VSE kontakt | Trends & Themen Von der Last der Energiewende Mehr Klartext gefordert! 12 Und doch rumort es hinter den Kulissen. Schleppender Netzausbau, zu geringe Speicherkapazitäten, zu viel ungenutzter Sonnenstrom im Netz, steigende Preise, überbordende Bürokratie und jede Menge Proteste gegen neue Stromleitungen, Verspargelung der Landschaft durch Windkraftanlagen oder Flächenverbrauch durch Solaranlagen. Von der Wärme- und Verkehrswende ganz zu schweigen. Knipsen die Menschen in Deutschland der dringend benötigten Energiewende selbst das Licht aus? Die Komplexität der grünen Transformation scheint immer mehr Menschen in diesem Land zu überfordern und die Sehnsucht nach den guten alten Zeiten zu befeuern. Dieses Stimmungstief in der krisengebeutelten deutschen Bevölkerung machen sich vor allem die Populisten zu Nutze mit einfachen Antworten auf komplizierte Zusammenhänge. Ungeachtet der immer häufiger auftretenden Klimakatastrophen wie Überflutungen, anhaltende Dürre oder Stürme auch hierzulande propagieren sowohl rechts- als auch linkspopulistische Parteien die Rückkehr zu Kohle, billigem Gas aus Russland oder Atomkraft. Kein Zurück Aber ein Zurück wird es nicht geben, der Klimawandel schreitet immer schneller voran, die grüne Transformation und damit die Energiewende sind gesetzt. Eine der Kernfragen neben der Finanzierung ist es, wie die Menschen auf diesem Weg mitgenommen und besser eingebunden werden können. Damit beschäftigte sich der Energiekongress des IZES im September in Saarbrücken. Das IZES Institut für ZukunftsEnergie- und Stoffstromsysteme, das in diesem Jahr sein 25-jähriges Jubiläum feierte, hatte dazu Fachleute aus Politik, Energiewirtschaft und Forschung ins Saarbrücker Schloss eingeladen. In seiner Begrüßung erläuterte Wirtschafts- und Energieminister Jürgen Barke die immensen technologischen und finanziellen Herausforderungen der grünen Transformation im Saarland, verwies gleichzeitig auf die Chancen für die Saarwirtschaft. „Die Investition in die CO2-freie Produktion bei Saarstahl ist eine Investition in Klimaschutz und Sicherheit der Arbeitsplätze.“ Das Saarland habe gute Voraussetzungen, eine Drehscheibe für Wasserstoff in der Großregion zu werden. Der Anfang sei gemacht. Acht Terawattstunden Strom allein für die grüne Stahlproduktion und noch einmal so viel Strom für die anderen Industriezweige im Saarland, 600 Milliarden Euro Investitionen allein in die Übertragungsnetze in Deutschland seien gigantische Summen, die der Markt alleine nicht regeln könne. „Wir dürfen die Unternehmen und Menschen bei der Transformation nicht überfordern“, so sein klares Credo. Carolin Schenuit, online zugeschaltete Vorständin beim Forum Ökologisch-Soziale Marktwirtschaft in Berlin, forderte von den politisch Verantwortlichen mehr Klartext zu reden, um die Sinnhaftigkeit der Energiewende verständlich zu erklären. „Wir brauchen eine bessere und konkrete Kommunikation in der Breite und schnellere Ergebnisse, damit die Menschen mitmachen.“ Frühzeitige Einbindung der betroffenen Menschen bei Genehmigungsverfahren, Bürgerkontakte, transparente und regelmäßige Kommunikation oder die Beteiligung der Menschen an Energieprojekten wie Energiegenossenschaften seien geeignete Mittel, um die Bürgerinnen und Bürger zu gewinnen oder zumindest Verständnis für die grüne Transformation bei ihnen zu erzeugen. Jede Menge Beispiele möglicher Bürgerbeteiligungen hatte Fabian Reidinger, Leiter der Stabsstelle Zivilgesellschaft und Beteiligung in Baden-Württemberg, mitgebracht. Die Lernkurve aus dem Konflikt-Projekt Stuttgart 21 sei enorm und hätte deutlich gemacht, dass Projekte am Willen der Bürger vorbei keine Chancen zur regulären Umsetzung hätten. „Die Energiewende wird nicht ohne die Menschen gelingen. Im Gegenteil: Die Bürgerbeteiligung ist eine Investition in die Zukunft und eine Stärkung der Demokratie.“ Die Ansiedlung der Batteriefirma cellcentric in Weilheim/ Teck sei nur deshalb erfolgreich Der Blick auf die Zahlen macht erst einmal Mut: Balkon-Kraftwerke und Photovoltaikanlagen auf Hausdächern boomen, die Flaute beim Zubau an Windkraftanlagen scheint überwunden, neue Anwendungen und Technologien in der Solarenergie kommen auf den Markt, rund 60 Prozent des erzeugten Stroms in Deutschland stammt mittlerweile aus regenerativen Energiequellen. Das Erreichen des 80 Prozent Ziels bis 2030 rückt in realistische Nähe. Berit Müller, Deutsche Gesellschaft für Sonnenenergie e.V. Dr. Simone Peter, Bundesverband Erneuerbarer Energien e.V. Fabian Reidinger, Staatsministerium Baden-Württemberg
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