kontakt 03/2024

14 VSE kontakt | Trends & Themen Hambach bei Sarreguemines sowie der langfristig angelegte Umbau der Chemie-Plattform Carling-St. Avold zu einer Eco-Plattform für Wasserstofferzeugung, Batterietechniken und Biomassenutzung. Größtes verbliebenes Kohlekraftwerk wird grün Das weitläufige ca. 600 Hektar große Gelände des Industrieparks bei Carling-St. Avold erinnert ein wenig an altehrwürdige Industrielandschaften im Ruhrgebiet oder in Ostdeutschland kurz nach der Wende. Kernstück auf der Chemie-Plattform ist das Kohlekraftwerk Emile Huchet, das den angesiedelten Industrieunternehmen über Jahrzehnte hinweg Strom, Wärme und Dampf zur Verfügung stellte. Mit den beiden Kraftwerksblöcken war es viele Jahre die größte thermische Stromerzeugungseinheit Europas. Das einzige verbliebene Kohlekraftwerk Frankreichs hat schon bessere Zeiten erlebt, mehrmals den Besitzer gewechselt von der lothringischen Bergwerksgesellschaft HBL in der Blütezeit über den deutschen E.ON-Konzern und Uniper bis hin zu GazelEnergie, die heute zum tschechischen Energiekonzern EPH gehört. Als vor fünf Jahren GazelEnergie das Kraftwerk mit dem ca. 100 Hektar großen Gelände übernahm, erlebte der Standort mit dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine zwischenzeitlich eine Renaissance, denn das „eingemottete“ Kohlekraftwerk mit einer Leistung von 600 Megawatt wurde für die Sicherstellung der Stromversorgung in Frankreich dringend benötigt. Gründe waren u. a. Atomkraftwerke in Revision oder Dunkelflauten bei Sonne und Wind. Heute steht das Kraftwerk mehr oder weniger wieder im Stand-by-Modus und darf nur zu Spitzenzeiten ca. 700 Stunden pro Jahr betrieben werden. So will es das französische Energiegesetz. Doch GazelEnergie habe perspektivisch anderes vor am Standort, wie Geschäftsführer Antonin Arnoux vor Ort erläutert. „Wir unterstützen die Dekarbonisierung der Produktionsprozesse der Industrie und liefern Strom, Wärme und Kälte sowie Wasserstoff direkt erzeugt am Standort Bei Frankreichs Energieversorgung denkt man unweigerlich an Atomkraft, an den staatlichen Energiegiganten EdF, an eine geringe regenerative Energieerzeugung und an wenig Proteste aus der Bevölkerung gegen die Energiepolitik. Doch die Zeiten haben sich geändert: Zwar setzt Frankreich weiterhin auf Atomkraft, hat diese Energie sogar von der EU als grün einstufen lassen, da kein klimaschädliches CO2 entsteht, aber die Dekarbonisierung der Industrie, sprich die grüne Transformation, E-Mobilität und Ausbau der Erneuerbaren stehen bei unseren französischen Nachbarn ebenfalls auf der Agenda. Im Mittelpunkt: eine strategisch ausgerichtete Industrie- und Energiepolitik, die heimische Unternehmen günstig mit Energie versorgt, die unabhängiger von Asien machen und die grüne Transformation voranbringen soll. Frankreich wird wohl trotz der politischen Unwägbarkeiten im Land diesen Kurs auch in Zukunft fortsetzen. Zwei große Projekte direkt an der Grenze zum Saarland machen das deutlich: Die Ansiedlung des Solarzellenherstellers Holosolis in Blick zu unseren französischen Nachbarn „Grüner“ Neustart hinter der Grenze

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