kontakt 03/2019

21 Grenzräume | kontakt VSE InParis sprach kontakt-Redakteur Armin Neidhardtmit Staatssekretär Barke über den Stand der Energiewende im Saar- land. Kontakt: Das Saarland will bis 2020 mindestens 20 Prozent Strom aus re- generativen Energien erzeugen. Wie ist das zu schaffen? Jürgen Barke: Das ist ein ehrgeiziges Ziel, zumal die Ausschreibungspflichten bei Windkraftanlagen dafür gesorgt haben, dass im Binnenland und damit auch im Saarland deutlich weniger neue Anlagen genehmigt wurden. Das Regu- lierungsregime dürfte sich aber wieder ändern. Wir brauchen zunächst aber vor allem eine verstärkte Nutzung der Sonnen- energie. Ich denke an Freiflächenanlagen, z. B. alte Industrieflächen. Der Klimaschutz ist drängender denn je. Wie sollen die CO2-Emissionen nachhaltig gesenkt werden? InderTat einsehrwichtigesThema, das nicht nur die jungen Menschen betrifft, wie sie auf vielen Demos deutlich zum Ausdruck gebracht haben. Wir müssen verschiedeneHebel inBewegung setzen. Neben dem Ausbau der regenerativen Energien sehe ich ein enormes Potential imGebäudebestand, um Primärenergie und damit rund 50 Prozent CO2 einzu- sparen. Das Thema Energieeffizienz bzw. Energiesparen kommt bei der Energiewende zu kurz. Energiewende meint ja nicht nur die Nutzung der regenerativen Energien zur Stromerzeugung. Zur Energiewende gehören auch dieWärme- undVerkehrs- wende. Dann müsste z. B. der Kohleausstieg viel schneller vollzogen werden? Der Kohleausstieg ist laut Kohlekom- mission bis 2038 vorgesehen und soll sozialverträglich gestaltet werden. Es ist natürlich nachvollziehbar, dass die Bundesländer mit Braunkohlemöglichst viel Unterstützungsleistungen vomBund dafür haben wollen. Ob die derzeit dis- kutierten Beträge volkswirtschaftlich sinnvoll angelegt sind, ist eine andere Frage. Möglich wäre ein Ausstieg sicherlich eher, wenn Ersatz in Form von Gas- kraftwerken zur Verfügung steht, um die Brücke ins solare Zeitalter sicher zu gestalten. Aber auch der Leitungsbau von Nord nach Süd kommt nicht richtig voran. Das Saarland ist ein Industriestandort. Weitere zusätzliche Belastungen für Industrie und Gewerbe mindern die Wettbewerbsfähigkeit, so ein vielfach gehörtes Argument. EinigeGroßindustrienstehenvor einem ökologischen Umbau. Schon aufgrund des CO2-Zertifikatehandels werden sich Investitionen in Zukunftstechno- logien rechnen. Bei der Diskussion um CO2-Reduzierung sollte aber auch der technische Fortschritt ins- gesamtmiteinfließen. Gerä- te, Maschinen usw. werden immer energieeffizienter und somit sparsamer. Und die Verkehrswende? Da wird nur von E-Mobility geredet! In der E-Mobility alleine sehe ich keine Zukunft. Was wir brauchen, ist ein ver- nünftiger Mix. Dazu zähle ich zwar auch die Batterietechnologie für E-Mobility, aber die Wasserstofftechnologie z. B. hat riesiges Potential. Vorhandene Gas- leitungen könnten ideal genutzt werden. Wir haben im Gasbereich eine sehr gute Infrastruktur. Das gilt es besser zu nut- zen. Bei der Energie sind wir stark abhängig vom Ausland. Wie kann man das än- dern? Unsere Partner in der EU bekla- gen ständig die Außenhandelsbilanz Deutschlands. Wir machen so viele Überschüsse wie andere Defizite. Das kann auf Dauer nicht funktionieren. Wa- rumkönnenwir z. B. unserenStromnicht auch vermehrt im westlichen Ausland kaufen? Das wäre vielleicht ein Beitrag dazu, dasswir Deutsche es ernst meinen mit der Reduzierung des Außenbilanz­ überschusses. Es gibt eine Reihe von internationalen Geschäftsmodellen, die letztendlich auch der Energiepolitik der EUstärker Rechnung tragenwürden: Kei- ne Alleingänge, sondern internationale Zusammenarbeit. Die Smart Border Initiative der Deut- schen und Franzosen zumBau einer Mit- telspannungsleitung und Einbeziehung aller Aspekte einer zukunftsorientierten Energieversorgung zeigt doch, dass der Wille auf beiden Seiten vorhanden ist. Hohes Einsparpotential im Gebäudebestand CO2-Reduktion mit dem richtigen Energie-Mix begegnen

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