Strommix auf mindestens 25 % erhöhen. Die Anzahl der Solaranlagen hat sich 2021 im Vergleich zu 2020 verzehnfacht und bei Windenergie verzeichnenwir einen kontinuierlichenAnstieg inden letzten zwölf Jahren. Anfangdes Jahres habenwir einenKooperationsvertragmitDänemark abgeschlossen für den Bau einer Energieinsel mit Offshore-Windkraftanlagenmit einer Leistung zwischen 10.000 und 12.000 Megawatt. Über das westeuropäische integrierte Stromnetz können wir den Strom nach Luxemburg transportieren. Wir brauchen künftig mehr Strom, da wir sowohl Wärmeerzeugung, Industrie als auch Verkehr konsequent elektrifizieren werden. Das ist gut für das Klima und verringert die Abhängigkeit von Öl und Gas. Europa braucht mehr gemeinsame europäische Projekte im Bereich der Erneuerbaren wie die Energieinsel in Dänemark. Es geht um mehr Energieunabhängigkeit, die gemeinsameBekämpfungdesKlimawandels und darum, die Wertschöpfungsketten im Zusammenhangmit der Energiewende nach Europa zurückzuholen. Damit meine ich die Produktion der erforderlichen Technologien wieSolarmodule,Wärmepumpen, Elektrolyseure oder Batterien. Das betrifft alles die Zusammenarbeit auf europäischer Ebene zwischen den einzelnen Staaten. Was gibt es konkret in der Großregion? Unser Ministerium ist an Arbeitsgruppen für Energie und Wasserstoff in der Großregion und der Benelux-Union beteiligt. Außerdem stehen wir im bilateralen Austausch mit unseren Nachbarn im Saarland, Rheinland-Pfalz, Wallonien und der Region Grand Est. Beispielhaft nenne ich die beiden Wasserstoff-Projekte „mosaHYc“ (Moselle SarreHYdrogenConversion) undGrande-RégionHydrogen. Ende Juni habenwir zusammenmit der saarländischenLandesregierung eine Konferenz zum Thema Wasserstoff in Saarbrücken veranstaltet. Großangelegte Projekte vor allembeimWasserstoffkönnen wir nur grenzüberschreitend und gewinnbringend für alle voranbringen. Die beiden großen Nachbarn Deutschland und Frankreich verfolgen eine unterschiedliche Energiepolitik. Die Deutschen sind aus der Atomenergie ausgestiegen, die Franzosen starten nochmals durch, planen neue Reaktoren und verlängern die Laufzeiten bestehender Atommeiler. Wie stehen Sie dazu? Als Emmanuel Macron im November letzten Jahres das neue Atomprogramm vorgestellt hat, war ich schon ein wenig überrascht. Schließlich ist Atomenergie mit dem Bau neuer Reaktoren doppelt so teuer wie Strom aus Erneuerbaren Energien. Und was die Technik der Minireaktoren angeht, so ist das auch nicht so ganz neu. Neben der ungeklärten Frage der Entsorgung des anfallenden Atommülls müssten zudem jede Menge dieser Minireaktoren gebaut werden, um eine gewisse Wirkung zu entfalten. Atomenergie ist in Frankreich bei den meisten Parteien, bis auf die Linke und die Grünen, unumstritten. Was das Atomkraftwerk Cattenom betrifft, haben wir gemeinsam mit dem Saarland und Rheinland-Pfalz eine Studie in Auftraggegeben, die zudemSchluss kommt, dass die Reaktoren ausgeschaltet werden könnten, ohne die Versorgungssicherheit in der Großregion zu gefährden. Der Ausbau der Erneuerbaren ist die eine Seite, die andere die Energieeffizienz. Was macht Luxemburg konkret auf diesem Gebiet? JedeMaßnahme, Kilowattstunden Strom undWärme einzusparen, ist wichtig. Ab Januar kommenden Jahres darf in allen neuen Gebäuden in Luxemburg keine Heizung mehr mit fossilen Brennstoffen eingebaut werden.Wir habendieFörderprogramme für Wärmepumpen aufgestockt unddie verwaltungstechnischen Vorgänge beschleunigt. Wir wollen auch Bevölkerungsteile mit geringerem Einkommen erreichen. In der GemeindeKehlenbeispielsweise entsteht im Ortsteil Elmen ein ganz neues Stadtquartier mit rund 800 Wohneinheiten für ca. 3.000 EinwohnerinnenundEinwohnern,mit Schule undKindergarten, kleinenGeschäftenundeinemDorfgemeinschaftshaussowiekomplett neuer Infrastruktur inklusive eines zentralen Parkhauses. In drei Bauphasen werden dort die Themen Bezahlbarkeit von Wohnraum, Lebensqualität sowieNachhaltigkeit in allen Facetten wie Einsatz von Wärmepumpen, Photovoltaik, Holzbauweise, Dämmung etc. gewinnbringend zusammengebracht. Noch indiesemSommer sollendie erstenGebäude bezogen werden. Investiert werden dort im ersten Schritt insgesamt rund 90 Millionen Euro. Dieses Projekt wird übrigens mitgefördert im Rahmen des grenzüberschreitenden Energie-Netzwerks GReENEFF aus demSaarland, Rheinland-Pfalz, Lothringen, Wallonien und Luxemburg. [nea] Weitere Infos: https://gouvernement.lu Futuristische Architektur begrüßt die Reisenden in Esch sur Alzette: Der Bahnhof Belval. 23 Interview | kontakt VSE
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