kontakt 01/2024

17 Doch das heißt noch lange nicht, dass jedem Stromkunden automatisch um Ostern herum eine Preiserhöhung ins Haus steht. So hat eine aktuelle dpa-Umfrage ergeben, dass mehrere Stromversorger planen, die Erhöhung der Netzentgelte vorerst nicht an ihre Kunden weiterzugeben. Vereinzelt wollen einige Anbieter laut Erhebung die Preise sogar senken. Brancheninsider gehen in diesem Zusammenhang davon aus, dass die Stadtwerke, die Preissenkungen früh, um die Jahreswende, an ihre Kunden weitergegeben haben, nun aus besagten Gründen gezwungen sind, ihre Preise leicht nach oben anzupassen. Versorger hingegen, die es mit der Weitergabe nicht ganz so eilig hatten, seien nun sogar in der Lage, den Strompreis zu senken. Sinkendes Preisniveau im Stromgroßhandel Für solche Phänomene gibt es plausible Erklärungen. Netzentgelte steigen, während die Preise im Stromhandel sinken. So bestimmen nicht allein die Netzentgelte den Strompreis – für Haushalte machen sie nur knapp ein Viertel davon aus. Dieser setzt sich daneben wesentlich aus den Parametern Stromerzeugung, Beschaffung und Vertrieb (~ 49 %), der Umsatz- (~ 16 %) und der Stromsteuer (~ 6 %) sowie aus sonstigen Abgaben und Umlagen (~ 8 %) zusammen. Und seit Mitte 2023 etwa weisen die Marktentwicklungen ein sinkendes Preisniveau im Stromgroßhandel aus. Das heißt, dass der mit knapp 50 % anteilig größte Kostenfaktor seither abnimmt. Sonderstellung der Stadtwerke Als Verteilnetzbetreiber nehmen Stadtwerke in der Energiewirtschaft eine herausragende Sonderstellung ein. Da Energienetze ein so genanntes natürliches Monopol darstellen, unterliegen sie einer strengen staatlichen Kontrolle und agieren in einem regulierten Markt. Von der BNetzA und den Landesregulierungsbehörden kontrolliert, darf es hier keinen freien Wettbewerb geben. Das erst ermöglicht einen fairen Wettbewerb auf den vor- und nachgelagerten Marktebenen ganz im Sinne einer breitgefächerten Auswahl an Lieferanten sowie möglichst günstiger Preise für die Verbraucher. Ferner kommt den Stadt- und Gemeindewerken als Betreiber kritischer Infrastruktur (KRITIS) sowie in der Daseinsvorsorge eine tragende Bedeutung für das staatliche Gemeinwesen zu, die es vor allem in Zeiten geopolitischer Spannungen, Krisen und Konflikte besonders zu schützen gilt. Angesichts der enormen täglichen Herausforderungen beim Aufbau des Stromnetzes der Zukunft im Zeichen der Klimaneutralität verdienen sie daher unbedingt mehr Aufmerksamkeit und Unterstützung. [tj.] Trends & Themen | kontakt VSE

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