kontakt 01/2023

der 90er Jahre an das Wärmenetz der Fernwärmeschiene Saar mit einer Leistung von 20 Megawatt thermisch angeschlossen. Die Verluste beziffert das IZES im Jahresmittel auf 20 bis 25 Prozent und im Sommer sogar auf teilweise 70 Prozent. Versorgt wird die Fernwärmeschiene Saar durch Einspeiser wie Dillinger Hütte, Zentralkokerei und Heizkraftwerk Völklingen-Fenne. Bei der Untersuchung standen die Reduzierung der Vorlauftemperaturen, die Minimierung der Netzverluste sowie die Integration regenerativer Energien im Mittelpunkt. Zudem muss in Betracht gezogen werden, dass es auch zu Änderungen bei den Einspeisern in die Fernwärmeschiene kommen kann, sprich wieviel Wärme steht künftig überhaupt noch zur Verfügung. Aufbauend auf dem Wärmekataster des Saarlandes 2016 wurde der Wärmebedarf der rund 1.100 Gebäude im Stadtteil Saarlouis-Steinrausch näher untersucht. Der Gebäudebestand besteht aus Ein- und Zweifamilienhäusern sowie kleinen bis hin zu großen Mehrfamilienhäusern teilweise mit kleinen Gewerbeeinheiten. Die Gebäude wurden typologisiert und entsprechend für jeden Gebäudetyp der Wärmebedarf im unsanierten Zustand ermittelt. Auf dieser Grundlage lässt sich eine Prognose wagen, wie sich der Wärmebedarf in der Zukunft entwickelt, wenn die Gebäude bis 2045 nach KfW 70 bzw. KfW 55 Standard saniert werden. Zwar kann zur Senkung der hohen Temperaturen und zur Reduktion der Wärmeverluste an der Übergabestation ein Wärmetauscher für Abhilfe sorgen. Das löst aber nicht das Problem, ob künftig noch alle Einspeiser wie gewohnt zur Verfügung stehen. Außerdem fehlt es bei solchen Vorhaben an praktischer Erfahrung in der Umsetzung. Interessanter und nachhaltiger erscheinen eher die Varianten unter Einbeziehung regenerativer Energien, zum Beispiel die Integration einer großflächigen Solarthermie- und Holzhackschnitzelanlage oder die Nutzung von Photovoltaikanlagen auf den Dächern sowie eine Großwärmepumpe. Bei einer 50-prozentigen Belegung der Dachflächen mit Photovoltaik und dem Betrieb einer Großwärmepumpe könnte der Wärmebedarf bis auf die Spitzenlast deutlich reduziert werden. Doch sind die Eigentümerinnen und Eigentümer auch bereit, in die energetische Teil- bzw. Vollsanierung zu investieren? Wer hat bereits investiert oder plant das in näherer Zukunft? Was passiert, wenn Eigentümerinnen oder Eigentümer zwischenzeitlich wechseln? Wie steht es um Hybridlösungen wie dezentrale Wärmepumpen oder Kollektoranlagen zur Warmwasserbereitung bei der gesamten Wärmeversorgung des Quartiers? Und wer soll es machen, wenn Handwerk, Energieberatung und Ausbildungsstätten zur Mangelware werden? Es gibt zu viele Unsicherheiten, um belastbare Prognosen abzugeben. Nur eines ist sicher: Bei einer aktuellen Sanierungsquote von ein Prozent pro Jahr ist das Sanierungsziel von 100 Prozent bis 2045 nicht zu erreichen. Die angenommenen Zeithorizonte beziehen sich daher unter realistischer Annahme eher auf 2050 bis 2100. Das könnte angesichts der drohenden Klimakatastrophe zu spät sein, es sei denn, wir alle gemeinsam steuern jetzt dagegen und investieren massiv in den Klimaschutz durch den Einsatz innovativer und energieeffizienter Techniken sowie den verstärkten Ausbau erneuerbarer Energien. Die Techniken und das Wissen sind jedenfalls vorhanden, aber der Wille auch? Die Zeit drängt mehr denn je. Fazit Wir müssen alle Energieeffizienzmaßnahmen vom Ziel her denken. Wir sollten deshalb parallel arbeiten, angefangen bei der Ausbildung über die Planung bis hin zur Umsetzung. Sonst klappt es nicht mit der kommunalen Wärmewende. [nea] Weitere Infos: www.izes.de mtrapp@izes.de 33 Energiesparen | kontakt VSE

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