6 VSE kontakt | Trends & Themen Sortengerechte Trennung gehört mit zu den Herausforderungen beim Abriss alter Industrieanlagen Welche Rolle spielt die Öffentlichkeit bei so einer groß angelegten Rückbaumaßnahme? Janina Frias: Als Beratungs- und Planungsunternehmen legt Arcadis großen Wert auf Transparenz zwischen allen Beteiligten und der Öffentlichkeit. Es ist eigens eine Stelle eingerichtet worden, an die sich zum Beispiel Anwohner richten können. Die kommunikative Schnittstelle zur Öffentlichkeit obliegt im Kraftwerk der VSE, ebenso zu den öffentlichen Räten und kommunalen Gremien. Warum dürfen Rückbau und Überwachung laut Vorgaben der VSE als Auftraggeber nicht aus einer Hand kommen? Stephan Dolata: Wir legen großen Wert darauf, die jeweiligen Behörden frühzeitig einzubinden. Das schafft Vertrauen und erhöht die Transparenz. Dabei ist es auch wichtig, für eine klare und eindeutige Trennung der Verantwortlichkeiten zu sorgen. Die VSE ist Bauherr und Auftraggeber, Arcadis trägt die Gesamtverantwortung für die Ausführung und im Detail für die Planung, Überwachung und Dokumentation; das Unternehmen Johannes Landwehr ist das Abbruchunternehmen. Wenn das ausführende Unternehmen für den Rückbau sich selbst überwachen würde, wäre das der Transparenz an dieser Stelle vielleicht nicht dienlich. Im Übrigen halten wir alle Kontakte zu den Genehmigungsbehörden gemeinsam mit der VSE. Wir spielen von Anfang an mit offenen Karten ,und das bewährt sich immer wieder. Zudem bedient sich auch die VSE als Auftraggeber der Kompetenz Dritter, wenn es um die Bewertung aller Arbeiten am Standort geht. Der Rückbau ist eine logistische Herausforderung. Was passiert mit den Trümmern und möglichen Schadstoffen? Janina Frias: Alle Stoffe werden soweit möglich einer Wiederverwertung zugeführt. Wir sprechen in diesem Zusammenhang von einem selektiven Rückbau oder dem gezielten Stoffstrommanagement. Beim Rückbau eines Kraftwerks fallen zum Beispiel jede Menge verschiedene Stähle an wie Kons- truktionsstahl oder höherwertige Edelstähle. Hinzu kommen Sondermaterialien wie Nickel oder eine große Menge Kabelschrott. Alles, was beim Abbruch der Gebäude zu separieren ist, wird auch separiert. Wenn es um mögliche Schadstoffe in alten Kraftwerken geht, denken viele an Asbest, doch dieser Stoff wurde in den meisten Fällen bereits in den 90er und 00er Jahren weitgehend saniert. Heute ist es primär Mineralwolle, die eigens separiert und entsorgt werden muss, so wie im Kraftwerk Ensdorf. So wurden beispielsweise die Fassadenplatten der DeNOx per Arbeitshubbühne bzw. mittels Fahrkörben an Großgeräten vorab demontiert und die Dämmstoffe entfernt. Die Rohrdämmungen im Gebäude wurden sogar händisch freigelegt und separiert. Wiederverwendbare Materialien sollten möglichst sauber und frei von Störstoffen sein. Was unbelastetes Beton- und Mauerwerk angeht, so besteht die Möglichkeit, dieses Material aufgrund seiner hohen Qualität für die Vorbereitung des Geländes und für spätere Baumaßnahmen gesetzeskonform zu nutzen. Altfundamente und Kellereinbauten bis ein Meter Tiefe werden entfernt, damit das Verlegen neuer Leitungen später kein Problem darstellt. Außerdem werden verbliebene Altfundamente vermessen. Alles wird fein säuberlich und transparent dokumentiert. Der Zeitplan für den Rückbau ist sehr eng getaktet. Was passiert, wenn der Zeitrahmen nicht eingehalten wird? Stephan Dolata: Wir liegen bei diesem Projekt voll im Zeitplan und ich gehe davon aus, dass das bis zum Abschluss der Maßnahmen so bleiben wird. Es zeigt sich einmal mehr, dass eine sorgfältige Vorbereitung und detaillierte Planung sowie eine gute Zusammenarbeit aller Beteiligten für die Umsetzung absolut hilfreich und notwendig sind. Natürlich werden mögliche Verzögerungen im Gesamtprozess
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