kontakt 03/2022

Teil der Energiewende 03/2022 Die Energiewelt steht Kopf Versorgungssicherheit: Quo vadis? Heizen mit Strom: Eine sinnvolle Alternative? Smartifizierung: Intelligente Netze für die Energiezukunft! Nachhaltigkeit: Saarländische Unternehmen leben es vor!

04 Versorgungssicherheit: Quo vadis? 06 energis ist für die Menschen da 08 Nur für den Notfall 10 Die 100-Tage-Bilanz Dr. Tenge 12 Träumen erlaubt 14 L othringische Steinkohle vor drittem Frühling 16 K ommunalportrait Saarwellingen 18 Interview Bürgermeister Schwinn 20 Tradition verbindet 22 N achhaltiges Saarland: Fresenius 24 N achhaltiges Saarland: Natursteine Glöckner 26 Nachhaltiges Saarland: HWK Saarland 28 Gigabits für jedes Haus 30 Herausforderung „Klimaziele 2030“ 32 KI in Netzstationen 2 VSE kontakt | Inhalt 34 Einfach anders – aber gut! 36 Knackpunkt bleibt die Sensibilisierung 38 „Rollout voranbringen!“ 39 Sprachbasierte Lösung 40 S aarpor – Vielfalt aus Kunststoff 43 Volles Haus beim Tag der Offenen Tür 44 Kurzmitteilungen 46 „Happy Birthday VSE“ 48 Innovative Ideen rund um die Energiezukunft 50 Strom soll ihr tägliches Geschäft werden 52 Forschung bringt Fortschritt 53 Wir bilden aus! 54 CSR-Aktion: Gemeinsam gegen Blutkrebs 55 Ideen für die Zukunft

Alle Fotos wurden unter Berücksichtigung der Corona-Vorgaben erstellt oder sind vorher entstanden. 3 Liebe Leserinnen und Leser, wir sind immer noch im Krieg, ein Ende ist nicht in Sicht. Damit verbunden sind Entwicklungen, die wir hier in sicherer Ferne vomKampfgeschehen leidvoll zu spüren bekommen. Der russische Aggressor Wladimir Putin drosselt nach Belieben die Gaszufuhr und nimmt die europäischen Gaskunden damit faktisch in Geiselhaft. Natürlich kann man nun beklagen, wir hätten uns in Deutschland beizeiten alternative Energiequellen erschließenmüssen, das stimmt, nur was nutzt die Selbstanklage jetzt noch. Wir müssen mit der Situation verantwortungsvoll und weitsichtig umgehen. Für uns inder VSE-Gruppe bedeutet dies, dasswir alleKräfte daransetzen, die Beschaffungskosten vor allem für Erdgas so gering wie möglich zu halten. Wir handeln am Energiemarkt schon immer vorsichtigundweitsichtig, aber dieseEntwicklung ist durchgeschicktes Einkaufenalleinnichtmehr beherrschbar. Sowerdenauchwir nicht umhinkommen, die Preise für die Endkundinnen und -kunden im Rahmen des Notwendigen anzupassen. Gleichzeitig verstärkenwir unsereBemühungen, Projekte der Erneuerbaren Energien, Windparks und Photovoltaikanlagen, im Saarland auf den Weg zu bringen, um so unabhängig von fossilen Brennstoffen zuwerden. Hier hoffenwir sehr auf die Unterstützung der Bürgerinnen und Bürger, die wir natürlich in all diesen Projekten in Rahmen einer Bürgerbeteiligung einbeziehen werden. Die Zeiten sind für uns alle hart und nur gemeinsamkönnenwir diese Krise überstehen. Die VSE-Gruppe ist bereit, ihren Beitrag zur sicheren Energieversorgung in unserem Land zu erbringen. Mit freundlichen Grüßen Ihr VSE-Vorstand Dr. Hanno Dornseifer Dr. Stephan Tenge Editorial IMPRESSUM Herausgeber: VSE AG Redaktion: Marie-Elisabeth Denzer [v.i.S.d.P.] Mitarbeiter dieser Ausgabe: Marie-Elisabeth Denzer [med], Sarah Lehnen [sl], Katja Scherer [ks], Armin Neidhardt [nea], Michael Därnbächer [md], Michi Jo Standl [mjo], Felix Hübner [fh], Benedikt Kessler [bk], Alexander Schalk [as], Thomas Jungmann [tj], Gemeinde Saarwellingen/Lisa Rech [gde-lr], Selina Prinz [sp], Andreas Winter [aw], Prof. Dr.-Ing. Michael Igel [mi] Fotos: VSE-Gruppe, brainworks unlimited, VSE AG, VSE NET GmbH, Armin Neidhardt, Cegecom s.a., energis GmbH, Lena Esseln, Voltaris GmbH, Dirk Guldner, Fresenius Medical Care, Française de l’Energie [FDE], Gemeinde Saarwellingen, Saarpor, das blau, win - Dein Wirtschaftsnetzwerk Saar, Fresenius Medical Care, Jochen Rolfes, Bundesverband Deutscher Steinmetze/ Richard Watzke, Jennifer Weyland, Sarah Materna, E.ON SE, VOLTARIS GmbH, adobestock.com Layout: Michael Weiss, Saarbrücken Druck: Druckerei Kern, Bexbach Copyright: VSE AG – Kommunikation, Postfach 10 32 32, 66032 Saarbrücken, Telefon 0681 607-1153, kontakt@vse.de, www.vse.de

Schon jetzt bei noch angenehmen Temperaturen spüren wir die Folgen dieser Gasreduktion. Die Beschaffungspreise schießen in die Höhe und auf kurz oder lang werdenwir Verbraucherinnen und Verbraucher dafür die Rechnung bekommen. Politik und Energiewirtschaft versuchen mit allen verfügbaren Mitteln und Regelungen, das Schlimmste abzuwenden. Was bedeutet das alles für uns? Was kommt da noch auf uns zu? Dazu befragte kontakt den Vorsitzenden des Verbandes der Energie- und Wasserwirtschaft des Saarlandes (VEWSaar) und VSE-Vorstand, Dr. Hanno Dornseifer. Herr Dr. Dornseifer, die Versorgungslage vor allem für Gas spitzt sich zu. Müssen sich dieMenschen imSaarland Sorgen machen, dass die Heizung imWinter kalt bleiben wird? Das glaube ich nicht. Aber derzeit ist es denkbar, dass wir im Winter 2022/23 nicht genügend Gas in unseren Systemen haben. Das heißt, wir müssen Erdgas sparen. Das geht ganz einfach: Raumtemperatur senken. Schön ist dies aber alles nicht. Was tut die VSE-Gruppe, umdie Versorgung sicher zu stellen? Wir machen viel. Erstens haben wir uns als VSE-Gruppe eigene Einsparungen vorInterview mit Dr. Hanno Dornseifer Versorgungssicherheit: Quo vadis? Putins Überfall auf die Ukraine und der verheerende Krieg haben die ganzeWelt in Mitleidenschaft gezogen. Am schlimmsten trifft es dieMenschen in Afrika. Dort verhungern Kinder und auch Erwachsene, weil die Ukraine als einer der weltweit wichtigsten Getreidelieferanten kein Getreide mehr exportieren kann. Und in weiten Teilen Europas fürchten dieMenschen, imWinter in kaltenWohnungen sitzen zumüssen, weil Putin den Gashahn immer weiter zudreht. 4 VSE kontakt | Energieversorgung

genommen, sowohl beim Gas als auch beim Strom. Dann beraten und helfen wir unseren KundinnenundKunden rundum das Thema Energiesparen. Wir helfen aber auch ganz konkret beim Wechsel von Erdgas auf andere Energieträger. Und wir versuchen, die Krise durch eine diversifizierte Beschaffung von Energie zu relativieren. Anders als die sogenannten Energiediscounter spekulieren wir nicht. Insofern kann man sich auch in einer Krise auf uns verlassen. VieleMenschen sorgen sich wegen der hohen Energiepreise. Sie fürchten, die Rechnungen nicht mehr bezahlen zu können. Erklären Sie bitte noch einmal, was genau treibt die Preise so dramatisch in die Höhe? Ganz einfach: Angebot und Nachfrage bestimmen den Preis, auch in der Energiewirtschaft. Durch die reduzierten Lieferungen aus Russland ist Gas knapp geworden; daher steigen die Preise. Wir als VSE-Gruppe beschaffen sehr langfristig (über einen Zeitraum von 3 Jahren) Energie. Daher kommen unsereKundinnenundKunden indenGenuss von Durchschnittspreisen, die im Vergleich zu aktuellenPreisen viel günstiger sind. Sollten allerdings die Preise langfristig so hoch bleiben, sokönnenauchwir unsdiesemTrend nicht entziehen. Es ist ja auf absehbare Zeit nicht damit zu rechnen, dass die Gaszufuhr aus Russland noch einmal auf Vorkriegsniveau angehoben wird. Besteht die Gefahr, dass Gas rationiert oder die Versorgung für bestimmte Kundengruppen sogar ganz unterbrochen wird? Ja, diese Gefahr sehe ich. Sollte Russland weiter so wenig oder noch weniger Gas liefern, sollten wir in Deutschland nicht entsprechend Energie sparen und uns andere Länder, sei es in Europa oder darüber hinaus, nicht helfen, sehe ich dieGefahr, dass Erdgas rationiert wird. Wen würde dies vor allembetreffen? Nun, das kann ich nicht sagen. Ich kann nur sagen, wen es in einem ersten Schritt nicht trifft: Haushalte, Krankenhäuser, Seniorenheime, Polizei, Feuerwehr, Bundeswehr, JVA, Einrichtungen zur Pflege und Betreuung behinderter Menschen. Dies sind sogenannte geschützte Kundengruppen. Wer von den übrigen Kundinnen und Kunden, die nicht geschützt sind, ganz oder teilweise abgeschaltet wird, entscheidet die Bundesnetzagentur in Bonn. Der Gesetzgeber hat Regelungen geschaffen, nach denen die hohen Beschaffungskosten, die durch die von Russland provozierte Energieknappheit verursacht werden, auf alle Verbraucherinnen und Verbraucher umgelegt werden können. Wäre dies nicht möglich, welche Folgen hätte das für die Energieversorger? Wenn dies nicht möglich wäre, würden in Deutschland große Energieversorgungsunternehmen (EVU) insolvent werden und dann, quasi wie in einer Kette, viele, viele weitere EVU. Ist zu befürchten, dass kleinere Versorger, zumBeispiel Stadtwerke, diese Krise nicht überleben? Ich denke, es ist keine Frage der Größe, sonderndes qualifiziertenKrisenmanagements. Welche Prognose geben Sie hier für die VSE-Gruppe? Die Krise wird Spuren in der VSE-Gruppe hinterlassen. Allerdings sehe ichStandheute keine existenziellenProbleme, wenndie Lage auch ernst ist, sehr ernst. Was muss – nach Ihrer Einschätzung – geschehen, damit wir diese Energiekrise überstehen? Ich denke, uns allen muss klar sein, dass der Wohlstand der Nachkriegszeit seinen Höhepunkt absehbar überschritten hat. Das heißt, wir allemüssenmit weniger zufrieden sein. Gleichzeitig gilt es aber auch, die Ärmel hochzukrempeln. Denn es gibt viel zu tun: Energiesparen, Erdgas ersetzen, Erneuerbare Energien ausbauen, Digitalisierung vorantreiben usw. Die Aufgaben werden uns und insbesondere der VSE-Gruppe nicht ausgehen. Darüber sollteman sich auchmal in solch schwierigen Zeiten freuen dürfen. Herr Dr. Dornseifer, vielen Dank für dieses offene Gespräch. [med] 5 Energieversorgung | kontakt VSE Das Gespräch basiert auf dem Informationsstand zum Redaktionschluss 10. August 2022.

lassen. Um diesen Zusammenhalt auch in denKommunenzu leben,wurdedasAngebot im nächsten Schritt noch niederschwelliger gemacht. Im Juni und Juli war das mobile Kundencenter erst rund zwei Wochen lang in Oberthal zu Gast, im Anschluss wurden die aktuellen Fragen der Bürgerinnen und Bürger in Namborn beantwortet und einige Probleme gelöst. Im Rahmen zahlreicher Infoabende standenThemenwieEnergieeinsparungund Heizungsmodernisierung,wie etwamit einer Wärmepumpe, Elektromobilität, EigenstroDer Ukraine-Krieg hat dieWelt verändert, vor allem die Energiewelt. Die Preise für Strom, Öl und Gas kennen nur eine Richtung, Verbraucherinnen und Verbraucher sind verunsichert. Dieser Verunsicherung tritt energis gezielt entgegen. energis ist für die Menschen da Unwissenhei t führ t zur Unsicherheit. energis hat deshalb in diesem Sommer verstärkt Präsenz vor Ort im Saarland gezeigt, sozusagen vor der Haustür der Menschen, um ihnen Halt zu geben und sie zu informieren. Bereits zu Beginn des Krieges hatte das Unternehmen zum Zusammenhalt aufgerufen und die Menschen eingeladen, sich in einem der sechs Kundencenter im Saarland zu ihrem individuellen Bedarf beraten zu 6 VSE kontakt | Unterstützung

merzeugungmit Photovoltaik, Solarthermie und Speicherlösungen auf dem Programm. Diese Themen standen auch beimAuftritt des Rundumversorgers auf der diesjährigen Sommermesse in Halle 1 des Saarbrücker Messegeländes imFokus des Interesses der Besucherinnen und Besucher. Die Fragen waren überall gleich Ergibt eine Photovoltaikanlage bei mir Sinn? Ich habe eine Gasheizung, was mache ich jetzt? Wann ist eine Wärmepumpe sinnvoll und welche Förderungen gibt es? Wie kann ich mich von den Energiepreisen ein Stück weit unabhängiger machen? So und so ähnlich lauteten überall die Fragen der Bürgerinnen und Bürger vor Ort, auf die die energis-Experten mit einer Energieberatungmit gering investivenMaßnahmen antworteten, um schnell und direkt Energie einzusparen, zum Beispiel im Bereich von Haushaltsgeräten. Aber auch Tarifberatungen, der Autostrom-Bonus für E-Auto-Besitzerinnnen und -besitzer mit der Option, sich zusätzlich 230 Euro im Jahr für das Elektroauto gutschreiben zu lassen, Smart-Home-Systeme zur Einsparung von Energie imHaushalt und natürlich Photovoltaik-, Energiespeicher- und Wärmepumpenberatung waren die bestimmenden Themen. energis-Energieberater Jan Risch hat unzähligeBeratungsgesprächegeführt, sowohl auf der Sommermesse als auch in Oberthal und Namborn: „Die Gespräche waren sehr individuell und intensiv. Die Menschen haben Lösungen für ihren individuellen Bedarf nachgefragt. Sie haben verstanden, dass die Heizung nicht mehr nur die Heizung ist und eine PV-Anlage nicht mehr nur zumGeldverdienen da ist.“ Und energis-Marketingleiter Jochen Meisberger fügt hinzu: „Heute ist die Welt komplexer, die Systeme greifen ineinander und von daher ist jeder Haushalt ein eigenes Projekt, das individuell beratenwerdenmuss. Das habendieMenschenbei uns inAnspruch genommen und uns als Partner gesehen, der sie in diesen schweren Zeiten unterstützt.“ Auch Vereinslandschaft und Grundschule profitieren Im Rahmen der Sommertour in Oberthal undNambornwurden von energis auchganz explizit die ortsansässigen Vereine aufgerufen, sich für das Förderprogramm „WATT für Deinen Verein“ zu bewerben, mit dem energis schon seit Jahren das ehrenamtliche Engagement in Vereinen fördert und beispielsweise Energieeffizienzmaßnahmen inderenEinrichtungenfinanziell unterstützt. In der Oberthaler Grundschule fand am 1. Juli in Zusammenarbeit mit der ARGE Solar und dem Ministerium für Wirtschaft, Innovation, Digitales und Energie zudem der erste Energieeffizienztag statt. Dabei wurden Schülerinnen und Schülern sowie demLehrpersonal wichtige Inhalte rund um Energie und Energiesparen, Erneuerbare Energien, Wasser und Klimaschutz spielerisch und interessant vermittelt. [md] Weitere Infos: jochen.meisberger@energis.de Unterstützung | kontakt VSE Sowohl in Namborn als auch in Oberthal waren die Infostände der energis immer gut besucht. 7

Die Verbraucherinnen und Verbraucher suchen händeringend nach vermeintl ich geeigneten Alternativen. Sie wollen Vorsorgemaßnahmen treffen, um irgendwie auf alles vorbereitet zu sein. Jetzt rufen die über 600.000 in der ersten Hälfte dieses Jahres abverkauften Heizlüfter Stadtwerke und Verbände auf den Plan. Die Experten warnen bereits vor der zunehmendenGefahr einer Überlastung unserer Stromnetze. Unwirtschaftlich – keine sinnvolle Alternative zu Gas Wenn es darum geht, Wohnräume in langen kalten Wintermonaten zu heizen, sind elektrische Heizlüfter mit Sicherheit keine sinnvolle Alternative, um den Gasverbrauch zu senken. Mobile elektrische Direktheizgeräte, deren wahre Bestimmung reinweg auf kurzzeitige, räumlich begrenzte „Noteinsätze“ reduziert ist, sind dafür schlechterdings viel zu teuer im Betrieb. Momentan wirken sich bereits die höheren BeschaffungspreiElektrische Heizlüfter sind keine sinnvolle Alternative zu Gas Nur für den Notfall Der Krieg in der Ukraine, reduzierte Gaslieferungen aus Russland und steigende Energiepreise haben in Teilen der Bevölkerung für eine massive Verunsicherung gesorgt. Diese drückt sich aktuell besonders plakativ in demPhänomen sprunghaft angestiegener Verkaufszahlen elektrischer Heizlüfter aus – imSommer. 8 VSE kontakt | Heizen

se für Energie sowie die neue Netzumlage negativ auf die Kostenseite aus. Diese Entwicklung führt deutlich vor Augen, wie widersinnig es ist, sich auch noch über den Einsatz von Heizlüftern unnötig mit dem zwei- bis vierfachen Preis für die kWh zu belasten. Doch wenn sich Verbraucher schon für denKauf von elektrischenDirektheizgeräten entscheiden, raten Energie-Experten, wenigstens einige rudimentäre Empfehlungen anzunehmen. Heizlüfter sollten nur so lange betriebenwerden, bis eine vertretbare Temperatur imRaumerreicht ist. Auch sollte auf Sicherheit geachtetwerden, auf einVDE-Zertifikat, einen eingebauten Kippschutz und einen Überlastschutz mit Thermostat. Gasversorgung – Verbraucher sind besonders geschützt Die Situation auf dem Energiesektor ist derzeit extremvolatil und schwer vorhersehbar. Jedoch sind die Bedenken der BürgerinnenundBürger rundumdieVersorgungslage vonPrivathaushaltenmitGas zumindestmittelfristig unbegründet. Schon von Gesetzes wegen gelten Haushaltkunden nach wie vor als besonders geschützteGruppe. ImNotfall wird die Gaszufuhr bei Haushaltskunden zuletzt reduziert. „Wir müssen gar nicht frieren“ Nach Überzeugung von Experten muss niemand in Deutschland in diesem Winter frieren. Selbst angesichts der reduzierten Gaslieferung aus Russland ist esmöglich bis wahrscheinlich, dieGasspeicher inDeutschland auf die von der Bundesregierung geforderten Füllstände zu bringen. Ferner dürfen wir aktuell Zeugen einer großen Solidarität der übrigen Gaslieferanten aus Norwegen, den Niederlanden und Belgien werden, die Deutschland effizient unter die Arme greifen. Um etwaige verbleibende Lücken in der Gasversorgungverlässlich zu schließen,wird Deutschland zeitnah aus den LNG-Terminals seiner europäischen Nachbarn versorgt werden, über die dann Flüssiggas von den weltweiten Märkten kommt. Eine reale Gefahr für das Netz Was den Betrieb elektrischer Direktheizgeräte angeht, sind die Stromnetze für den Normalbetrieb, einGerät amNetz, ausgelegt. Kritisch wird es erst dann, wenn mehrere Direktheizgeräte zur gleichen Zeit am Netz in Betrieb genommen werden. Dann drohen tatsächlich „die Lichter auszugehen“. Unddie beschriebene Gefahr der Gleichzeitigkeit ist bei einem unreflektierten Einsatz, also dauerhaft und flächendeckend, durchaus real. Energiesparen – wieder das Gebot der Stunde Der eigentliche Schlüssel zu dieser Krise liegt kurzfristig in einem Energiesparen mit Augenmaßund Empathie „nachKönnen und Vermögen“, umdabei auch unverhältnismäßige Belastungen Einzelner zu vermeiden. Parallel gilt es jedoch auch, Irrwegen oder gar bedenklichen Trends wie dem Run auf elektrischeDirektheizgeräte konstruktivmit Geduld und Argumenten zu begegnen, um bestmöglich aus der Krise hervorzugehen. [tj] Steckbrief – gute Spartipps für kalte Tage • schon im Sommer bewusst sparsammit der Ressource Gas umgehen • frühestmöglich Effizienzmaßnahmen an der Gasheizung initiieren • Raumtemperatur maßvoll um ein bis zwei Grad absenken • Heizungsregelung an das tatsächliche Nutzerverhalten anpassen • Online-Steuerung von Heizkörper-­ Thermostaten per App • hydraulischer Abgleich der Heizungsanlage • Wartungen an den Gasheizungen vor dem Winter • Ineffizienzen frühzeitig aufdecken und abstellen Weitere Infos: www.ArgeSolar-saar.de www.ganz-einfach-energiesparen.de 9 Heizen | kontakt VSE

Die Komplexität des saarländischen Energieversorgers, der fast alleGewerke der Energiewirtschaft unter einemDach vereint, reizte Tenge zumWechsel. Nach rund 100 Tagen im neuen Amt ist es Zeit für eine erste Zwischenbilanz im Gespräch mit kontakt. Herr Dr. Tenge, Anfang Juli ist die berühmte 100-Tages-Frist abgelaufen, die man jedemNeueinsteiger zur Orientierung und ersten Bewährung einräumt. 100 Tage VSE, was ist Ihre persönliche Bilanz? Ich würde mal sagen, ich bin gut angekommen. Es ging gleich richtig los; wir hattenmit den Auswirkungen des Ukraine-Krieges zu kämpfen, darauf mussten wir uns technisch vorbereiten.Wir habengroße IT-Projekte am Laufen, in denen Richtungsentscheidungen zu treffen waren. Parallel habe ich meine Antrittsbesuche im Saarland gestartet; viele Bürgermeisterinnen und Bürgermeister sowie Landrätinnen und Landräte konnte ich bereits kennenlernen. Und natürlich das Kennenlernen der Kolleginnen und Kollegen der VSE-Gruppe. Ich fühle mich hier gut aufgenommen und habemich entsprechend akklimatisiert. Es fühlt sich an, als wäre ich schon viel länger hier. Interview mit Dr. Stephan Tenge Die 100-Tage-Bilanz Seit April dieses Jahres hat die VSE einen neuen Technik-Vorstand, Dr. Stephan Tenge. Er ist Nachfolger des langjährigen Vorstandes, Dr. Gabriël Clemens, der nach fast acht Jahren bei der VSE neue Aufgaben imE.ON-Konzern übernommen hat. Stephan Tenge wechselte von einemVorstandsposten bei der niedersächsischen E.ON-Tochter Avacon zur VSE ins Saarland. 10 VSE kontakt | Bilanz

Als technischer Vorstand tragen Sie Verantwortung für viele Bereiche in der VSE-Gruppe. Können Sie unseren Leserinnen und Lesern bitte ein Überblick geben? Wir haben die Ressortverteilung, wie sie schon bei meinem Vorgänger Gabriël Clemens gelebtwurde, nicht verändert. D.h. ich bin als technischer Vorstand im Wesentlichen zuständig für alle Themen rund um die Netze, Erneuerbare Energien, Kraftwerksrückbau, IT/Digitalisierung und das Telekommunikationsgeschäft der artelis. Gehen wir ein wenig ins Detail. Der Ausbau der Erneuerbaren Energien stagniert seit Jahren in Deutschland, und auch im Saarland. Die Bundesregierung hat sich den Ausbau Erneuerbarer Energien ganz oben auf die To Do-Liste gestellt. Wie ist die Planung der VSE-Gruppe? Grundsätzlich ist im Saarland schon einiges geschehen. 1,8 Prozent der Landesfläche sind als Wind-Vorrangfläche ausgewiesen; damit sind wir auf Platz 3 imRanking der Bundesländer. Die Landesregierung hat angekündigt, das Thema weiter zu forcieren und auch bundespolitisch gibt es Rückenwind. Die Praxis wird dann zeigen, wie sich das auch inschnellerenGenehmigungsverfahren widerspiegelt. In Summe allerdings – das gehört zur Wahrheit auch dazu – muss man feststellen, dass wir im Saarland nur einen Erneuerbaren-Anteil von ca. 20Prozent vorweisenkönnen; derBundesdurchschnitt liegt bei 40 Prozent, also hier ist Nachholbedarf. Von Stagnation kann man in Bezug auf die VSE-Gruppe allerdings nicht reden. Wir haben in der Vergangenheit bereits sehr viel erreicht. Wir haben ein Portfolio von ca. 130 MW Windkraft sowie 25 MW Photovoltaik und wollen weiter wachsen. Wir werden noch in diesem Jahr einen weiteren Freiflächen-PV-Park mit 7 MW in Betrieb nehmen. Darüber hinaus haben wir weitere Projekte mit rund 60 MW Wind und 30 MW PV in der Planung, die in den nächsten Jahren imSaarland folgen werden. Insofern sind wir bei den Erneuerbaren Energien auf Wachstumskurs. Zur Bewältigung der Energiewende müssen die Stromnetze intelligent werden, also kurzum, sie werdenmit digitaler Technik aufgerüstet. Was genau ist da geplant? Die gute Nachricht ist, wennwir über intelligente Netze reden, dass unsere Hochspannungsnetze bereits entsprechend digitalisiert sind.Wir sind jetzt schon in der Lage, in unserer Netzleitstelle, die wir ja im Rahmen der Saarländischen Kooperation betreiben, unsere Hochspannungsbetriebsmittel von einem Standort aus zu überwachen und zu steuern. Dieser Teil der Digitalisierung der Netze ist bereits umgesetzt. Der nächste Schritt ist die Digitalisierung der Mittel- und Niederspannungsnetze, insbesonderevor demHintergrunddesAusbaus der Erneuerbaren Energien, der steigenden Elektromobilität und der Tatsache, dass die Wärmepumpe künftigeine viel größereRolle inderWärmeversorgung spielenwirdals das bisher der Fall ist. Wir sehen einen starken Trend zur Elektrifizierung und das Ganze muss überwacht und gesteuert werden. In Folge der Gasknappheit durch den Ukraine-Krieg sind Elektroheizkörper in den Baumärkten ausverkauft. Sind unsere Netze denn dafür ausgelegt, diese starke Elektrifizierung zu bewältigen?* Ich kann nur davon abraten, flächendeckend Wohnungen und Häuser mit Elektroheizern aus dem Baumarkt zu beheizen. Auch die Verbraucherschützer warnen aufgrund der hohen Strompreise davor. Wir gehen Stand heute davon aus, dasswir unsere Privatkundenals gesetzlichgeschützteKundinnenund Kunden verlässlich über denWinter mit Gas versorgen können. Die VSE-Gruppe will in den nächsten Jahren 230Millionen Euro in die Infrastruktur des Saarlandes investieren. Der Ausbau von Netzen und Telekommunikation liegt in Ihrer Zuständigkeit. Nun erleben wir aber, dass gerade Bauprojekte durch fehlende Baumaterialien und Fachkräfte regelrecht ausgebremst werden. Können wir dieses ehrgeizige Vorhaben überhaupt noch wie geplant umsetzen? Das wird natürlich eine echte Herausforderung. ImEinzelfallwerdenwir sicherlichflexibel reagierenmüssen und situationsbedingt das ein oder andere Projekt vorziehen oder zurückstellen, je nach Materiallage. Wir haben den großen Vorteil, dass wir imRahmen des E.ON-Konzernverbundes direkten Zugriffauf dieweltweitenBeschaffungsmärkte haben und damit trotz der angespannten Situation grundsätzlich gut aufgestellt sind. Von daher bin ich optimistisch, dass es uns gelingen wird, die 230 Millionen –wie geplant– in den nächsten drei Jahren hier im Saarland investieren zu können. Nach Ihrer 100-Tage-Bilanz, war es richtig, von Avacon in Niedersachen zur VSE ins Saarland zu wechseln? Auf jeden Fall. Die VSE ist ein tolles Unternehmen, undwas ich hier besonders schätze ist, dass wir in allenWertschöpfungsstufen von den Netzen über den Vertrieb hin zu den Erneuerbaren Energien vertreten sind. Nur so sindwir – insbesondere in der derzeitigen Krisensituation – in der Lage, gesamthaft aus einer Hand zu reagieren und die Krise wertschöpfungsübergreifend zu bewältigen. Auch die Politik, mit der wir im engen Austausch stehen, hat mit uns einen Ansprechpartner für alle energiewirtschaftlich relevanten Themen. Und das Wichtigste zum Schluss: Hier in der VSEhabe ich viele kompetente, motivierte Mitarbeiterinnen undMitarbeiter kennen gelernt. Mit dieser starken Mannschaft werden wir die anstehenden Herausforderungen meistern und die VSE erfolgreich weiterentwickeln. Ich freue mich darauf. Vielen Dank für das Gespräch und weiterhin viel Glück und Erfolg. [med] * siehe auch Seite 30/31 und 32/33 11 Bilanz | kontakt VSE

Wird die Großregion zu einemWasserstoffland? Träumen erlaubt unddasGroßherzogtumbei der Produktion von Wasserstoff für die Nutzung Regenerativer Energien, sprich grün, aussprechen, setzt Frankreich dank einer starken Atomlobby im eigenen Land unbeirrt auf Atomenergie. Zwar entsteht auch hier kein klimaschädliches Kohlendioxid, aber eben nuklearer Abfall. Die Fachwelt spricht von gelbem Wasserstoff. Doch allmählich dämmert es bei unseren französischenNachbarn, dass Atomenergie trotz grünen Etiketts bei der EU-Taxonomie nicht unbedingt in den gewünschten Mengen zur Verfügung steht. Von den rund 60 Meilern steht ein Drittel still aufgrundniedrigerWasserständeanden Flüssen und wegen sicherheitstechnischer Bedenken. Hinzu kommt die nicht geklärte Endlagerung ausgedienter Brennstäbe. Doch anders als die Politik in Paris würden Netzbetreiber wie die GRTGaz lieber heute als morgen ihre Gasnetze für den Transport von Wasserstoff fit machen, und zwar grenzüberschreitend – wohlwissend, dass die Energie-Zukunft Europas und damit die Unabhängigkeit von fossilenEnergieträgern mehr denn je beimWasserstoff liegt. Mehr Druck und Tempo beim Thema Wasserstoff gefordert Wasserstoffprojekte in der Großregion von der Herstellung über den Transport bis zur Anwendung sind reichlich in der Pipeline. Das hat der ersteWasserstoffkongress inder Großregion Ende Juni in Saarbrücken eindrucksvoll gezeigt. Vertreterinnen und Vertreter aus Politik,Wirtschaft,Wissenschaft und Verbänden diskutierten über Möglichkeiten, wie mehr Druck beim Aufbau einer grenzüberschreitenden Wasserstoff-Infrastruktur gemacht werden könnte. Um von einer auf dem Papier existierenden Modellregion zu einer vorzeigbaren Beispielregion für Wasserstoff zu werden, ist es noch ein langer Weg. Der könne nur europäisch sein, sagt die saarländische Ministerpräsidentin Anke Rehlinger. „Zur Gestaltung des euro12 VSE kontakt | Wasserstoff Der EnergieträgerWasserstoff gilt in der westlichen Welt als das neue Öl des 21. Jahrhunderts, sichert unseren wirtschaftlichenWohlstand und macht ein Stück weit unabhängig von fossilen Rohstoffen. Die Anwendungsfelder im großtechnischen Stil reichen von der Stahlindustrie über das Transportwesen bis hin zur Wärmeversorgung mittels Brennstoffzellen und zur Herstellung von E-Fuels. Doch wie kommen Produktion und Verbrauch von Wasserstoff zusammen, dass es sich rechnet? Denn zur Herstellung dieses neuen „Schmierstoffs“ für die Wirtschaft braucht es Unmengen an Strom, wenn Wasser per Elektrolyse in seine Komponenten Wasserstoff und Sauerstoff aufgespalten wird. Und da scheiden sich die Geister, denn besonders in der Großregion prallen die unterschiedlichen Energiestrategien der drei Länder Deutschland, Frankreich und Luxemburg sichtbar aufeinander. Ist die Wasserstoff-Zukunft in der Großregion eher grün oder gelb? Während sich das Saarland

fair aufzuteilen.“ Trotz dieser Schwierigkeiten sieht Daniel Muthmann, Vorsitzender European Hydrogen Backbone, die globalen Versorgungswege im Aufbau. Die Nutzung von Solarenergie im Süden Europas sowie der Wind in Ländern wie Norwegen oder Dänemark bieten ideale Voraussetzungen für dieHerstellunggrünenWasserstoffs, der per Pipeline in die Großregion transportiert werdenkönnte, dennsovieleWindkraft- und Photovoltaikanlagen könnten hierzulande gar nicht gebautwerden, umden benötigten grünenWasserstoffherzustellen. Schätzungen zufolge braucht das Saarland bis 2030 rund 20 Millionen TonnenWasserstoff, von denen gerademal die Hälfte hier hergestellt würde. An einemAufbau einer europäischen Wasserstoff-Infrastruktur führt demnach kein Weg vorbei, zumal rund 80 Prozent des vorhandenen Erdgas-Leitungsnetzes genutzt werden könnte, was deutlich günstiger wäre als ein kompletter Neubau. Außerdem verfügen die Netzbetreiber über eine jahrzehntelange Expertise beim Netzbetrieb. Ein neuer Wasserstoff-Markt mit einer Leitungslänge von rund 28.000 km in Europa hätte sogar den Charme, in seiner Umsetzung finanztechnisch betrachtet komplett in Euro statt in Dollar gestaltet zu werden. Luxemburgs Energieminister sieht überdies gute Chancen für die Großregion, zum Zentrum in Europa zu werden, wo sich die großenWasserstoff-Pipelines kreuzen. Mut als Innovationstreiber Mut für eine Energie-Zukunft mitWasserstoff machen zudem die vielen kleinen Beispiele aus der Großregion. So begleitet das Institut für ZukunftsEnergieSysteme IZES aus Saarbrücken seit vielen Jahren das Thema Wasserstoff wissenschaftlich und mit eigenen Versuchsreihen. Die Firma Schäfer Stahlbau-Industriemontagen aus Dillingen päischen Transformationsprozesses beim Wasserstoff brauchen wir endlich den Startschuss aus Brüssel.“Wie so oft in Europa gebe es ein Geschwindigkeitsproblembei der Transformation, so Luxemburgs Energieminister Claude Turmes. „Bürokratie und langwierige Genehmigungsverfahren stehen imWeg,wenn es darumgeht, die vielen gutenProjekte endlich auf denWeg zu bringen.“ Selbst einParadigmenwechsel beimEU-Wettbewerbsrecht bezüglich Beihilfen sei notwendig, um das ZukunftsthemaWasserstoffvoranzubringen. Henne-Ei-Prinzip „Wir könnten sofort loslegen“, erklärt Dr. Claude Seywert, CEOder EncevoGruppe, zu der auch Creos gehört. Der saarländische Netzbetreiber will gemeinsam mit der GRTGaz ein bis zu 130 km langes grenzüberschreitendesWasserstoffnetz aufbauenmit Anbindung an die überregionalen Pipelines. Dieses ehrgeizige Projekt mit dem Namen mosaHYC soll bis 2026 Wasserstoff zu den großen Endverbrauchern wie Saarstahl liefern. Eingespeist würde der mittels Elektrolyseure erzeugteWasserstoff imgroßtechnischen Stil an den Standorten Völklingen Fenne mit einer 50 Megawatt-Anlage und in St. Avold mit 400 Megawatt. Doch das alles verschlingtMilliardensummen, die sich Bund, Land, Unternehmen und potentielle Investoren teilen sollen. Doch Investoren geben keinGeld, wenn keine Kunden da sind oder das Kundenpotential als zu niedrig eingestuft wird, und Unternehmen investieren wiederum nicht in Netze, wenn von Vornherein Verluste drohen. Ohne staatliche Hilfen läuft danichts. „Wirmüssendavonausgehen, dass der Aufbau einer europäischen Wasserstoff-Infrastruktur zu Beginn finanziell wenig lukrativ ist“, erklärt der Niederländer Bert Kiewiet, Manager Hydrogen Germany der Gasunie. Erst im Laufe der Jahre werde dasWasserstoff-Netz mit immer mehr Kundinnen undKunden attraktiv. „Wir brauchen mehr Tempo, Kreativität und pragmatische VorgehensweisenbeimAufbau eines europäischenWasserstoff-Netzes, umanfängliche Risiken für alle Beteiligten abzufedern bzw. baute be i sp i e l sweise bei Saarstahl an den Hochöfen versuchsweise die Einspritzdüsen für Wasserstof f. Das Unternehmen MHA Zentgraf aus Merzig ist spezialisiert auf Wasserstoff-Transport- und Tankventile bis zu 1.000 bar Druck. Das Startup GPSS aus dem luxemburgischen Wecker setzt auf kleine kompakte Lösungen zur Herstellung von grünemWasserstoffvorOrt.DasausBelgien stammende Unternehmen John Cockerill Hydrogen ist bereits international unterwegs und gilt als hochspezialisiert beim Bau von Elektrolyseurenbis 5MWLeistung. Bis Ende 2023 sollen die ersten Elektrolyseure aus dem elsässischen Werk in Aspach kommen. Das Unternehmen BosonEnergy aus Luxemburg mit Niederlassungen in verschiedenen europäischen Ländern untersucht die Gewinnung von Wasserstoff aus Abfällen. Die Robert Bosch GmbH erprobt am Standort Homburg den gesamtenWasserstoff-Kreislauf von der Herstellung über die Verteilung bis hin zur Anwendung wie Brennstoffzelle oder Betankung von Fahrzeugen. Sie alle eint, dass sie Wasserstoff als Chance sehen und mit ihren Unternehmen auf dem Zukunftsmarkt Wasserstoff wachsen wollen. Doch der Aufbau einer europaweitenWasserstoff-Infrastruktur verschlingt nicht nur viele Milliarden Euro, es bedarf auch vieler Fachkräfte. Die Universität Luxemburg hat mit Unterstützung des Industrieanlagenbauers Paul Wurth Geprolux einen neuen Lehrstuhl geschaffen, der neben der Forschung u. a. Module zur Weiterbildung im Bereich Wasserstoff-Anwendungen entwickeln soll z. B. für qualifizierte Industriemitarbeiterinnen und -mitarbeiter. Denn imTransformationsprozessmit neuen Produkten und neuen Verfahren würden auch neue Berufsbilder entstehen, zeigte sich Wirtschaftsminister Jürgen Barke überzeugt. Das Saarland sei Transformationsweltmeister und Veränderungen gewohnt. „Wenn nicht wir, wer dann?“, so sein Fazit zum Gelingen des Strukturwandels. [nea] Auf dem erstenWasserstoffkongress diskutierten Bert Kiewiet, Manager Hydrogen Germany der Gasunie, Dr. Claude Seywert, CEO der Encevo Gruppe, Moderator Jörg Hektor, dieMinisterpräsidentin des Saarlandes, Anke Rehlinger, und Luxemburgs Minister für Energie und Raumordnung, Claude Turmes, über Lösungsmöglichkeiten auf demWeg der Großregion zumWasserstoffland. 13

Das ehemalige Steinkohleabbaugebiet bei unseren Nachbarn inMoselle Est könnte vor einer Renaissance stehen. Ungeprüften Schätzungen von Fachleuten zufolge schlummert ein Potential von ca. 190Milliarden Kubikmeter Kohleflözgas tief in der lothringischen Erde. Das hat das französische Unternehmen Française de l’Energie FDE bereits vor einigen Jahren auf den Plan gerufen, das nach eigenen Angaben qualitativ sehr hochwertige und zu 96 Prozent aus Methan bestehende Gas aus den Tiefen zu fördern und an nahe gelegene Industrieunternehmen und Stadtwerke zu verkaufen. Doch auf die Genehmigung vomStaat wartet FDE noch immer. rund um St. Avold und Faulquemont mit 40 Kommunen. In diesem Raum seien in etwa 1.000 Meter Tiefe gesicherte 2,1 Milliarden Kubikmeter Gas, so FDE-Generaldirektor André Focinal . Im Genehmigungsverfahren werden zunächst die betroffenen Kommunen gehört, anschließend haben die Bürgerinnen und Bürger bei der Offenlegung des Dossiers in einer rund zweimonatigen Frist das Recht, ihre Einwände vorzutragen. Daswar imOktober 2020. Insgesamt dauere in Frankreich das Verfahren mit Prüfung und Vergabe der Konzession erfahrungsgemäß bis zu drei Jahren, erklärt Pressesprecher Pascal Mittelberger von der FDE. Doch seit über einem Jahr herrscht quasi Funkstille zwischen Paris und dem beschaulichen Pontpierre bei Faulquemont, wo FDE seit gut eineinhalb Jahren ihren Geschäftssitz hat. Die Corona-Pandemie und die Wahlen in Frankreich haben den Entscheidungsprozess sicherlich verlängert, aber der Krieg in der Ukraine und die damit verbundeneEnergiekrisemüsstenden Prozess nun aber beschleunigen, hofft FDE noch in diesem Sommer endlich mit einem positiven Bescheid. ErschwertwirddasGenehmigungsverfahren zusätzlich durch eineGesetzesänderung im Bergrecht von April 2021, die die Betreiberverantwortung vom Staat auf Dritte überträgt, wenn Gasvorkommen genutzt werden sollten. Krümel in den Käse machen zudem die Bürgerinitiative Appel57 sowie eine Handvoll Kommunalpolitikerinnen und -politiker. VermuteteSpekulationsgeschäfte des seit 2016 börsennotierten Unternehmens FDE, Verseuchung des Grundwassers sowie Gefahr von Grubensenkungen sind die am häufigsten genannten Argumente, die die rund 150 bekennenden Gegner des Vorhabens ins Feld führen. Dabei hätten nicht einmal einProzent der Bevölkerung der 40 Kommunen Einwände gegen das Projekt vorgebracht, soMittelberger. Über 30Kommunen und die überwiegende Mehrheit der Umfangreiche Probebohrungen an vier Standorten, zahlreiche Umweltverträglichkeitsprüfungen und Testläufe sowie Wirtschaftlichkeitsbetrachtungen wurden bis 2017 durchgeführt. Seitdem ruht die größteBohrstelle inLachambrebei St. Avold. Im November 2018 reichte FDE das Dossier beimfranzösischenStaat ein, umdie begehrte Konzession zur Nutzung der Gasvorkommen zu bekommen. Dabei geht es um ein rund 190 Quadratkilometer großes Gebiet 14 VSE kontakt | Großregion Kohleflözgas mindert Abhängigkeit vom Ausland Lothringische Steinkohle vor drittem Frühling

Lokalpolitik, die zumTeil selbst einmal im Bergbau tätig war, hätten sich für das Vorhaben ausgesprochen. Kein Fracking VielfachwerdeFDEFracking vorgewor fen, ärger t sich André Focinal. Dabei sei Fracking in Frankreich verboten und käme überhaupt nicht zur Anwendung. ImGegenteil: Die Steinkohle in Lothringen besitzt die positive Eigenschaft, Gas in feinen Poren und Rissen zu speichern, das bei Bohrungen lediglich wie bei einem Staubsauger abgesaugt und an die Oberfläche gefördertwerdenmuss. Dass dabei auch Wasser zu Tage gefördert werde, liege in der Natur des Bergbaus. Das Wasser werde im Übrigen gereinigt wieder der Natur zugeführt. Mit Fracking und Grubengasnutzung imherkömmlichenSinne habe dasVerfahren überhaupt nichts zu tun, soFocinal weiter. Es seien vermutlich die Bohrungen als solche, die zu Fehleinschätzungen in der Bevölkerung führen, denn im Norden Frankreichs mit vier Standorten und inBelgienmit einem Standort gewinnt FDE bereits Kohleflözgas und macht daraus Strom und Wärme. Das gesicherte Gasvorkommen beträgt dort 9,5 Milliarden Kubikmeter, allerdings mit lediglich bis zu 90 Prozent Methangehalt. In der französischen Stadt Béthune wird beispielsweise das Fernwärmenetz für 6.500 GebäudekomplettmitWärmeausKohleflözgas gespeist. Der Unterschied bei der Gasgewinnung liegt darin, dass die ehemaligen Schächte der Kohlegruben genutzt werden, also keine neuen Bohrungen in den Boden gebrachtwerdenmüssen. Außerdem laufen im französisch-belgischen Kohlebecken die einstigen Stollen aufgrund der geologischen Gegebenheiten nicht mit Grundwasser voll, sondernGas sammelt sich in den Flözen, das lediglich abgesaugt werdenmuss. Proteste, Einwände und Bürgerinitiativen waren in Nordfrankreich bis heute Fehlanzeige. Übrigens sei am Rande vermerkt, dass nach Angaben von FDE der Präfekt Lothringens, Laurent Touvet, die Flutung von ehemaligen Gruben im Moseldepartement im Frühjahr gestoppt habe. Bei Creutzwald gab es zu vieleProblememit demsteigenden Grundwasserspiegel. Rund 40 Millionen Euro hat FDE bereits in das Projekt Kohleflözgas in Lothringen investiert und ist sich sicher, die Konzession in Kürze zu bekommen. Bei positivem Bescheid wären 40 Plattformen mit mehreren Bohrungen in dem 191 Quadratkilometer großen Gebiet maximal möglich,wobei jedeBohrung jedesMal neu inder Präfektur beantragtwerden müsste und das Recht auf Nutzung der Gasvorkommen ohnehin 2040 enden würde. Denn dann greift das französische so genannte Hulot-Gesetz, benannt nach dem ehemaligen Umweltminister Macrons und Grünen-Politiker Nicolas Hulot, nach dem fossile Energieressourcen in Frankreich ab 2040 nicht mehr abgebaut werden dürfen. Das könnte sich angesichts der drohendenEnergiekrise allerdings wieder ändern. Frankreich verbraucht rund 40Milliarden Kubikmeter Gas pro Jahr, aber lediglich rund 20 Prozent stammen aus Russland, also deutlich weniger als in Deutschland. Hohe Qualität Das Kohleflözgas in Lothringen hat das Zeug dazu, die Unabhängigkeit von ausländischem Gas zu verringern. Zudem kann es aufgrund der hohen Qualität so gut wie unbehandelt in die vorhandene lokale und grenzüberschreitendeNetzinfrastruktur eingespeist werden für den direkten Verbrauch vor Ort. Interessenten gebe es reichlich, so PascalMittelberger. Auch imSaarland stoße das Vorhaben von FDE in der Großindustrie, die viel Gas verbrauche, auf reges Interesse. Was die geologischen Gegebenheiten im Saarlandangeht,müsstees auchhierzulande reichlich Kohleflözgas geben. Doch Studien dazu wurden von FDE nicht beauftragt. [nea] Weitere Infos: schalk-alexander@vse.de Weitere Infos: hermann.veith@famis-gmbh.de schmidt@arg solar-saar.de daemmgen@wfg-wnd.de FDE SAS Das ursprünglich australische Unternehmen European Gas Limitedwurde 2009 von Julien Moulin unter französische Kontrolle gebracht. 2015kaufteFDE inNordfrankreich Gazonor; ein Jahr später folgte der Börsengang. ImFrühjahr 2022erwarbFDECryoPur und beschäftigt derzeit 35Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Wenn die Konzession in Lothringen erteilt wird, soll die Belegschaft auf rund 100 wachsen. Weitere Infos: www.francaised lenergie.fr 15 Großregion | kontakt VSE FDE engagiert sich auch in der Photovoltaik wie in Creutzwald. Fernwärmenetz imnordfranzösischen Béthune.

Eine Gemeinde mit langer Tradition und guten Zukunftsaussichten Saarwellingen Umgeben von einer herrlichen Landschaft, verfügt Saarwellingen über eine intakte Infrastruktur. Die Bereiche Wohnen, Arbeiten und Freizeit zeugen von den Qualitäten einer attraktiven, aufstrebenden Gemeinde. VSE kontakt | Kommunalportrait Die Gemeinde Saarwellingen liegt im Herzen der Saar-Lor-Lux-Region in unmittelbarer Nähe zur Kreisstadt Saarlouis. Die hervorragende Verkehrsanbindung über die A8 und die damit verbundene schnelle Erreichbarkeit des Autobahndreiecks Saarlouis und des Autobahnkreuzes Saarbrücken sorgen für eine perfekte Verkehrsinfrastruktur, welche dieGemeinde zu einem attraktiven Standort für Industrie und Gewerbe macht. Aber auch im Freizeitbereich hat Saarwellingen mit seiner lebendigen Vereinslandschaft, einem breit gefächertenKulturangebot, einemdichtenNetz vonRad- und Wanderwegen sowie demFamilien- und Erlebnisfreibad eine Menge zu bieten. 16 DieMühlenbachschlucht Die ehemalige Dynamitfabrik

Kommunalportrait | kontakt VSE Seniorenprogrammen hin zu zahlreichen Vereinsfesten. All diesePunktemachendiese Gemeinde so lebens- sowie liebenswert! Saarwellingen wirtschaftlich Der Industriepark Saarwellingenmit einer Gesamtfläche von 100 ha ist seit seiner Erschließung imJahr 1999ein idealer Standort für ansiedlungswillige Industriebetriebe. Zahlreiche renommierte Unternehmen sind bis heute mit mehr als 450 Beschäftigten hier vertreten. Bis auf ein paar kleinere Flächen, welche sich in privater Hand befinden, wurden alle Flächen des ersten und zweiten Bauabschnittes komplett verkauft. Im 22 ha großen Industriegebiet "Dickenwald" sind ebenfalls alle Grundstücke an Firmen der weiterverarbeitenden Industrie vergeben worden. Ähnlich dicht besiedelt sind die Gewerbegebiete „John“ und „Langwies“. Zudemwurde2019derOrtskernvonSaarwellingen durch das Versorgungszentrum „Breitwies“ belebt und attraktiver gestaltet. Hier sowie im Gewerbegebiet „John“ findet man heute zahlreiche Geschäfte für den täglichen Bedarf. [md] Jede Gemeinde war wieder selbständig, bis zum Inkrafttreten der Gebiets- und Verwaltungsreform am 1.1.1974. Die drei selbständigen Gemeinden Saarwel l ingen, Schwarzenholz und Reisbach wurden zur Einheitsgemeinde Saarwellingen zusammengeschlossen. Die Gemeinde heute In den drei Ortsteilen leben heute auf einer Fläche von rund 42 Quadratkilometern ca. 13.400 Einwohnerinnen und Einwohner. Die günstige Lage hat den Ausbau und die Weiterentwicklung der Gemeinde gefördert und den Wohn- und Freizeitwert deutlich gesteigert. Alle Neubaugebiete sind in den letzten 30 Jahren erheblich gewachsen. Neben den überregional bekannten Rad- und Wanderwegen, allen voran dem Premiumwanderweg „Mühlenbach-Schluchten-Tour“, und demhistorischenRathausgebäude, sind dieMarien- und die Espengrotte ebensosehenswertwiederGrenzsteinweg in Schwarzenholzoder dieGebäudeder ehemaligenDynamitfabrik auf demCampusNobel. Zudem gibt es in Saarwellingen ein breit gefächertes Veranstaltungsangebot – von Open-Air-Festivals, Konzerten, Kinder- und Historisches Bodenfunde beweisen, dass in Saarwellingen bereits zur Bronzezeit Menschen lebten und arbeiteten. Die erste schriftliche Erwähnung vonWellingen stammt aus dem zehnten Jahrhundert. Im dreißigjährigen Krieg von 1618 bis 1648 wurden Saarwellingen und die in der Dorfmitte befindliche Burg vollständig zerstört. Erst 12 Jahre nachKriegsende kehrten nach und nach die in die Wälder geflohenen Überlebenden zurück und bauten das Dorf wieder auf, zusammen mit Neusiedlern aus Lothringen und Schwaben, aus dem Elsass und Tirol, aus den Ardennen und sogar aus Dänemark. 1715 wurde das erste Schloss, heute das Saarwellinger Rathaus, mit Stallungen und Scheunen in der Dorfmitte errichtet und diente schon damals als Verwaltungssitz. Am 1. November 1880 wurden die Orte Saarwellingen, Reisweiler, Labach und Schwarzenholz zu einer Bürgermeisterei zusammengeschlossen. Nach dem Zweiten Weltkrieg löste das saarländische Innenministerium am 1. April 1948 den Verwaltungsbezirk Saarwellingen auf. 17 Die Ortsteile Reisbach (links) und Schwarzenholz (unten) Das Schloss 1933 und heute

18 VSE kontakt | Kommunalportrait die Nachfrage ist groß, weil der Standort Saarwellingen auch mit seinen sehr guten Verkehrsanbindungen ausgesprochen attraktiv ist. Die Gemeinde Saarwellingen arbeitet eng mit der VSE-Gruppe zusammen, sie ist Standort der Verteilnetz und der energis Netzgesellschaft sowie des Rechenzentrums SAAR1 der VSE NET. Was bedeutet das für die Gemeinde? Welchen Stellenwert haben die Unternehmen für Saarwellingen? Auch dadurch zeigt sich ja, dass Saarwellingen ein guter und attraktiver Standort ist und wir alles daransetzen, Möglichkeiten zu schaffen, dass sich solche Dienstleister bei Das Leben in Saarwellingen ist so lebenswert, weil...? …unsere Gemeinde so vielfältig ist und so viel zu bieten hat: zahlreiche Möglichkeiten zur Freizeitgestaltung, ein breit gefächertes kulturellesProgramm, jedeMengeAngebote für Kinder, Jugendliche und Senioren, viele Vereinemit einemumfangreichenAngebotsspektrum – um nur einige Dinge zu nennen. Und wir arbeiten permanent daran, uns weiter zu verbessern. Welche Reize setzen Sie in Sachen Ansiedlungspolitik? Leider nützt es derzeit in diesem Bereich wenig, weitereReize zu setzen, weil uns ganz einfach die Flächen fehlen. Schade, denn „Gibt es einmal Probleme, gelingt es stets, diese zu lösen. “ Interview mit Manfred Schwinn, Bürgermeister von Saarwellingen

19 Weitere Infos: www.saarwellingen.de Kommunalportrait | kontakt VSE uns niederlassen. Und diese haben für uns einen sehr hohen Stellenwert, sind sie doch Teil der Vielfältigkeit des unternehmerischen Wirkens in unserer Gemeinde. Was die TWS anbelangt, arbeiten Sie eng mit der energis zusammen. Wie bewerten Sie die Zusammenarbeit? Diese Zusammenarbeit ist undwar von jeher für beide Seiten ein Gewinn. Das traditionell sehr gute und vertrauensvolle Miteinander der Partner energis und Gemeinde Saarwellingen hat sich bis heute zum Nutzen beider Seiten, vor allem aber auch für unsere Bürgerinnen und Bürger, die bei uns Ansprechpartner in Sachen Energie vor Ort haben, positiv weiterentwickelt. Und die Geschäftsführung hier bei uns imOrt leistet sehr gute Arbeit, bei der wir als Gemeinde mit unseremkommunalenProkuristenHans Conrad ein faires und partnerschaftliches Umgehen der Partner schätzen gelernt haben. So gehen wir mit einem gewissen Maß an Zuversicht die sicherlich nicht einfachen künftigen Anforderungen an, für die wir uns gut aufgestellt sehen. In Sachen Energieeffizienz bei kommunalen Gebäuden setzen Sie auf die Dienstleistungen der FAMIS GmbH. WarumFAMIS, wie wichtig ist Energieeffizienz für die Gemeinde und welche Einsparpotentiale konnten Sie bislang durch die Zusammenarbeit heben? Die Energieeffizienz und das damit verbundene Einsparpotential hat bei der Gemeinde Saarwellingen einen hohen Stellenwert. Wenn Sanierungen bzw. Umbauten an kommunalen Gebäuden durchgeführt werden, sind Energie-Einsparmöglichkeiten immer einThema–auch schonvor der Energiekrise. Mit der Firma FAMIS GmbH haben wir bisher gute Erfahrungen sammeln können. In folgenden Projekten war und ist die Firma FAMIS mit eingebunden: Schwimmbad Saarwellingen Die FAMIS GmbHhat hier den Planungsauftrag erhalten, dasWasser in den Schwimmbecken über Sonnenkollektoren zu erwärmen. Zuvor war eine Ölheizung installiert, die komplett rückgebaut werden konnte. Dadurch hat man erheblich weniger Energiekosten und die Erwärmung des Wassers erfolgt CO2-neutral. Das Bauvorhaben ist abgeschlossen. Projekt: Festhalle Saarwellingen Die FAMIS hat im Rahmen des durchgeführten Vergabeverfahrens überzeugt und den Auftrag zur Planung der Haustechnik erhalten. Bei dem Projekt „Neue Festhalle“ soll ein innovatives Heizsystem umgesetzt werden: „Energie aus Abwasser“. Hier wird einem Abwasserkanal/Hauptsammler des EVS mittels Wärmetauscher Energie entzogen. Es handelt sich hier um ein Gemeinschaftsprojekt der Gemeinde Saarwellingen mit dem Entsorgungsverband Saar. Die Energieerzeugung ist in Verbindung mit der Photovoltaik-Anlage C02-neutral. Das Projekt ist nochnicht umgesetzt, es befindet sich noch in der Planung. Gibt es darüber hinaus weitere Berührungspunkte mit den Unternehmen aus der VSE-Gruppe? Sehr häufig gibt es, u.a. bei kommunalen Baumaßnahmen oder auch der Straßenbeleuchtung inunsererGemeinde, Berührungspunkte, und die gute Zusammenarbeit führt hier inder Regel auchnahezu immer zuguten Ergebnissen. Gibt es einmal Probleme, gelingt es stets, diese zu lösen. Das ist gelebte Partnerschaft. Wie sieht es mit der Erzeugung regenerativer Energie als Erfolgsmodell aus? Was ist bislang in der Gemeinde passiert und was ist geplant? Hier haben ganz aktuell Gespräche zwischen unseren TechnischenWerken und der Politik stattgefunden, umChancen auszuloten.Mit TWS und WWS bin ich als Bürgermeister und ganz nebenbei auch Aufsichtsratsvorsitzender der Werke immer in Gesprächen zu dieser Thematik und auf der Suche nach Möglichkeiten. Wenn sich die aktuell sehr schwierige Lage auf dem Energiemarkt – hoffentlich bald – wieder normalisiert, werden wir versuchen, konkrete Projekte auf den Weg zu bringen. Davon unabhängig unterstützen wir schon lange in diese Richtung gehende Projekte privater Investoren und werden das auch künftig tun. In welchen anderen wirtschaftlichen Bereichen sehen Sie besonderesWachstumspotential? Die Wirtschaft ist in einem ständigen Wandel begriffen; was heute unverzichtbar ist, kann morgen schon überholt sein. Das heißt für uns, ständig die Entwicklungen zu beobachten und versuchen, dabei zu sein. Die zunehmende Digitalisierung erleichtert uns sicher manches und hier wollen wir uns weiter verbessern. Was sehen die mittelfristigen wirtschaftlichen und infrastrukturellen Planungen in punkto Attraktivitätssteigerung der Gemeinde außerdem vor? Ich hatte es schon bei vorhergehenden Fragen gesagt: Wir sind ein attraktiver Standort, dem leider aktuell die Flächen zur Vermarktung fehlen. Wir wollen versuchen, mit Partnern diese Situation zu verbessern und daneben auch künftig unsere Kommune in allen Bereichen, die eine lebenswerte Gemeinde ausmachen, weiterzuentwickeln. Ichbinguter Dinge, dasswir dies gemeinsam mit unseren kommunalenGremien schaffen werden. [md]

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