kontakt 04/2021

8 VSE kontakt | Energiepreise Gas- und Strompreiskrise Gas- und Stromkunden in Deutschland werden sich wohl bei einer ihrer nächsten Rechnungen die Augen reiben. Denn nach Lage der Dinge – und die ist gerade historisch ernst – kommen die meisten Versorger nicht mehr umhin, insbesondere ihre Gaspreise spürbar zu erhöhen. UntermStrich lässt der Trend Branche und Verbraucher in Europa inständig auf einenmildenWinter hoffen. Seit dem langen, kalten Winter 2020/21 sind die Einfuhrpreise für Erdgas (ermittelt vom Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle) allein von Januar bis Juli um 42 Prozent gestiegen. Anfang Oktober 2021 ermittelte die EEX (European Energy Exchange AG) für 2022 (Jahresband) einen Börsenpreis für Erdgas von 59,30 EUR/ MWh, was in etwa eine Vervierfachung binnen weniger als zwölf Monaten bedeutet. Ein Ende dieses Trends ist vorerst nicht in Sicht. Bis dahin zahlen diverse Faktoren gemeinsam darauf ein, dass sich die Krise mittelfristig noch verschärft. Die Wucht der Preiserhöhung Das Ausmaß der aktuellen Erdgas-Preisrallye erscheint auch deshalb so immens, da das Preisniveau noch vor zwölf Monaten auch coronabedingt sehr niedrig war. Der Absatz ging damals stark zurück. DerWinter davorwar vergleichsweisemild, dieSpeicher voll. Diese Zeiten sind nun vorbei. Zu den niedrigen Preisen aus der Vergangenheit gesellt sich das Thema Flexibilität, eine wertvolle Eigenschaft von Erdgas, auf kurzfristige Schwankungen des Energiebedarfs in den Netzen ausgleichend reagieren zu können. Bis dato wurde wohl übersehen, warum auch immer, Flexibilität einzupreisen. Das haben die Börsen offensichtlich jetzt nachgeholt. Viele Faktoren befeuern in Summe die derzeitige historischeWucht der aktuellen Gaspreiskrise. Langfristige Strategie der Versorger am Limit Versorger hierzulande ordern Erdgas in der Regel über langfristige Verträge bei verschiedenen Vorlieferanten und Energiehandelsunternehmen, um Unsicherheiten, SchwankungenundKrisen resilienter begegnen zu können. Das sichert eine gewisse Zeit lang stabile Preise.Wenn unerwartet jedoch so viel zusammenkommt, stößt auchdie beste Strategie an ihreGrenzen.Wird obendrein mehr nachgefragt, müssen auch erfahrene Strategen kurzfristig mehr ordern. Und das

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