4 In der Tat war der Moment, auf den die Menschen im Saartal, Mitarbeiter und Entscheider so lange gewartet und die VSE so lange hingearbeitet hatte, blitzschnell vorbei. Nach nur 271/2 Sekunden waren der 117 Meter hohe Kühlturm, die beiden Schornsteine in Höhe von 180 und 150 Metern sowie die letzte Entstickungsanlage mit einer Höhe von 51 Metern in einer großen Staubwolke niedergelegt. 2.315 Zünder, 2.225 Bohrlöcher und 112 Kilogramm Sprengstoff sorgten, präzise geplant und platziert, für das rasche Ende des Kraftwerkes, das über 60 Jahre lang das Herzstück der VSE war. Auf der Aussichtstribüne auf dem Saar- Plateau in sicherem Abstand gab es Applaus für die präzise Niederlegung, aber auch hartgesottene Männer hatten Tränen in den Augen. Der frühere technische Vorstand der VSE AG, Tim Hartmann, hatte es sich nicht nehmen lassen, den letzten Tag des Kraftwerkes, für das er jahrelang gekämpft hatte, mitzuerleben. „Für mich ist das ein emotionaler Moment, denn es ist heute das erste Mal nach meinem Ausscheiden, dass ich hier auf dem Kraftwerksgelände bin. Ich erinnere mich daran, wie ich damals oben auf dem Block stand und wir über das Saarland geblickt haben und vieles mehr …. Die Mannschaft hat hier Tolles geleistet über die vielen Jahrzehnte und ein Stück Wehmut ist natürlich dabei.“ Die Bürgermeister der Anrainer-Gemeinden Ensdorf, Schwalbach, Bous und Saarlouis standen eng beieinander. Mit Wehmut und Zuversicht nahmen sie Abschied von einer Industrieanlage, die den Wohlstand der Region über Jahrzehnte bestimmt hatte. „Wehmut und Zukunftshoffnung, da schlagen zwei Herzen in meiner Brust. Ich bin mit diesem Kraftwerk groß geworden. Diese Landmarke fehlt nun…“, findet Ensdorfs Bürgermeister Jörg Wilhelmy. Sein Amtskollege aus Bous, Stefan Louis, ergänzt: „Es gibt in Bous fast kein Grundstück, von dem man den Kühlturm nicht gesehen hat, und das wird uns nun auch noch ein bisschen beschäftigen.“ Schwalbach war gleich mit zwei Bürgermeistern vertreten. Hans-Joachim Neumeyer erlebte am Tag der Sprengung seinen letzten Arbeitstag im Amt. „Ich habe den Aufbau des Kraftwerkes miterlebt, das war eine spannende Zeit, ich war damals noch Schüler. Es geht ein Stück unserer IndustTrauer und Hoffnung begleiten die Sprengung des Kraftwerkes Zeitenwende in Ensdorf „So etwas hat es in Deutschland bisher nicht gegeben“, sagt der renommierte Sprengmeister Michael Schneider nicht ohne Stolz. „Dass gleich vier Bauwerke dieser Größenordnung gleichzeitig innerhalb von nur einer halben Minute gezündet wurden, ist einzigartig“. VSE kontakt | Abschied
RkJQdWJsaXNoZXIy NTg2OTg=