kontakt 03/2022

genommen, sowohl beim Gas als auch beim Strom. Dann beraten und helfen wir unseren KundinnenundKunden rundum das Thema Energiesparen. Wir helfen aber auch ganz konkret beim Wechsel von Erdgas auf andere Energieträger. Und wir versuchen, die Krise durch eine diversifizierte Beschaffung von Energie zu relativieren. Anders als die sogenannten Energiediscounter spekulieren wir nicht. Insofern kann man sich auch in einer Krise auf uns verlassen. VieleMenschen sorgen sich wegen der hohen Energiepreise. Sie fürchten, die Rechnungen nicht mehr bezahlen zu können. Erklären Sie bitte noch einmal, was genau treibt die Preise so dramatisch in die Höhe? Ganz einfach: Angebot und Nachfrage bestimmen den Preis, auch in der Energiewirtschaft. Durch die reduzierten Lieferungen aus Russland ist Gas knapp geworden; daher steigen die Preise. Wir als VSE-Gruppe beschaffen sehr langfristig (über einen Zeitraum von 3 Jahren) Energie. Daher kommen unsereKundinnenundKunden indenGenuss von Durchschnittspreisen, die im Vergleich zu aktuellenPreisen viel günstiger sind. Sollten allerdings die Preise langfristig so hoch bleiben, sokönnenauchwir unsdiesemTrend nicht entziehen. Es ist ja auf absehbare Zeit nicht damit zu rechnen, dass die Gaszufuhr aus Russland noch einmal auf Vorkriegsniveau angehoben wird. Besteht die Gefahr, dass Gas rationiert oder die Versorgung für bestimmte Kundengruppen sogar ganz unterbrochen wird? Ja, diese Gefahr sehe ich. Sollte Russland weiter so wenig oder noch weniger Gas liefern, sollten wir in Deutschland nicht entsprechend Energie sparen und uns andere Länder, sei es in Europa oder darüber hinaus, nicht helfen, sehe ich dieGefahr, dass Erdgas rationiert wird. Wen würde dies vor allembetreffen? Nun, das kann ich nicht sagen. Ich kann nur sagen, wen es in einem ersten Schritt nicht trifft: Haushalte, Krankenhäuser, Seniorenheime, Polizei, Feuerwehr, Bundeswehr, JVA, Einrichtungen zur Pflege und Betreuung behinderter Menschen. Dies sind sogenannte geschützte Kundengruppen. Wer von den übrigen Kundinnen und Kunden, die nicht geschützt sind, ganz oder teilweise abgeschaltet wird, entscheidet die Bundesnetzagentur in Bonn. Der Gesetzgeber hat Regelungen geschaffen, nach denen die hohen Beschaffungskosten, die durch die von Russland provozierte Energieknappheit verursacht werden, auf alle Verbraucherinnen und Verbraucher umgelegt werden können. Wäre dies nicht möglich, welche Folgen hätte das für die Energieversorger? Wenn dies nicht möglich wäre, würden in Deutschland große Energieversorgungsunternehmen (EVU) insolvent werden und dann, quasi wie in einer Kette, viele, viele weitere EVU. Ist zu befürchten, dass kleinere Versorger, zumBeispiel Stadtwerke, diese Krise nicht überleben? Ich denke, es ist keine Frage der Größe, sonderndes qualifiziertenKrisenmanagements. Welche Prognose geben Sie hier für die VSE-Gruppe? Die Krise wird Spuren in der VSE-Gruppe hinterlassen. Allerdings sehe ichStandheute keine existenziellenProbleme, wenndie Lage auch ernst ist, sehr ernst. Was muss – nach Ihrer Einschätzung – geschehen, damit wir diese Energiekrise überstehen? Ich denke, uns allen muss klar sein, dass der Wohlstand der Nachkriegszeit seinen Höhepunkt absehbar überschritten hat. Das heißt, wir allemüssenmit weniger zufrieden sein. Gleichzeitig gilt es aber auch, die Ärmel hochzukrempeln. Denn es gibt viel zu tun: Energiesparen, Erdgas ersetzen, Erneuerbare Energien ausbauen, Digitalisierung vorantreiben usw. Die Aufgaben werden uns und insbesondere der VSE-Gruppe nicht ausgehen. Darüber sollteman sich auchmal in solch schwierigen Zeiten freuen dürfen. Herr Dr. Dornseifer, vielen Dank für dieses offene Gespräch. [med] 5 Energieversorgung | kontakt VSE Das Gespräch basiert auf dem Informationsstand zum Redaktionschluss 10. August 2022.

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