kontakt 02/2024

24 VSE kontakt | Strategie & Zukunft Es gibt viele Vorurteile gegenüber Elektro- Autos. Produzieren E-Autos mehr CO2 als konventionelle Verbrenner? Bei der Betrachtung des gesamten Lebenszyklus eines Autos von der Gewinnung der Rohstoffe und Fertigung über den Kraftstoffverbrauch samt Vorkette wie Aufbereitung und Lieferung der Tankstoffe bis hin zur Entsorgung erzeugt das E-Auto im Vergleich zum Verbrenner rund zwei Drittel weniger CO2 trotz eines höheren CO2-Rucksacks bei der Batterieherstellung und unter der Annahme, dass der Ladestrom nur zur Hälfte aus regenerativen Quellen stammt. Gerade letzteres wird sich positiv verändern, denn bis 2030 soll der Strom in Deutschland zu 80 Prozent aus regenerativen Erzeugungsquellen stammen, derzeit sind es bereits mehr als 50 Prozent. Das second-life der Batterien, also die spätere Nutzung, ist in dieser CO2-Betrachtung noch gar nicht berücksichtigt. Dabei werden die Batterien, obwohl sie noch eine Restkapazität von ca. 80 Prozent haben, für Speicherzwecke genutzt, zum Beispiel als Pufferung für Wind- oder Sonnenstrom, wo sie noch weitere zehn Jahre gute Dienste leisten können. Oder sie werden recycelt, entweder im thermischen oder im hydrometallurgischen Verfahren. Mittlerweile gibt es allein in Europa fast 40 Batterierecycling-Unternehmen. Im Übrigen sagt die Physik, dass der Elektro-Antrieb viel effizienter ist als der Antrieb beim Verbrenner. Beim E-Auto kommen rund 70 Prozent der eingesetzten Energie beim „Rad“ an, beim Verbrenner mit E-Fuels nur acht bis zehn Prozent, bei Wasserstoff-Fahrzeugen sind es 18 bis 20 Prozent. Wie steht es um die Reichweite bei Elektro-Autos? Die Reichweiten-Angst der Deutschen bei E-Autos ist legendär. In den letzten zehn Jahren hat sich auf diesem Gebiet bei der technologischen Entwicklung viel getan, so dass die Reichweite von E-Autos aufgrund der verbesserten Batterien als technisch gelöst gilt. 1.000 km mit einer Ladung werden in China bereits angeboten, bei einer Ladegeschwindigkeit von 400 km in 10 Minuten. Im Übrigen gilt: Wenn in Deutschland bis 2030 tatsächlich 14 Gigafactories, also Batteriehersteller, entstehen, könnte der Bedarf an Batterien für E-Autos für halb Europa gewährleistet werden. Und es macht auch Sinn, die Batterien hierzulande zu fertigen, also nah an den Produktionsstandorten für E-Autos, anstatt sie über weite Wege anzuliefern. Könnte das Stromnetz bei mehreren Millionen E-Autos tatsächlich zusammenbrechen? Bis 2040 sollen im besten Fall alle PKW als E-Fahrzeuge in Deutschland zugelassen sein. Fachleute haben errechnet, dass ein Zubau von 120 TWh Strom bis dahin benötigt wird, sprich 20 Prozent mehr als der derzeitige Strommarkt, also ein Zubau von etwa ein Prozent pro Jahr; hinzu kommen weitere Strombedarfe z. B. für Wärmepumpen und Rechenzentren. Gleichzeitig werden aber auch 550 TWh an Kraftstoffen und Primärenergie eingespart. Das ist das größte Energiesparprogramm, das wir je hatten - über das aber kaum jemand redet. Der Netzausbau muss weiter forciert werden, schon aufgrund des Ausbaus regenerativer Erzeugung. Das passiert auch in Deutschland. Viel hängt zudem davon ab, wie sich die Ladegeschwindigkeit weiter entwickeln wird. Ein intelligentes Steuern der Netze, die Abschaltbarkeit bzw. Reduzierung von Stromanwendungen sowie die Tatsache, dass nur ein Bruchteil der zugelassenen Fahrzeuge gleichzeitig am Schnelllader hängen, machen einen Zusammenbruch des Stromnetzes höchst unwahrscheinlich. Gegner sagen, in den benötigten Batterien für E-Autos stecken Seltene Erden und die Rohstoffe reichen nicht aus. Die Aussage ‚Batterien enthalten Seltene Erden‘ ist gleichzeitig richtig und falsch. Sie wurde von einem amerikanischen Think Tank der Ölindustrie in die Welt gesetzt. So wird in Nickel-Metallhydrid-Akkus Lanthan verbaut, das ist eine Seltene Erde. Die Batterien in E-Autos sind aber Lithium-Ionen-Akkus, und die enthalten keinerlei Seltene Erden. Selbst das als kritischer Rohstoff geltende Kobalt wird bereits seit den 90er Jahren in Großbatterien immer weniger verbaut, die Tendenz geht gegen null. Was die Rohstoffe angeht, so ist in der Hochlaufphase der E-Autoproduktion mit einer starken Nachfrage nach Rohstoffen zu rechnen wie Lithium, Aluminium, Nickel, Kupfer etc. Der Gedanke der Kreislaufwirtschaft, sprich Rückgewinnung von Rohstoffen, wird deshalb weiter an Bedeutung gewinnen. Welche neuesten Entwicklungen gibt es bei den Batterien? Es ist ein Megatrend, problematische Materialien aus Batterien zu verbannen. Die neueste

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