, Armin Neidhardt, brainworks unlimited, Dirk Guldner, Oliver Dietze, Jennifer Weyland, IHK Saarland, be living GmbH, Bank 1 Saar, René Ehm, M-A-U-S Charity gGmbH, Frank Pilger, MxM Photo/Marco Schmidt, Elke Serf-Tonner, Heidi Kollitz, Claudia Becker, Thomas Jungmann, IHK/BeckerBredel, adobestock.com Layout: Michael Weiss, Saarbrücken Druck: Druckerei Kern, Bexbach Copyright: VSE AG – Kommunikation, Postfach 10 32 32, 66032 Saarbrücken, Telefon 0681 607-1153, kontakt@vse.de, www.vse.de

Von Unsicherheiten, die in erster Linie die prozessuale und operative Umsetzung der geplanten Entlastungsmaßnahmen betreffen. Und die bleibt nun quasi abseits von den Scheinwerfern der großen Bühne an den Stadt- und Gemeindewerken, den regionalen Energieversorgern hängen. Für die aktuell ohnehin extreman-undeingespanntenEVUjedenfalls ist das Paket schon jetzt zu einer weiteren veritablen Herkulesaufgabe avanciert. Jetzt, da gibt es kein Vertun, setzen die Stadt- undGemeindewerke alles ihnenMögliche daran, die Vorstellungen der Bundesregierung die Soforthilfen betreffend auch umzusetzen. Voraussetzung dafür ist, dass sie für die erforderliche Planungssicherheit der EVU Sorge trägt, dass die Vorgaben klar und in der Praxis umsetzbar sind. Es geht schließlich um viel. Anfang November hat die Bundesregierung das Soforthilfegesetz für Gas und Wärme im Kabinett auf den Weg gebracht. Es soll Haushaltskunden und Unternehmen mit einem Jahresverbrauch von bis zu 1,5 Mio. kWh, also rund Herkulesaufgabe für EVUs und Stadtwerke Die saarländischen Stadtwerke und die Soforthilfen In dem erlösenden „Die Soforthilfe kommt“ des Bundeskanzlers schwingt viel mit von „Die Politik hat abgeliefert – jetzt wird alles gut“. Bei aller Euphorie jedoch darf Scholz‘ Ankündigung keineswegs darüber hinwegtäuschen, dass der Entwurf nicht ganz frei von „Schönheitsfehlern“ ist. 4 VSE kontakt | Energiekrise

20 Mio. Verbraucherinnen und Verbraucher in Deutschland, schon in diesem Dezember spürbar entlasten. Und das ist angesichts des Ausmaßes der aktuellen Energiekrise zweifelsohne dringend geboten. Hoher Erwartungsdruck auf den EVU Entscheidend dabei ist, dass die avisierten Hilfen auch sicher und rechtzeitig bei den Menschen ankommen, die bereits seit geraumer Zeit extrem verunsichert sind und oftmals nicht wissen, wie sie diesen Winter überstehen sollen. Vor dieser Kulisse stehen die regionalen EVU als Partner ihrer Kundinnen und Kunden in der Pflicht und nehmen diese sowie die derzeitigen Ängste, Sorgen und Probleme der Verbraucher in ihrer Region angesichts der immens hohen Energiepreise sehr ernst. Daher erarbeiten sie zusammenmit denMenschen vor Ort individuelle Lösungen und suchen gemeinsam mit ihnen Auswege aus der Krise. Keine Zeit für Spielchen Derzeit erleben wir eine ausgeprägte Energiekrise, die ihresgleichen sucht. Die ohnehin schon angespannte Lage auf den Energiemärkten wurde dabei durch den Angriff Russlands auf die Ukraine drastisch verschärft, was 2022 zum Teil zu extremen Preissteigerungen bei Haushalten und Unternehmen geführt hat. Hinzu kommen eine handfeste Inflation und eine drohende Rezession, die inSummegroßesPotenzial besitzen, den sozialenZusammenhalt hierzulande und die Stabilität unserer Volkswirtschaft nachhaltig zu beeinträchtigen. Die beschriebene Situation hat insoweit ein dringend notwendigesUmdenken eingeleitet, als nun keine Zeit mehr für Kapriolen ist. Weder für irgendwelche Schuldzuweisungen noch überzogene Forderungen oder „die üblichen politischen Spielchen“. Oder anders: Alle Akteure sind derzeit gut beraten, nach Möglichkeit konstruktiv mit dem jeweils anderen zusammenzuarbeiten. Für egoistische Alleingänge ist die Krise viel zu ernst und die Zeit, die besser genutztwerden kann, an guten Lösungen und Auswegen zu arbeiten, viel zu kostbar. Restriktionen bei der Umsetzung der Hilfen Nichtsdestotrotz ist eine gute Zusammenarbeit nicht immer leicht. Das heißt, dass die Schwierigkeiten und Restriktionen bei der ambitioniertenUmsetzung der Entlastungsmaßnahmen seitens der EVU in vielerlei Hinsicht vonniemandemvernachlässigtwerden dürfen.Weder vonder Bevölkerung, die jetzt zuRecht hohe Erwartungen in sämtlicheAkteure setzt, geschweige denn von der Politik. Die Schwierigkeiten, denen sich die saarländischen Stadt- und Gemeindewerke bei der Umsetzung der geplanten Maßnahmen gegenübersehen, manifestieren sich in zahlreichen Details und sind extrem komplex. Zum einen sind Abrechnungssysteme generell sehr stark auf Kontinuität und standardisierte Prozesse ausgelegt. Daher beFortsetzung nächste Seite ➜ 5 Energiekrise | kontakt VSE

nötigendieMitarbeiterinnenundMitarbeiter angesichts häufiger Veränderungen wie Einmalzahlungen oder Einmalabsenkungen auch ausreichend Zeit, um die notwendigen Abrechnungs- und IT-Prozesse sicher, robust und fehlerfrei für dieUmsetzung vorzubereiten.Hiermüssenz. B. entsprechendeBeträge errechnet undautomatisierteAbrechnungen für Millionen Kunden geändert werden. Zwar ist die Digitalisierung bei den EVU schon weit fortgeschritten. Trotzdem muss eine, etwa vonden zusätzlichenAnstrengungeneiner spät gestopptenGasspeicherumlage „angeschlagene“ Belegschaft aktuell beispielsweise immer neue Sonderregelungen einpflegen. Diemodifizierte „neueSoftware“ muss imAnschluss jedes Mal, bevor sie „auf dieKunden losgelassenwird“, sorgfältig und zeitaufwendig getestet werden. Und das alles kostet Zeit, unendlich viel qualifiziertes Personal und Geld. Und das ist nur ein Beispiel von vielen. Um ein vages Gefühl dafür zu entwickeln, wie es durch die angekündigten Entlastungen zurzeit um die tatsächliche Komplexität im Alltag der Energieversorger bestellt ist, helfen vielleicht ein paar weitere Blicke hinter den Vorhang. Bei der ersten Soforthilfe, der Entlastung in Form der Übernahme des „Dezember-Abschlags“ durch den Staat, geht dieser gemäßder Berechnungslogik der Regierung von zwölf Abschlägen pro Jahr aus. Demnach wird der Vorjahresverbrauch zur Ermittlung des Entlastungsbetrags gezwölftelt. Da jedoch einige Betriebe lediglich mit elf Abschlägen pro Jahr operieren, fehlt den betreffenden Unternehmen schon von vornherein Geld. Unbenommen davon erwächst den Werken insofern generell ein gewisses Liquiditätsrisiko, als eine verspätete Auszahlung des zugesagten „Dezember-Abschlags“ nicht mit Sicherheit ausgeschlossenwerden kann. Erschwerend hinzu schließlich kommt auch derUmstand, dass es sichbei einigenKunden um Barzahler, bei anderen wiederum um Überweiser handelt, die von Fall zu Fall händisch imSystembearbeitetwerdenmüssen. Selbstverständnis der saarländischen EVU und die Politik Wenn saarländische Vertreter kommunaler EVU handwerkliche Fehler am Entlastungspaket der Bundesregierung monieren, beschränken sich diese imWesentlichen auf die schwierige Umsetzbarkeit und das enge dafür zur Verfügung stehende Zeitfenster. Gleichzeitig räumen sie relativierend ein, dass der Entwurf unter extrememZeitdruck erarbeitet werden musste. Ferner sind die Regelungen viel zu komplex, was nachÜberzeugung vonBranchen-Insidern nicht selten aus Angst vor Missbrauch geschieht, immer wenn der Staat im großen Stil Steuergelder zur Verfügung stellt. In der Folge sind die Vorgaben dann so sehr aufgebläht, dass sie von den Stadt- und Gemeindewerken, von den EVU operativ nur noch schwierig darstellbar sind. Aber generell gilt das Verhältnis der saarländischen EVU und allen voran ihrer Vertreter indenVerbänden zur Politik durchaus als ein besonderes. Früher waren VKU und VEWSaar beispielsweise von Haus aus eher Lobby-Verbände, die die Interessen der Stadt- und Gemeindewerke bzw. der Energieversorger gegenüber der Politikvehement vertreten haben. Im Zuge der Energiekrise hat sich hier ein Wandel hin zu einer Art „Partner der Politik“ vollzogen, zumindest, was die operative Umsetzung angeht. Diese junge Partnerschaft ist angesichts der Energiekrise aus der Verantwortung der saarländischen Stadt- und Gemeindewerke in der Daseinsvorsorge heraus entstanden. Einer Verantwortung, die gerade jetzt das große Ziel, gemeinsam die Wirren der Energiekrise zu überwinden, in den Vordergrund rückt unddie unterschiedlichen Interessens6 VSE kontakt | Energiekrise

schwerpunkte von früher überwindet. Bei so viel Verständnis undEntgegenkommen seitens der Energieversorgerwerden im Gegenzug berechtigte Forderungen laut, die PolitikmögedieEVU, diePraktiker, dochbitte früher und stärker in die Prozesse einbinden. Politiker sollten die wertvolle operative Erfahrung, die profunde Kompetenz der EVU aus den letzten 50 oder 100 Jahren annehmen und sich diese im Dienste der Sache für neue praktikable Regelungen zunutze machen. Denn wer, wenn nicht die EVU, solltehier über bessereKenntnisse verfügen, wie man Verbraucher in der Praxis effizient unterstützen kann undwas tatsächlich alles damit verbunden ist? Daseinsvorsorge Die originäreAufgabe der Stadtwerke und regionalen Energieversorger ist nun mal die Daseinsvorsorge. Deshalb stehen sie immer an der Seite ihrer Kunden und sind bestrebt, diese stets sichermit bezahlbarer Energie zu versorgen. Im Vordergrund steht nicht der schnelle Abschluss oder ein hoher Gewinn, sondern die Zufriedenheit der Kundinnen undKunden,mit denenMitarbeiterinnenund Mitarbeiter gemeinsam in ein und derselben Region leben. Besonders die saarländischen Energieversorger verstehen sich als zuverlässige Partner ihrer Kundinnen und Kunden. Die von gegenseitigem Vertrauen geprägte Partnerschaft ist insofern fast zwangsläufig behutsamüber Jahrzehntehinwegorganisch gewachsen, als beide Seiten, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Stadtwerke sowie die Anwohnerinnen und Anwohner, tief mit ihrer Region verwurzelt sind und sichmit ihr identifizieren. Dabei ist eine gute harmonische Zusammenarbeit mitnichten eine Einbahnstraße. Denn auch die Menschen vor Ort haben die Möglichkeit, die gute Arbeit ihrer Stadtwerke in der Daseinsvorsorge zu unterstützen. Denn die können ihren Kunden insofern stabile, sichere und faire Preise bieten, als sie eine sehr konservative und weit in die Zukunft gerichteteEinkaufspolitikbetreiben. Das macht die saarländischen Energieversorger besonders resilient in Krisen. Und je mehr Menschen den Stadtwerken ihr Vertrauen schenken und in die Tarife gehen, destoverlässlicher könnendieEinkäufer zum Wohle aller Kundinnen und Kunden auch für „schlechte Zeiten“ planen. Gerade in ausgewachsenen Krisen, denen nachgesagt wird, dass sie einiges schonungslos zum Vorschein bringen, was „in Friedenszeiten“ gern einmal unterm Radar abtauchenund imVerborgenenbleibenkann, zeigt sichderwahreWert eines zuverlässigen Partnerswie einesEnergieversorgers, der für seine Kundinnen und Kunden da ist. Der es gutmit ihnenmeint und sie seit Äonen immer kompetent berät. Energiesparen bleibt Gebot der Stunde Apropos, als wohlwollende Partner empfehlen Beraterinnen und Berater der Stadtwerke bereits jetzt mit Blick auf die Wintersaison ‘23/‘24, unbedingt weiterhin nach Kräften Energie zu sparen. Selbst dann damit weiterzumachen, wenn die negativen Konsequenzen in diesem Winter subjektiv durch die Entlastungen weit weniger gravierend ausfallen sollten als erwartet. Denn selbst das beste Entlastungspaket erzeugt physisch nicht einen Kubikmeter mehr Erdgas–unddas bleibt nachwie vor ein knappes Gut. [tj] *Stand Redaktionsschluß 7 Energiekrise | kontakt VSE

Herr Dr. Blug, müssen dieMenschen im Saarland fürchten, imWinter imKalten zu sitzen oder auf Strom verzichten zu müssen? Die Wahrscheinlichkeit, dass ein solches Szenario eintritt, ist meiner Meinung nach nicht sehr hoch. Was „im Kalten sitzen“ angeht, und das hat ja in erster Linie etwas mit der Erdgasverfügbarkeit zu tun, wissen wir, dass die Gasspeicher in der Bundesrepublik Deutschland annähernd zu 100 Prozent gefüllt sind, dass über eine Gasleitung von Frankreich nach Deutschland seit einigen Wochen Erdgas in nicht unbeträchtlicher Menge nach Deutschland importiert wird; Industrie undPrivathaushalte den ständigen Interview mit Dr. Klaus Blug Mit Rat und Tat zur Seite stehen Der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine hat eine weltweite Energiekrise ausgelöst. Die Preise für Gas, Öl und Strom sind in den letztenMonaten in Höhen gestiegen, die bisher unvorstellbar waren. Die Bundesregierung versucht, dieser Entwicklung mit Entlastungspakten für Bürgerinnen und Bürger sowie dieWirtschaft entgegenzusteuern. DieMenschen aber sind weiterhin in Sorge und fragen sich, ob und wie sie den kommendenWinter überstehen werden. Dazu Fragen von kontakt an Dr. Klaus Blug, den Geschäftsführer des Verbandes der Elektro- undWasserwirtschaft im Saarland. 8 VSE kontakt | Versorgungssicherheit

und ernst zu nehmenden Appellen, Gas einzusparen, signifikant nachgekommen sind und - das gilt es immer wieder zu betonen - Privathaushalte zu den geschütztenKunden gehören. Sollte es also, auswelchenGründen auch immer, zu Gasverbrauchsreduktionsvorgaben durch die Bundesnetzagentur kommen, so träfe es die privaten Haushalte, zusammen mit sozialen Einrichtungen wie Krankenhäuser, als letzte. Was den Stromangeht, sowerden die drei Atomkraftwerke Emsland, Neckarwestheim und Isar II noch über den Jahreswechsel hinaus am Netz bleiben. Über das Ersatzkraftwerkebereithaltungsgesetz gingen sukzessive fossil befeuerteErsatzkraftwerke wieder ans Netz, im Saarland übrigens die Steag-Kraftwerke Bexbach und Weiher III mit alleine zusammen ca. 1.400 MW Leistung, und auch bei den Verfügbarkeitsproblemen der französischen Kernkraftwerke zeichnet sich eine leichte Entspannung ab. Insofern spricht der zweite Stresstest zur Stromversorgung, den die vier großen Übertragungsnetzbetreiber im Auftrag der Bundesnetzagentur durchgeführt haben, zwar von „stundenweise krisenhaften Situationen“, diese aber nur mit sehr geringer Eintrittswahrscheinlichkeit. Worauf müssen wir uns nach Ihrer Einschätzung einstellen? Trotz der oben genannten, durchaus positiven Entwicklungen muss uns immer wieder klar sein, dass der kommende Winter vielleicht nicht das ganz große Problem darstellenwird. Wenn die Speicherfüllstände am Ende des Winters aber niedrig sein werden, wird uns das russischeGas gänzlich fehlen, umwie in den ersten Monaten 2022 dieSpeicherwieder aufzufüllen, also: DieKrise wird nicht mit dem Ende der Heizperiode im Frühjahr 2023 vorbei sein. Die erhöhten Preise für Energie, die Einsparzwänge, die Diversifizierung unserer Energieversorgung und der Umbau unseres gesamten Energiesystems („Energiewende“) werden weiterhin, und noch verstärkt, unsere gesamte Kraft erfordern. Diese Energiekrise hat Auswirkungen in ganz Europa und darüber hinaus, ist die Versorgung nach Ihrer Einschätzung gesichert, wenn auch zu hohen Preisen? Angesichts der großenDynamik der Ereignisse und ihrer Auswirkungen, wie wir sie in den letzten Monaten erlebt haben, ist hier eineVorhersagenaturgemäßschwierig.Man kann aber in Europa durchaus eine gewisse Solidarität feststellen: Deutschland liefert Strom nach Frankreich, Frankreich Erdgas nach Deutschland und auch die Liefermengen aus Norwegen, den Niederlanden und Belgien sind bis an und teilweise über die nominellen Kapazitätsgrenzen gesteigert worden. Darüber hinaus hat Deutschland mit demLNG-Beschleunigungsgesetz (LNG: Verflüssigtes Erdgas) die Voraussetzung geschaffen, dass nun schnell mehrere mobile LNG-Entlade- undVerflüssigungsterminals, sogenannte SRU, an den deutschen Küsten entstehen, um somit die Möglichkeit zu schaffen, LNG auch ohne lange Transportwege in das deutsche Übertragungsnetz einzuspeisen. Aber auch im Zusammenhang mit dieser Thematik gilt es zu bedenken, dass erhöhte Nachfrage nach Erdgas und gleichzeitige Knappheit, auch bei LNG, erheblich Auswirkungen auf die Preise haben werden, die bei den Endverbrauchern über kurz oder lang ankommen. WelcheMöglichkeiten haben die saarländischen Versorger, hier entgegenzuwirken? Ihre Einflussmöglichkeiten sind, wie bei allen anderen Versorgern in der BunderepublikDeutschland, eher gering angesichts der Größe und Tragweite der Krisenprobleme. Dennoch: Es zahlt sich die eher konservative und verantwortungsvolle Beschaffungsstrategie der in den Städten und Gemeinden verwurzelten Energieversorger aus, nämlich auf Langfristigkeit und Seriosität bei Lieferverträgen zu setzen und eben nicht zu „zocken“, wie es sogenannte „Discounter“ getan haben und Verbraucherinnen und Verbraucher diese unseriöse Beschaffungsstrategie teuer bezahlenmussten. Auch hier werdendie saarländischenEnergieversorger ihren Kunden weiterhin empfehlen, wachsamzu sein und nicht auf scheinbar günstige Lockangebote hereinzufallen, wie sie derzeit aufgrund der Konstruktion des angekündigten Gaspreis-Deckels schon wieder am Horizont auftauchen. Sind die Stadtwerke stark genug, diese Anforderungen stemmen zu können? Die Energieversorger sind, wie ihre Kunden auch, in dieser Krise stark betroffen und arbeiten mit Hochdruck daran, schwierige Prozesse, wie sie sich z.B. aus notwendigen Preisanpassungen oder auch aus der großen Dynamik der Gesetzgebungsprozesse (Gas-Umlage ja, dann Gas-Umlage nein) ergeben, zugestalten. Hierzu stimmtman sich, auch auf der Ebene des Verbandes, regelmäßigund intensiv ab. HierwerdenKooperation unddas gemeinsameBestreben, Probleme in der „Community“ zu lösenund sichuntereinander zu helfen, großgeschrieben. Fortsetzung nächste Seite ➜ 9 Versorgungssicherheit | kontakt VSE

Aber auch die saarländische Landesregierung ist sich der Bedeutung „funktionierender“ Stadt- und Gemeindewerke sehr bewusst:Wirtschaftsminister Barke hat die Stadt- und Gemeindewerke ob ihres „guten Jobs“, den sie in dieser Krise machten, ausdrücklich gelobt (siehe S. 15). Und so sollte man auch davon ausgehen können, dass das Landalles in seinerMacht Stehende tunwird, die saarländische Energieversorgungslandschaft in dieser „rauen See“ zu stützen. Welche Auswirkungen erwarten Sie durch die Entlastungspakete der Bundesregierung? Mankannwohl davonausgehen, dassGas- und Strompreisbremse es sowohl privaten Haushalten als auch der Industrie und dem Gewerbe ermöglichen werden, wenn auch mit „Blessuren“, durch die Krise zu kommen. Allerdings müssen diese Entlastungspakete gewissermaßen das Ergebnis eines ständigen „Work in Progress“ sein, d. h. man muss kontinuierlich reflektieren, obdie ergriffenen Maßnahmen angemessen, wirksam und zielführend sind, und dann gegebenenfalls notwendig erscheinende Anpassungen einarbeiten. Klar ist allerdings: ein „Zurück“ zu den Energiepreisen vor dem Krieg scheint aus heutiger Sicht ausgeschlossen, zumal diese Entlastungspakete ja auch irgendwie finanziert werden müssen. Was empfehlen Sie denMenschen, umgut durch denWinter zu kommen? Mein erster Rat lautet: Sparen, und zwar nach Können und Vermögen, womit ich der Tatsache Rechnung tragen will, dass schon vor der Krise Teile der Bevölkerung aufgrund ihrer persönlichen Situation zu erheblichem Sparen gezwungen waren. Mein zweiter Rat: Sprechen Sie bei Fragen und Problemen Ihren örtlichen Energieversorger an. Dort sitzen in den Kundenberatungsstellen Saarländerinnen und Saarländer wie Sie, die womöglich mit ähnlichenProblemen zukämpfenhaben, und die Ihnenmit Rat undTat bei der Bewältigung der Krise zur Verfügung stehen. [med] *Stand Redaktionsschluß 10 VSE kontakt | Versorgungssicherheit

In Anlehnung an die Europäische Nachhaltigkeitswoche, die jährlich im September in vielen Ländern des Kontinents stattfindet und sich der Förderung von Nachhaltigkeit und nachhaltigen Entwicklungszielen verschrieben hat, widmete sich auch die VSE-Gruppe dieses Jahr wieder der Sensibilisierung für dieses wichtige Thema. So versorgte das Team CSR (Corporate Social Responsibility) dieKolleginnenund Kollegen an jedem Arbeitstag der Themenwochemit nützlichenTipps und allgemeinen Informationen aus verschiedenenBereichen der VSE-Gruppe. Nach einer Vorstellung der VSE-Nachhaltigkeitsstrategie – wesentliche Säulen sind hier Verbesserungen im Umwelt- und Artenschutz, der betriebliche Gesundheitsschutz, gesellschaftliches Engagement und die Optimierung des eigenen Ressourcenverbrauchs – gab es am zweiten Tag Energiespar-Tipps speziell zum Bereich „Heizen und Lüften“, welche die energis GmbH auch in einer Broschüre für Kundinnen und Kunden zusammengestellt hat. Um die ständig steigenden Kraftstoffpreise zumindest ein wenig abfedern zu können, wurden zur Halbzeit der Kampagnenwoche, in Zusammenarbeit mit demBereich ArGUS Arbeits-, Gesundheits- und Umweltschutz der VSE, Möglichkeiten zumspritsparenden Fahren aufgezeigt. Weitere Themenblöcke schließlich waren die bestehenden und geplanten Erneuerbare-Energien-Aktivitäten der VSE (Windparks und Photovoltaikanlagen) und die wichtige Rolle der Bürgerbeteiligungen bei solchenProjekten, sowie die aktuell getroffenen Maßnahmen zur Senkung der Energieverbräuche in den Gebäuden der VSE-Gruppe. Großes Interesse im E.ON-Konzern Durch „Connect“, das soziale Intranet von E.ON, waren die Tipps und Infos aus der VSE-Gruppe auch für die ca. 70.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des gesamten E.ON-Konzerns zugänglich. Und sie fandengroßenAnklang: DieBeiträgewurden überdurchschnittlichoft angeklickt, gelesen, geliked und auch kommentiert. Wandern und Laufen für guten Zweck InderNachhaltigkeitswoche startete auch die sehr beliebte,mittlerweiledritteWanderaktiondesCSR-Teams (ausführlicher Bericht siehe Seite 50/51). Alle Kolleginnen und Kollegen waren wieder aufgerufen, von Ende September bisAnfangNovember indieNatur oder aufs Indoor-Laufband zu gehen, umKilometer für einen guten Zweck zu sammeln, und ganz vielemachtenmit. 4.164Kilometer undsomit 2.082Eurowurdenerwandert und erlaufen. Der Vorstand stockte den Betrag auf die rundeSumme von3.000Euro auf. Sie wirddenTafeln inSaarbrücken, Neunkirchen undVölklingen zuGute kommen, diewie derzeit alle Tafeln in Deutschland vor großen Herausforderungenbei der Versorgung ihrer Kundinnen und Kunden stehen. Ressourcenschutz versus Ökonmie? Sustainability, so die englische und internationaleBezeichnung fürNachhaltigkeit, ist nicht eindeutig definiert. Auf jeden Fall aber sollte sie den Schutz natürlicher Ressourcen implizieren, damit diese auch zukünftigen Generationen noch zur Verfügung stehen, und zwar ausreichend und weltweit. Im Idealfall wären die Eindämmung und Vermeidung der Ausbeutung des Planeten, von Flora und Fauna und auch des Menschen Basis jeglichen Handelns. Ökonomische Interessen stehen dem meist entgegen. Eine kaum zu lösende Herausforderung und dennoch zugleich Hoffnung der Menschheit für die Zukunft ist es, Ökologie, Ökonomie und Soziales in Einklang zu bringen. [ks] Nachhaltigkeit – wir sind dabei! Weitere Infos: csr@vse.de 11 Rubrik | kontakt VSE

dieAbschaffungder EEG-Umlage imStromsektor, die angekündigte Absenkung der Umsatzsteuer auf den Energieträger Erdgas von 19 auf 7 Prozent, inklusive der Ausweitung auf Fernwärme, die ergänzende Klima- und Heizkostenkomponente oder auch ein zusätzlicher Heizkostenzuschuss an Wohngeldbezieher zu begrüßen. Mehr Entlastung wird allerdings der Abwehrschirm der Bundesregierung bringen. Im Dezember sollen Gas- und Fernwärmekunden eine Einmalzahlung erhalten. Da übernimmt quasi der Staat die monatliche Abschlagszahlung. Ich glaube, dass dieser Einmalbetrag schnell und unbürokratisch Lücken schließen wird. Die zweiteEntlastungsstufe fürHaushalte undKMU (kleine undmittlereUnternehmen) soll dann imnächsten Jahrmit der GaspreisTrotz Abwehrschirm und Entlastungen: Energiesparen bleibt Gebot der Stunde Die Strom- und Gaspreise schießen durch die Decke. Wirtschaftsfachleute erwarten eine Rezession in diesemWinter und eine Insolvenzwelle nie gekannten Ausmaßes in Deutschland. Zwar gibt es jetzt einen 200 Milliarden Euro schweren Abwehrschirm, um das Schlimmste zu verhindern. Aber reicht das aus? KONTAKT hat Jürgen Barke gefragt. Er ist saarländischer Minister fürWirtschaft, Innovation, Digitales und Energie sowie stellvertretender Ministerpräsident. bremse kommen. Wir wissen, dass Handlungsdruckherrscht. GeradedieBürgerinnen und Bürger, aber auch die Unternehmen und die Industrie brauchen eine Sicherheit und Perspektiven. Der Bund muss jetzt schnell in die Umsetzung gehen. Handwerk undMittelstand gelten als das Rückgrat der deutschenWirtschaft. Doch die leiden unter Lieferschwierigkeiten, Fachkräftemangel und jetzt zusätzlich durch die Energiekrise. Wie will das Saarland diesen Unternehmen helfen? Auchhierwird in erster Linie der Bund zum Zug kommen müssen. Unter anderem wird da in erster Linie dieGaspreisbremse für Entlastung sorgen. Ein gesondertes Zuschussprogramm des Bundes für KMU, wie es vom Bundeswirtschaftsministerium ursprünglich angekündigt und auch von uns forciert wurde, ist in dem Zwischenbericht der Expertenkommission leider nicht enthalten. Die Gaspreisbremse allein wird nicht jede denkbare unternehmerische Problemlage beheben können, so dass Lösungsansätze für die Behandlung vonHärtefällen durch Liquiditätshilfen, Bürgschaften, Zuschüsse undKredite notwendig werden. Was ich den KMU in unserem Land aber immer wieder an die Hand geben möchte: Machen Sie von unserem vielfältigen BeratungsnetzwerkGebrauch: Sei esbeimThema Fachkräfte, bei der Investitionsförderung HerrMinisterBarke,welcheMittelhabenwir noch imKöcher, umeine schwere Rezession aufgrund der Energiekrise abzuwenden? Mir ist bewusst, dassmomentandieexplodierenden Energiekosten viele Bürgerinnen und Bürger und vor allem auch Unternehmen vor große Herausforderungen stellen. Daher steht es außer Frage, dass wir alles befürworten, was Gaspreise runterbringt und die Menschen entlastet. Das muss aber in erster Linie vom Bund kommen. So sind Jürgen Barke, Minister fürWirtschaft, Innovation, Digitales und Energie sowie stellvertretender Ministerpräsident des Saarlandes 12 VSE kontakt | Energiekrise

oder innovativen Finanzierungslösungen und Beratungsangeboten – unsere Unterstützungsangebote sind passgenau auf den Mittelstand zugeschnitten. Denn für die erfolgreiche Transformation desWirtschaftsstandortes Saar brauchen wir einen starken Mittelstand: als verlässlicher Arbeitgeber, alsVersorger inder Region, alsAusbilder und nicht zuletzt auch alsMotor und Ideengeber für den Strukturwandel! Staatliche Preisdeckelungen gelten vielfach alsWundermittel zur Abmilderung der Krise. Welche Problematik bringt das bei der Umsetzungmit? Staatliche Preisdeckelungen sind generell ordnungspolitisch problematisch und in der Praxis auch nicht einfach umsetzbar. Sie könntenzuweiterenKnappheitseffektenund Mangellagen im Strom- und Gasmarkt führen. Zu bedenken ist ferner, dass Strom- und Gaspreisdeckelungen zu wirtschaftlichen SchieflagenvonStadtwerkenalsGrund- und Ersatzversorger führen könnten. Dies ließe sich nur dann vermeiden, wenn der Bund die Stadtwerkemit ZuschüssenoderVerlustausgleichen flankiert. Warumwird der Strompreis nicht vom Gaspreis entkoppelt? Andere EU-Länder fordern das seit längerem, nur Deutschland nicht. Eine formalrechtliche Kopplung der Gas- und Stromendkundenpreise gibt es nicht. Das derzeitige Strommarktdesign wird allerdings durch die Börsenpreisbildung anhand der Grenzkosten des teuersten bezuschlagten Gaskraftwerks, der so genannten „Merit Order“, geprägt. Der Bund hat diesbezüglich eine grundlegendeReform und eine Kombination mit der Abschöpfung von Zufallsgewinnen der Stromerzeuger vorgeschlagen. Dieser Ansatz ist rechtlich und wirtschaftlich hochkomplex. Er wird deshalb intensivmit der EU-Kommissionund denübrigenEU-Mitgliedstaatenerörtert. Ein Zeitkorridor für die Umsetzung lässt sich derzeit nur schwer abschätzen. Wie steht die Landesregierung zu den Forderungen einer Übergewinnsteuer? Die saarländische Landesregierung steht der Übergewinnsteuer grundsätzlich positiv gegenüber. Ein entsprechender Gesetzesentwurf der Bundesregierung müsste natürlich rechtssicher sein und definieren, woundwannÜbergewinne entstehen. Steuerpolitisch und steuerrechtlich betrachtet, sind Übergewinnsteuern umstritten, da etwaige Zusatzgewinne von Unternehmen, die in Kriegs- und Krisensituationen auftreten können, ohnehin der bestehenden Unternehmensbesteuerungunterliegen. Die Umverteilung der Krisengewinne klingt positiv –wirft aber eben auch unbeantwortete Fragen auf, die es zu klären gilt. Der Staat gewinnt kräftigmit andengestiegenen Energiepreisen. Warum setzt man nicht einfach die Mehrwertsteuer aus und verzichtet auf die riesige und bürokratische Umverteilung? Mit Blick auf die hohen Energiepreise und die neue Gasbeschaffungsumlage hat die Bundesregierung bereits angekündigt, die Umsatzsteuer auf den Energieträger Erdgas bis EndeMärz 2024 von 19 auf 7% abzusenken. Mit demneuen Abwehrschirmwird der ermäßigteUmsatzsteuersatz außerdemauf Fernwärme ausgeweitet. Vom Grundsatz her wäre es diskussionswürdig, die Umsatzsteuer auf Strom-, Gas-, Heizöl- und Fernwärmelieferungen gleichförmig auf den europäischen Mindestsatz zurückzuführen. Dabei müssen allerdings immer auch die Einnahmenverluste des Bundes, der Länder und der Kommunen im Auge behalten werden. Energiesparen ist das besteMittel für das eigene Portemonnaie, für das Klima und gegen Putin. Aber wenn der Staat zu viel hilft, sparen dieMenschen nicht, Energiespar-Appelle laufen ins Leere, das hat die Erfahrung in der Vergangenheit gezeigt. Wäre es nicht besser, den Ausbau der Energie- undWärmewende zu unterstützen, als den Energieverbrauch, sprich Entlastungspakete? Wir brauchen aktuell beides: Kurzfristige Entlastungen fürWirtschaft, Unternehmen, Bürgerinnen und Bürger, aber auch langfristig tragfähigeAnreize zumEnergiesparen, zu mehr Energieeffizienz und zu einer schnelleren Energie- undWärmewende. Genau daran arbeiten auch gerade die Energieministerinnen und -minister, dazu laufen viele Gesetzgebungsprozesse des Bundes. Erwähnt seien hier nur der laufende Abstimmungsprozess zur Kommunalen Wärmeplanung, dieBeschlüsse des Energieministertreffens zur Steigerung der Energieeffizienz durch Abwärmenutzung, das neue FörderprogrammdesBundes zurUmstellung der Fernwärme auf Treibhausgasneutralität undzumNeubauneuer klimaneutralerNetze. Das Saarland hinkt beim Ausbau der Erneuerbaren im Vergleich der Bundesländer hinterher. Was plant die Landesregierung, umdiesen Rückstand aufzuholen? In unserem Bundesland herrscht die größte Einigkeit darüber, dass der Schlüssel für eine dauerhaft bezahlbare, unabhängige und saubere Energieversorgung im konsequenten Ausbau der erneuerbaren Energien und des damit verbundenen Netzausbaus liegt. Bund und Länder sind sich dabei ihrer gemeinsamen Verantwortung bewusst, die Energiewendemit allerKraft voranzutreiben. Im Saarland wird der Beitrag zur Zielerreichung für den Ausbau der erneuerbaren Energiendurchden imletztenJahr beschlossenen Energiefahrplan 2030 definiert. Als kleines, dicht besiedeltes Land mit viel Industrie unterscheiden sich die Bedingungen imSaarlandvonanderenBundesländern. Ziel des Energiefahrplans ist vor diesem Hintergrund, denAnteil der erneuerbarenEnergien bis 2030 auf 40 Prozent zu verdoppeln und zusätzlich mit Energieeffizienzmaßnahmen deutliche CO2-Reduktionen zu erreichen. Die neue Landesregierung hat bereits angekündigt, mit einem Anteil von 50 Prozent am Stromverbrauch künftig weitergehende Ziele setzen zu wollen. Der Energiefahrplan 2030 setzt vor allem auf den Ausbau der Photovoltaik und den Ausbau der Windenergie. In Bezug auf seine flächenspezifische Installationsdichte der Windenergie liegt das Saarland vor vielen großen Flächenländernwie Rheinland-Pfalz, Nordrhein-Westfalen, Hessen, Baden-WürttembergundBayern; imHinblickauf dieHöhe der Flächenausweisung liegt dasLandaktuell auf Platz 3 hinter Schleswig-Holstein und Hessen. DasWirtschaftsministeriumwirddieweiterenFormender erneuerbarenEnergien, vor allem Biomasse und Biogas, im Rahmen der aktuellen Entwicklungen erneut beleuchten und prüfen, inwieweit diese einen weiteren Beitrag zumAusbau der erneuerbaren Energien im Saarland leisten können. Auch die Bundesregierung hat mit ihrem Abwehrschirm die erneuerbaren Energien in den Fokus gerückt: Der Ausbau der erneuerbaren Energien soll weiter priorisiert und beschleunigt werden. Sicher wird die Umsetzung der Bundesgesetze auch für das Saarland eine Herausforderung darstellen. Dieser werden wir uns – wie alle anderen Bundesländer auch – im Sinne von Energiewende und Transformation stellen. Der Ausbau der Erneuerbaren, Wärme- und Verkehrswende, Wasserstoffeinsatz … all das dauert noch Jahre, bis es soweit ist. Wie soll das dieWirtschaft überleben und wie wollen wir das finanzieren? Der Transformationsprozess betrifft alle, entsprechendmüssenalle andiesemProzess mitarbeiten, auch unter Einsatz der vorhandenen Ressourcen. Das wird uns sicher viel Kraft kosten, aber mit dem Transformationsfonds werden wir als Landesregierung eine außerordentliche Grundlage für diesen Prozess bereitstellen. [nea] *Stand Redaktionsschluß Energiekrise | kontakt VSE 13

Jürgen Barke: „Regionale Energieversorger im Saarland machen starken Job“ Stadtwerke forcieren Hilfsangebote in der Krise Die Lage rund umdie Gasversorgung in Deutschland ist ernst. Zur Finanzierung eines Rettungsschirms initiiert die Bundesregierung daher mit Investitionen in Höhe von 200Mrd. Euro eine Entlastung von Privathaushalten und Gewerbetreibenden. Derzeit jedoch stehen weder Zeitplan noch Details der Maßnahme fest. Und so ist die Gaspreiskrise immer noch real. Gerade jetzt unterstreichen die saarländischen Energieversorger das, was sie seit über 100 Jahren tun. Bürgerinnen und Bürger in ihrer Region zu unterstützen – kompetent, zuverlässig und partnerschaftlich. 14 VSE kontakt | Krisenmanagement

Angesichts exorbitant gestiegener Strom- und Gaspreise häufen sich die Anrufe ratloser, teils verzweifelter Menschen in den Kunden-Centern der Energieversorger. Zwar werden die stark gestiegenen Strom- und Gas-Rechnungen von den Stadtwerken verschickt. Aber dass diese dadurch automatisch zu denKrisengewinnern gehören, kann niemand behaupten. Selbst Stadtwerke, die Rücklagen in Millionenhöhe bilden konnten, sind gezwungen, Gas teilweise für das Zwanzigfache dessen einzukaufen, was sie noch vor einem Jahr bezahlt haben. Ohne staatliche Hilfen droht diese Situation, nahezu jedes Stadtwerk über kurz oder lang in eine gehörige wirtschaftliche Schieflage zu bringen. Die saarländischen Energieversorger müssen ihrer Verantwortung gegenüber den Menschen in ihrer Region gerecht werden und gleichzeitig darauf achten, nicht selbst in eine existenzbedrohende Situation zu geraten. Bis zur Klärung der Details des Gaspreisdeckels legen sie nicht etwa die Hände in den Schoß, sondern unterstützen auf breiter Front beim Energiesparen. Sie forcieren ihr Angebot an Hilfsmaßnahmen, an Energieberatung und Unterstützung der Bevölkerung kontinuierlich. Beispiele sind die „Landeskampagne Energieberatung Saar“, eine gemeinsame Informations- und Beratungskampagne des Ministeriums für Wirtschaft, Innovation, DigitalesundEnergie, saarländischer Energieversorger und der Verbraucherzentrale des Saarlandes, sowie die Aktionswoche „Das Saarlandvoller Energie“ (www.land-voller-energie.saarland). „Die regionalen Energieversorger im Saarland, die großen wie kleinen saarländischen Stadtwerksbetriebe machen momentan einen starken Job – auch unter extrem erschwerten Rahmenbedingungen, die sich in dieser Form noch vor einem Jahr wohl niemand so recht hätte vorstellen können“, so Jürgen Barke, Minister für Wirtschaft, Innovation, Digitales und Energie des Saarlandes. „Durch die infolge des russischen Angriffskrieges in der Ukraine stark gestiegenen Strom- und Gaspreise sehenwir uns alle gemeinsammit der Aufgabe konfrontiert, die Energiewende noch schneller als geplant voranzutreiben“, betont der Minister. „Und bis dieses mittel- und langfristige Ziel erreicht ist, werden wir kurzfristig gemeinsam mit den Stadtwerke-Partnern vor Ort dafür Sorge tragen, dass niemand alleingelassen, dass niemand in der Krise abgehängt wird.“ „Die saarländischen Stadtwerke-Partner versuchen seit jeher alles in ihrer Macht Stehende, um ihrer Verantwortung entsprechend beispielsweise Strom- respektive Gassperren ihrer Kunden zu vermeiden“, weiß auch Jörg Aumann, Präsident des Saarländischen Städte- und Gemeindetages (SSGT) sehr zu schätzen. „Dazu zählen Präventionsmaßnahmen wie ein frühes Ansprechen betroffener Kunden bereits bei geringen Fehlbeträgen und das Angebot von Ratenzahlung oder ähnlicher Dinge bei Zahlungsschwierigkeiten ernsterer Natur. Nichtsdestotrotz kann das allein nicht auf Dauer gutgehen“, merkt der Neunkircher Oberbürgermeister kritisch an. „Mit Blick auf die galoppierenden Energiepreise kommen bereits im Winter Probleme auf die Stadtwerke zu, sodass es ohne weitere Garantien des Landes und des Bundes nicht gehen wird.“ Das Engagement der regionalen Energieversorger hat in Verbindung mit einer raschen Unterstützung des Bundes großes Potenzial, dass der einzige Lichtblick für die aktuelle Heizperiode nicht ausschließlich in der Hoffnung auf einen kurzen, möglichst mildenWinter liegen muss. [tj] *Stand Redaktionsschluß Minister Jürgen Barke bei der energis GmbH 15 Krisenmanagement | kontakt VSE

Vor dem Hintergrund rasant steigender Energiekosten und der anstehenden HeizperiodewardieResonanzdesPublikums beim verkaufsoffenen Sonntag in Schmelz am 7. September ebenso groß wie beim dreitägigenAufenthalt der energis-Energieberatungstour imOktober inMandelbachtal. Weil außergewöhnliche Zeiten besondere Sparmaßnahmenerfordern,wurde inunzähligen Beratungen Einsparpotenzial in vielen Haushalten erkannt, das durch viele kleine Maßnahmen erschlossen werden kann. Ein Beispiel vom Beratungstag in Schmelz: In einem 4-Personen-Haushalt mit einem 16 VSE kontakt | Beratung Energieeinsparung energis setzt weiter auf Energieberatung vor Ort Im Zuge der Energieberatertage in Schmelz und der Energieeffizienzkampagne in Mandelbachtal gab das Expertenteam von energis Verbraucherinnen und Verbrauchern zahlreiche Tipps zur Energieeinsparung.

Stromverbrauch von über 6.000 kWh im Jahr hat sich ein 20 Jahre alter Wäschetrockner, der noch mehrmals pro Woche genutzt wird, als Energiefresser Nummer eins herauskristallisiert. Energieeinsparung durch moderne Haushaltsgeräte Mit modernen Haushaltsgeräten kann man eineMenge Energie sparenunddieKosten schrumpfen lassen.Wird beispielsweise einWäschetrockner Baujahr 2006mit Energieeffizienzklasse C durch einen modernen Wäschetrockner mit der Energieeffizienzklasse A+++ ersetzt, sinken die jährlichen Stromkosten allein für dieses Gerät von 168 Euro auf knapp 50 Euro. Auch die Kosten für den Austausch anderer Geräte im Haushalt amortisieren sich durch den geringeren Energieverbrauch nach einigen Jahren: Eine energieeffiziente Kühl- und Gefrierkombi mit einem Fassungsvermögen von rund 300 Litern bringt eine jährliche Stromkostenersparnis vonmehr als 70Euro.Wer dann noch darauf achtet, dass das Gerät optimal befüllt wird, kann die Kosten weiter senken. Bei Waschmaschinen und Geschirrspülern sinken die jährlichen Stromkosten durch den Austausch um jeweils etwas mehr als 25 Euro. Gute Dämmung ist das A und O InMandelbachtal berichtete ein Besucher des Energieberatungsmobils von seinem Problem, dass er das Obergeschoss seines Wohnhauses im Winter nicht bis zu einer angenehmenTemperatur beheizen kann. Die Ursache hatte der energis-Experte schnell identifiziert: Fehlende Dämmung. Nicht gedämmte Geschossdecken oder nicht gedämmte Dächer machen die kommende Heizperiode noch teurer, denn ohne Dämmung geht über die Dachfläche viel Heizenergie ungenutzt verloren. Bereits die fachgerechte Dämmung der obersten Geschossdecke hält während der Heizsaison die Wärme im Gebäude und spart etwa acht Prozent Heizenergie. Wird zusätzlich der Dachboden entsprechend gedämmt, kann man rund ein Viertel der Heizkosten einsparen. Da für all dieseMaßnahmenstaatlicheFörderungenwinken,wurdendieBesucherinnen und Besucher der Energieberatertage auch darüber eingehend informiert. Diese und weitere wichtige Informationen findet man auch in gebündelter Form unter http://energis.de/energiespartipps; zudemkannman sich auch jederzeit von den energis-Beraterinnen und-Beratern vor Ort informieren lassen. [md] Weitere Infos: jochen.meisberger@energis.de 17 Beratung | kontakt VSE

Doch Energie- und Klimakrise lassen uns allen keine andere Möglichkeit mehr, die Wärmewende endlich spürbar voranzubringen. Über das Wie einer regionalen Wärmewende diskutiertenEnde September im Saarbrücker Schloss Energie-Fachleute ausWirtschaft, PolitikundWissenschaft auf dem Energiekongress des IZES Institut für ZukunftsEnergie- und Stoffstromsysteme. Der saarländische Wirtschaftsminister Jürgen Barke gab unumwunden zu, dass in den letzten Jahren die Wärmewende kaum vorangekommen sei. „Nun müssen wir in kurzen Zeitabschnitten große Fortschritte machen, um den gesellschaftlichen Zusammenhalt nicht zugefährden.“ Entlastungspakete, Energiekostendämpfungsprogramme, Förderungen zumBeispiel für effizienteWärmenetze sollen dazu beitragen, Insolvenzen zu vermeiden und die Bürgerinnen und An guten Ideen mangelt es nicht: kalte Nahwärme, Wärmegewinnung aus Abwasser oder Abfall, Solarthermie, Geothermie, Umweltwärme aus der Luft, Wasserstoff … Doch der Ausstieg aus den fossilen Energien Erdgas, Öl und Kohle bei derWärmeversorgung kommt trotz Krisenlage nicht so recht voran. Bedenkenträger, langwierige Genehmigungsverfahren, unterschiedliche Interessenlagen bei der Vielzahl beteiligter Akteure, Planungsunsicherheit bei potentiellen Investoren, Fachkräftemangel und jahrelang günstige fossile Brennstoffe bremsen den dringend benötigten Umstieg aus. Die Wärmewende kommt nur schleppend voran Druck auf dem Kessel Dabei sprechen die Zahlen eine deutliche Sprache: Nach Angaben des Branchenverbands BDEWentfallenüber 50 Prozent des bundesweiten Endenergieverbrauchs auf die Wärmeerzeugung. Bei der Beheizung von Gebäuden und Wohnraum dominieren nach wie vor Gas und Öl mit fast 75 Prozent; und die 14 Prozent Fernwärme wird zum großen Teilmit fossilenEnergieträgern erzeugt. Der restlichen 11 bis 12 Prozent entfallen auf die Erneuerbaren mit geringer Bewegung in den letzten Jahren. Zu wenig, um das ambitionierte Ziel der Bundesregierung zu erreichen, die Wärmeversorgung bis 2030 in Deutschland zu 50 Prozent klimaneutral hinzubekommen. Tilo Kurtz, Prof. Frank Baur Friedrich Beck Dr. LesyaMatiyuk,Jürgen Barke Tina Vollerthun 18 VSE kontakt | Wärme

Bürger halbwegs warm durch den Winter zu bekommen. Kommunale Wärmeplanung als Hoffnungsträger GroßeHoffnung setzendieAkteure auf die so genannte Kommunale Wärmeplanung. Sie ist ein wichtiges Instrument für die Kommunen, wie künftig die klimaneutrale Wärmeversorgung in den Ortsteilen und Stadtvierteln aussehen soll. Doch bis die steht, dürfte viel Zeit ins Land gehen, auch wennThomasCharles vomBundesministeriumfürWirtschaft undKlimaschutz bis Ende des Jahres den ersten Referentenentwurf des Bundesgesetzes erwartet. Viele Fragen bleibenoffenwieDatenschutz, Finanzierung, Beteiligungder Länder, dasAusbringen indie Flächeusw. Kritiker geben zubedenken, dass fast alleStädteundGemeinden inden letzten Jahren teure integrierteKlimaschutzkonzepte erstellt hättenunddiese nunumsetzungsreif in den Schubläden schlummernwürden. Und jetzt komme schonwieder etwasNeues. Einige Bundesländer haben trotzdem bereits mit der Erstellung der Wärmeplanung begonnen. Auch das Saarland verfügt schon über ein vom IZES erstelltes Wärmekataster. „Auch wenn das nicht gebäudescharf mit allen Daten ausgestattet ist, so haben wir doch eine handlungsfähige Grundlage für die Wärmewende geschaffen, auf die wir aufbauen können“, so IZES-Leiter Prof. Frank Baur. Dass fertige Pläne überWärmepotentiale in den Schubladen liegen, zeigt auch das Beispiel des Entsorgungsverbands Saar EVS. „Unter unseren Füßen schlummert ein reicher Schatz, den wir nur heben müssen“, betont Tina Vollerthun vom EVS. Denn im Abwasser befinde sich reichlichWärme, die ungenutzt verpuffe. Mittels Wärmepumpe wird in den Kläranlagen Brebach und Limbach Abwärme aus dem Abwasser zur Beheizung von eigenen Gebäuden gewonnen. „Wir brauchen Energieunternehmen, diemit uns die Projekte gemeinsam angehen“, so der Appell. FAMIS macht das beispielsweise in Saarwellingen. Für die neue Festhalle soll die benötigte Wärme zur Abdeckung der Grundlast ökologisch aus der Energie aus Abwasser erzeugt werden. Allerdings wurdederNeubauaufgrundder gestiegenen Kosten vorerst auf Eis gelegt. Dass nicht jedes vielversprechende innovativeWärmeprojekt von Erfolg gekrönt ist, macht Friedrich Beck vom Landesverband Erneuerbare Energien Rheinland-Pfalz/ Saarland deutlich. In seiner Zeit als Geschäftsführer der Stadtwerke Kusel wurden zwar zahlreiche Wärmeprojekte angestoßen und umgesetzt, aber beispielsweise das Projekt Flusswasser-Wärmepumpe aus der Lauter in Lauterecken sei aus technischen Gründen gescheitert. Es bestehe zwar großes Interesse der Bürgerinnen und Bürger an innovativenWärmeprojektenwie Power-to-heat-Anlagen, aber bei der Frage nach den Kosten scheiden sich die Geister. „Die potentiellen Kunden wollen eine hohe Preisstabilität, eine schnelleUmsetzung und vollkommene Energie-Autarkie.“ Das sei in Anbetracht der vielen Herausforderungen kaum zu bewältigen. Fragen, mit denen sich auch FAMIS bei ihrenNahwärme-Projekten auseinandersetzenmüsse, berichtet JanFehlhaber. ImOrtsteil Holz der Gemeinde Heusweiler setzen FAMIS und Gemeindewerke ein innovatives Nahwärmeprojekt ummit Solarthermiefeld, Holzhackschnitzel oder Wärmepumpen in einem Mischgebiet mit Gewerbe, Bestand und Neubauten. Dass Druck auf demKessel ist und das Interesse groß ist, zeigt zudem das Beispiel Energiegenossenschaft Fürth. Das seit 2015bestehendeNahwärmeprojekt mit Biogas hat rund 200 Anschlussnehmer. Allein indiesemJahr konnten40Neukunden gewonnen werden. Wasserstoff könnte es richten Eine ganz andere Größenordnung hat das grenzüberschreitende Wasserstoff-Infrastrukturprojekt MosaHyc. Der französische Gasnetzbetreiber GRTgaz und der Netzbetreiber Creos Deutschland wollen ihre Gasnetze in der Großregion so nutzen, dass künftig grüner Wasserstoff hindurchfließt. Rund 50.000 Tonnen Wasserstoff könnten bis 2030 bereitgestellt werden, so Geschäftsführer Creos, Jens Apelt. Die Vorteile: Grüner Wasserstoff wird aus Wind- und Sonnenstrom erzeugt, ist gut zu transportierenundwirdweltweit gehandelt. „Gewisse Industrienwerden auf die Anwendung von grünen Gasen oder Wasserstoff nicht verzichten können und deshalb macht der Aufbau einer Wasserstoff-Infrastruktur in Europa sehr viel Sinn.“ Ob allerdings jede regionale Gasleitung in 20 oder 30 Jahren noch gebraucht würde, sei völlig offen. „Wenn ein Stadtteil auf eine klimaneutrale Wärmeversorgungumstellt, wirddieGasleitung gegebenenfalls zurückgebaut.“ Abgerundet wurde das Tagesprogramm mit einem Blick über die Grenzen nach Luxemburg und in die Deutschsprachige Gemeinschaft in Ostbelgien sowie durch vom IZES begleitete Forschungsprojekte zur Wärmewende oder zumEnergiewendebauen, vorgestellt von Juri Horst und Anna Bur. Das Fazit fällt jedoch ernüchternd aus, denn die bisherigen Trippelschritte der Wärmewende reichen bei weitemnicht aus, um die Energiewende insgesamt spürbar voranzubringen. Die Wärmewende ist und bleibt eineHerkulesaufgabe sondergleichen und erfordert dieBündelung aller beteiligten Kräfte: schnell, unbürokratischundmachbar. [nea] Jan Fehlhaber Juri Horst Jens Apelt, Peter Gillo Anna Bur Weitere Infos: www.izes.de jan.fehlhaber@famis-gmbh.de 19 Wärme | kontakt VSE

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