Kontakt: Herr Dr. Dornseifer, Herr Dr. Tenge, bedauern Sie, dass das traditionsreiche VSE-Kraftwerk in Ensdorf bald Geschichte sein wird? Dr. Dornseifer: Ja, das würde ich schon sagen. Unser Kraftwerk war über Jahrzehnte Kern der VSE und damit Teil der saarländischen Industriegeschichte. Solch ein Kraftwerk, was ja viel mehr ist als nur Stahl, Beton und Elektronik, sondern auch für viele, viele Geschichten von Menschen, die in dem Kraftwerk gearbeitet haben, steht, jetzt abzureißen, ja das macht mich schon ein wenig traurig. Dr. Tenge: Ich glaube, das große Bedauern, das hatten wir Ende 2017, als die letzte Kilowattstunde im Kraftwerk produziert wurde, das war damals sicherlich eine sehr schwere und auch eine tränenreiche Entscheidung. In der Zwischenzeit ist aber sehr viel passiert. Wir haben gemeinsam mit der Gemeinde und der Landesregierung die Grundlagen geschaffen, damit der Standort eine Zukunft, eine große Zukunft, hat, wie wir jetzt wissen. Diesen gemeinsamen Anstrengungen ist es zu verdanken, dass sich der Investor für den Bau einer hochmodernen Chipfabrik genau an diesem Standort entschieden hat. Damit werden dort, wo jahrzehntelang Strom aus Kohle gewonnen wurde, ganz neue, zukunftsträchtige Perspektiven für das Saarland und die hier beschäftigten Menschen eröffnet. Und das freut mich sehr. Die VSE hat viel um dieses Kraftwerk kämpfen müssen, als es von einem größeren, moderneren Kohlekraftwerk abgelöst werden sollte; als diese Initiative am Bürgerbegehren scheiterte; als das Kraftwerk seine Existenz als Energielieferant der Stahlindustrie retten konnte … was sind aus dieser Zeit Ihre prägenden Erinnerungen? Dr. Dornseifer: Nun, an die Diskussionen rund um den Neubau habe ich keine wirkliche Erinnerung. Das war vor meiner Zeit bei VSE AG. Sehr wohl aber erinnere ich mich an den Abschluss der Kooperation mit der saarländischen Stahlindustrie. Das war wichtig für uns und hat uns Zeit verschafft, uns auf die sozialverträgliche Schließung des Kraftwerks vorzubereiten. Das habe ich noch gut in Erinnerung. Wirklich prägend, und das werde ich nicht mehr vergessen, war dann der Zeitpunkt, als wir den Kraftwerkern mitteilen mussten, dass 2017 Schluss ist. Das war wirklich schwer. Umso stolzer bin ich allerdings darauf, dass die Mannschaft bis zur letzten kWh ihren Job gemacht hat. Davor ziehe ich den Hut. Die VSE war immer zentraler Energieversorger im Saarland. Mit der Stilllegung des Kohlekraftwerkes konzentriert sich das Unternehmen nun auf andere Geschäftsbereiche. Dr. Tenge: Wir sind im Saarland der größte Erzeuger von erneuerbaren Energien mit einem Portfolio von rund 130 MW Wind und 25 MV Photovoltaik und wir haben in der gleichen Größenordnung weitere Projekte in Planung. Damit erreichen wir zwar noch nicht die Erzeugungs-Dimension des ehemaligen Kohlekraftwerkes, aber wir produzieren im Saarland jetzt schon einen maßgeblichen Anteil der dringend benötigten regenerativen Energie. Damit gehen wir hier eindeutig in die richtige Richtung. Dr. Dornseifer: Die VSE-Gruppe ist sehr breit aufgestellt und damit, wie es so schön heißt, resilient. Man könnte auch sagen stabiler als noch vor einigen Jahren. Das begrüße ich ausdrücklich. Allerdings sind wir dadurch auch deutlich komplexer. Stabilität auf der Transformation des Kraftwerkstandortes Ensdorf Ende Gelände Ende 2017 wurde das traditionsreiche Kohlekraftwerk in Ensdorf stillgelegt. Seitdem gab es viele Spekulationen um die Zukunft des begehrten Industriestandortes, der im Masterplan 2 der Landesregierung für Industrieflächen im Saarland als einer von 10 herausragenden Standorten aufgeführt wird. Seit dem 1. Februar wissen wir, dass der US-amerikanische Chip-Hersteller Wolfspeed eine hochmoderne Fabrik in Ensdorf bauen wird. Dafür müssen die alten Kraftwerksgebäude weichen. Damit endet eine Ära für das Saarland, vor allem auch für die VSE. Altes geht, Neues kommt mit vielfältigen Chancen für die VSE-Gruppe. Dazu Fragen an die Vorstände der VSE AG: 6 VSE kontakt | Standort
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