Trends & Themen | kontakt VSE Weitere Infos: martin.backes@energis.de derr-ralf@vse.de 7 werke auch Wärmeplanungen im Auftrag von Städten oder Kommunen durchführen. Ebenso, wie es die energis als Regionalversorger derzeit zusammen mit einem Ingenieurbüro bzw. Partner anbietet. Wenn etwa ein neues Wärmenetz auf- oder das Stromnetz ausgebaut werden soll, wird wohl kein Weg an den Stadtwerken vorbeiführen. Letztere sind in den meisten Fällen sowieso schon mit Transformationsprozessen im Rahmen der Energiewende befasst und ertüchtigen ihre Netze für die Energieversorgung der Zukunft. In dieser Beziehung stecken die Stadtwerke in einem durchaus vergleichbaren Dilemma wie Verbraucher. Beispielsweise gibt es derzeit keinerlei belastbare Beschlüsse aus Berlin, wie es mit den bestehenden Gasnetzen weitergeht. Es gibt also keine Investitionssicherheit. Und obgleich die Entscheidung zwischen Stilllegen und Sanieren, H2-tauglich machen, über immense Investitionssummen bestimmt, können die Stadtwerke – ähnlich wie Verbraucher angesichts ihrer Unsicherheiten – nicht die Hände in den Schoß legen und in Ruhe abwarten, welche Ergebnisse die Wärmeplanung hervorbringt. Die Stadtwerke müssen die Transformation voranbringen und gleichzeitig permanent die Versorgungssicherheit für die Bürgerinnen und Bürger garantieren. Und das erfordert Zeit und hohe Investitionen. Welche Wärmequellen bleiben? Prinzipiell ist zu erwarten, dass die Wärmeplanungen der Gemeinden vier bis fünf verschiedene Optionen in puncto Wärmequelle ergeben werden: Zuerst ist hier Strom zu nennen, der in Deutschland künftig eine größere Rolle spielen wird. Vieles weist aktuell darauf hin, dass auch das Gasnetz in der Übergangsphase bis 2045 noch eine wichtige Komponente bleiben wird, zumal es theoretisch mit Wasserstoff bzw. synthetischen Gasen oder Biogas weitergenutzt werden kann. Die Wasserstoff-Option ist auf dem Wärmesektor insoweit mit Vorsicht zu genießen, als hier wegen der Knappheit/Verfügbarkeit und der hohen Kosten für grünen Wasserstoff wohl die Industrie den Vortritt genießt, die dringend darauf angewiesen ist. Eine weitere Möglichkeit sind Nahwärmenetze, über die beispielsweise Wärme von einem Blockheizkraftwerk oder einer Holzschnitzelheizung in Verbindung mit PV an die Bürger geliefert wird. Hier besteht zwar eine gewisse Abhängigkeit von einem einzelnen Betreiber. Aber Nahwärmenetze können preislich durchaus konkurrenzfähig mit anderen Energieträgern mithalten. Auch unvermeidbare Abwärme von Industriebetrieben, mit der die Verbraucher über Nahwärmenetze versorgt werden, sind in der aktuellen Diskussion. Bei Industrie-Abwärme sind zwei Punkte zu bedenken. Zum einen wird hier immer weniger Abwärme anfallen, weil Prozesse immer effizienter werden. Zum anderen besteht die Gefahr eines Ausfalls der Abwärme durch Schließung oder Verlegung von Betrieben. Fernwärme wird sicherlich weiterhin eine Rolle spielen. Nichtsdestotrotz sollten nicht allzu starke Hoffnungen auf flächendeckenden Wärmenetzen ruhen. Denn wo derzeit noch kein Wärmenetz existiert und die Wärmedichte gering ist, wird aller Voraussicht nach auch kein neues Wärmenetz entstehen. Etwas offener, aber sehr interessant mit Blick auf technologische Fortschritte, ist in diesem Zusammenhang das Thema Geothermie. Das Gebot der Stunde? Eine pauschale Beratung, was viele Hausbesitzer erwarten, ist bei der kommunalen Wärmeplanung sehr schwierig. Verbrauchern, die derzeit eine Gasheizung betreiben, die noch nicht zu alt ist, würden Experten u. U. noch die Empfehlung aussprechen, tatsächlich die Ergebnisse der Wärmeplanung für ihr Gebiet abzuwarten. Aber mit Vorbehalt, da die Gas- und CO2-Preise in absehbarer Zukunft stark steigen werden. Wer heute bei seriösen Stellen um Rat fragt, bekommt immer wieder zu hören: „Bloß keinen Schnellschuss abgeben, die eigene Situation genau analysieren, je nach Budget sanieren, isolieren und Wärmdämmung sind immer richtig, dann mit mehreren unterschiedlichen Fachleuten besprechen und in Ruhe überlegen.“ Am Ende sollte sich jeder umfassend über das Thema Heizungswechsel informieren – also nicht überstürzt handeln – und die eigenen Optionen ausloten, um später keine Überraschungen erleben zu müssen. Beratung durch die Stadtwerke Zu empfehlen ist hier unbedingt eine Energieberatung durch die Stadtwerke vor Ort, Gebäude-Energieexperten, Schornsteinfeger oder Heizungsbauer. Auch raten Experten, die hohen Erwartungen an die Verfügbarkeit künftiger Nahwärmenetze zurückzuschrauben, da damit nicht in ausreichendem Maße zu rechnen ist. Ähnlich verhält es sich mit der Annahme, dass überall dort, wo heute ein Gasnetz vorhanden ist, in Zukunft Wasserstoff in ausreichenden Mengen zur Verfügung stehen wird. Das ist ein Trugschluss. Die großen Herausforderungen Für alle Energieversorger und Netzbetreiber bringen die Energiewende und die damit verbundenen Transformationsprozesse zwei entscheidende Herausforderungen mit sich. Sie sind mit immensen Investitionen verbunden und müssen angesichts eines eklatanten Fachkräftemangels hierzulande von kompetentem, gut ausgebildetem Fachpersonal umgesetzt werden. Auch das ist ein indirekter Kostenfaktor. Allein die Ertüchtigung und der Ausbau der Stromnetze werden über Jahrzehnte noch Unsummen verschlingen. Kosten – auch das gehört zur Wahrheit dazu –, die auf den Verbraucher umgelegt werden müssen. Allen muss klar sein, dass es eine Wärmewende – ganz gleich, welches aktuelle Förderprogramm die aktuelle Regierung gerade auflegt –, dass es eine fundamentale Transformation unserer Energieversorgung zum Nulltarif nicht geben kann. [tj.]
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