einen Seite, Komplexität auf der anderen. Das muss man immer und immer wieder gut austarieren. Das Kraftwerk steht seit nunmehr 5 Jahren still. Seitdem wird um den Standort gerungen und gefeilscht. Wie wichtig war es, mit der Freigabe des Standortes Ensdorf den richtigen Moment abzuwarten? Dr. Dornseifer: Ein solches Kraftwerk schließt man ja nicht über Nacht. Dafür braucht es Vorlauf, den wir dann aber auch genutzt haben. Außerdem wollten wir diesen tollen Standort für uns und das Saarland weiterentwickeln. Auch das brauchte Zeit. Wir redeten ja von einem genehmigten Kraftwerksstandort, nicht weniger, aber auch nicht mehr. Hieran mussten wir gemeinsam mit der Gemeinde Ensdorf arbeiten, um andere Nutzungen zu ermöglichen. Auch sowas braucht Zeit. Und da wir uns als VSE frühzeitig insbesondere auch wirtschaftlich auf das Ende der Stromerzeugung in Ensdorf vorbereitet hatten, konnten wir uns diese Zeit auch nehmen. Und dann kam die richtige Stunde für eine zukunftsgerichtete Ansiedlung. Da hat dann alles schon ziemlich gut zusammengepasst. Welche Chancen ergeben sich durch die Wolfspeed-Ansiedlung für die VSE/die VSE-Gruppe? Dr. Dorneifer: Erst einmal ist das ein riesiger Erfolg für das Saarland als Industrieland. Es kommt mit Wolfspeed zukunftsweisende Technologie aus den USA ins Saarland. Und da Wolfspeed und die hoffentlich noch vielen anderen Betriebe, die sich in Ensdorf noch ansiedeln werden, Strom Wärme, Telekommunikationsdienstleistungen, Unterstützung im Bereich des Facility Managements usw. brauchen und dies ja alles die Kernkompetenz der VSE-Gruppe ist, glaube ich, dass sich hier wirklich Gutes für uns auftut. Dr. Tenge: Da gebe ich Hanno voll und ganz Recht. Als VSE-Gruppe können wir ein breites Spektrum an Dienstleistungen anbieten, um diesen Standort gemeinsam mit der Landesregierung und den industriellen Partnern weiter zu entwickeln. Die Siliziumkarbid-Halbleiter, die Wolfspeed in Ensdorf herstellen wird, sind ein Booster für die Energiewende. Die Chips machen Ladevorgänge schneller, Reichweiten in der E-Mobilität größer und Prozesse effektiver. Welchen Nutzen kann die VSE-Gruppe daraus für die eigene Energiezukunft ziehen? Dr. Tenge: Wir haben zumindest einen indirekten Nutzen, weil diese Chips vor allem auch in der Elektromobilität eingesetzt werden, was dann zu einer noch stärkeren Verbreitung der E-Mobilität in Deutschland und natürlich auch im Saarland führen wird. Das korrespondiert dann auch sehr stark mit der Weiterentwicklung unserer Energienetze, die wir kontinuierlich ausbauen und digitalisieren, damit die notwendige Energie zum Laden der Fahrzeuge bereitsteht. Hier sehen wir erhebliche Wachstumspotenziale. Wie es aussieht, wird Wolfspeed so bald wie möglich mit den Bauarbeiten für die neue Halbleiterfabrik beginnen wollen. Das bedeutet, das alte Kraftwerk muss weichen. Wie genau ist der Rückbau geplant? Dr. Tenge: Wir werden das Kraftwerk bis zum ersten Quartal 2025 vollständig zurückgebaut haben, das heißt, dann haben wir dort erst einmal eine „grüne Wiese“. Allerdings gehen wir davon aus, dass sich an diesem industriepolitisch einzigartigen Standort mit seiner herausragenden Infrastruktur im Sog von Wolfspeed bald weitere Industrien und Investoren ansiedeln werden, als deutliches Signal für neues Industriewachstum im Saarland. Was sagen Sie den Kolleginnen und Kollegen, die dem guten alten Kraftwerk nachtrauern? Dr. Dornseifer: Ich trauere mit, ganz klar. Aber wir sollten bei aller Trauer die Freude über das, was da gerade in Ensdorf geschieht, überwiegen lassen. Denn alles ist im Leben vergänglich. Dr. Tenge: Ich möchte allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der VSE-Gruppe sagen, dass wir sehr stolz sein können, über 50 Jahre lang für eine sichere Stromproduktion im Saarland gesorgt zu haben. Aber lassen Sie uns jetzt nach vorne schauen. Es ist eine einzigartige Chance, Teil einer neuen Wachstumsgeschichte zu sein und diese aktiv mit voranzutreiben. Die weltweit modernste Siliziumkarbid-Chipfabrik siedelt sich am Kraftwerkstandort an, in der sicheren Erwartung, dass sich weitere Zukunftsindustrien anschließen werden, was wiederum Wachstum in anderen Bereichen wie z. B. der Elektromobilität bedeutet. Darauf können wir als VSE-Gruppe wirklich stolz sein. [med] Dr. Tenge Dr. Dornseifer 7 Standort | kontakt VSE
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