Trends & Themen | kontakt VSE Weitere Infos: www.izes.de 13 verlaufen, weil die Anwohner von Anfang an transparent und fair eingebunden gewesen seien. Der Nutzen für die Bürgerinnen und Bürger, die Politik und Verwaltung und den Vorhabenträger seien deutlich zum Tragen gekommen. Der vertrauliche Umgang habe darüber hinaus die Demokratie gestärkt, ist sich Reidinger sicher. Neues Marktdesign gefordert So nötig die Energiewende ist, so komplex ist die Umsetzung. Wie sollen Laien verstehen, dass die Politik vehement den Ausbau der Erneuerbaren Energien verlangt, aber der zu viel erzeugte Solarstrom einfach abgeregelt wird, sprich ungenutzt verpufft. Wie kann es sein, dass der Börsenpreis sinkt bei zu viel Strom aus Erneuerbaren im Netz, aber der Strompreis für die Haushalte trotzdem steigt. „Wir brauchen mehr Flexibilität im Netz und ein neues Marktdesign“, fordert die Präsidentin des Bundesverbands Erneuerbare Energie, Dr. Simone Peter. „Die Erneuerbaren Energien sind im Markt längst angekommen und kompensieren zunehmend Strom aus Kohle und Atom. Schnellerer Netzausbau, mehr Speicherkapazitäten, verstärkte Sektorkopplung und grüne Wasserstoffproduktion sorgen für eine bessere Nutzung des überschüssigen Stroms im Netz.“ Dass sich allen Unkenrufen zum Trotz in Deutschland in der Forschung und Entwicklung neuer Anwendungsmöglichkeiten der Photovoltaik einiges tut, zeigte Berit Müller von der Deutschen Gesellschaft für Sonnenenergie auf. Dazu gehören bauwerkintegrierte Photovoltaik als Sicht-, Schallschutz oder Dämmung, Kombiprodukte von Photovoltaik und Solarthermie oder in Verbindung mit Wärmepumpen oder die lange Liste der Agri-Photovoltaik, sprich Anwendung in der Landwirtschaft. Unterschiedliche Erfahrungen in der Projektumsetzung haben Prof. Dr. Ingo Sass vom Geoforschungszentrum Potsdam und Janina Heidl vom Übertragungsnetzbetreiber Amprion in Dortmund gemacht. Trotz der vielen Vorteile, die beispielsweise tiefe Geothermie dem Standort Deutschland in puncto Unabhängigkeit bietet, sind die Projekte hierzulande überschaubar. „25 Prozent des Wärmeverbrauchs in Deutschland pro Jahr könnten allein mit tiefer Geothermie gedeckt werden. Technologisch ist das möglich, aber die Diskussion um das „toxische“ Fracking hat den Ruf von Geothermie in Deutschland vollends zerstört.“ Die Konsequenz: Es gebe kein Fachpersonal, kaum Ausbildung, keine Strukturen, keine Genehmigungsverfahren und kaum Akzeptanz. „Wir müssen zurück zu einer faktenbasierten Diskussion“, appellierte Ingo Sass. Selbst das Saarland verfüge über geeignete Möglichkeiten wie Grubenwassernutzung oder Speichermöglichkeiten für Wasser wegen des Bergbaus. Und die Frage müsse erlaubt sein, wer künftig in die Fernwärmeschiene Saar einspeisen könne. Die Geothermie gehöre schon aufgrund ihrer Verfügbarkeit und Bedeutung auf die politische Agenda. Janina Heidl von Amprion sieht sich mit ähnlichen Akzeptanzproblemen beim dringend benötigten Netzausbau konfrontiert, kann aber auf Erfolge verweisen. Dass der Ausbau der Stromnetze zum Gelingen der Energiewende notwendig sei, darüber herrsche allgemeiner Konsens selbst bei Projektgegnern. „Es geht heute beim Netzausbau vielmehr um die Frage, wie wir das umsetzen, ob beispielsweise mit Freileitung oder Erdkabel oder ob Leitungen samt Masten woanders verlaufen können. Handlungsoptionen zu haben, ist das A und O in der Kommunikation.“ Zwar könne in der Praxis kein Konsens mit allen Beteiligten erzielt werden, dafür aber die Akzeptanz des Projekts. Heidl plädiert für eine frühzeitige Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger im Rahmen von Genehmigungsverfahren, betont aber auch die Herausforderungen wie sich ändernde Rahmenbedingungen, Mehrfachbetroffenheit der Menschen, Zeitmangel aufgrund verkürzter Verfahren und zunehmend mehr Projekten. „Wir brauchen in der Diskussion das Verständnis füreinander.“ Kommunikationsstrategie der Bundesregierung nicht erkennbar Der aus Berlin zugeschaltete Journalist Uli Hauck aus dem ARD Hauptstadtstudio gibt den Medien eine gewisse Mitschuld an der aktuellen Entwicklung, wenn beispielsweise in Talkshows Menschen, die Probleme bewusst leugnen, ein medialer Raum geboten werde. Er betont aber auch die Herausforderung für den Journalismus im Umgang mit Politikern wie Donald Trump, die Fakten ignorieren oder absichtlich verdrehen. Neben einer gewissen Nachrichtenmüdigkeit aufgrund der zahlreichen Krisen und den vielen Bedrohungsszenarien sieht Hauck dennoch eine Mehrheit pro Klimaschutz in Deutschland. Allerdings fehle der Bundesregierung eine Kommunikationsstrategie bei der Energiewende, eine positive Erzählung, die den Menschen mitnimmt und eine Verbindung zur Lebenswelt der Menschen schafft. Die Kommunikation zum Heizungsgesetz aus dem Bundeswirtschaftsministerium sei auf jeden Fall das fatale Gegenteil gewesen. [nea] Janina Heidl, Amprion GmbH Prof. Dr. Ingo Sass, Geoforschungszentrum Potsdam Wirtschaftsminister Jürgen Barke und Prof. Frank Baur, IZES gGmbH
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