kontakt 01/2023

grenzüberschreitend, denn trotz aller Unterschiede in den jeweiligen Ländern führe an der gemeinsamen Aus- und Weiterbildung beim Thema Wasserstoff kein Weg vorbei. Im Saarland will sich beispielsweise das Institut für ZukunftsEnergieSysyteme IZES an der akademischen Ausbildung für Wasserstoff am geplanten europäischen Projekt HALLIE beteiligen. Zudem ist IZES auch im Projekt GenComm involviert, bei dem es vor allem um die Implementierung der Wasserstoff-Technologie in Kommunen geht. GenComm habe mit seinen Pilotanlagen dazu beigetragen, Technologien zur Herstellung von grünem Wasserstoff und dessen Nutzung voranzutreiben, so Dr. Bodo Groß von IZES. „Die Industrie muss ihren Bedarf formulieren, wir brauchen Partnerschaften und praktische Anlagen zum Üben. Dann sind wir in der Lage, entsprechende Fortbildungsmodule anzubieten“, erklärt Cendrine Marchal vom belgischen Weiterbildungsträger Technifuture. In Frankreich engagiert sich das Institut Afpa im Bereich der Aus- und Weiterbildung im Wasserstoffbereich. Clément Maury hat dafür eine grenzüberschreitende Initiative für Wasserstoff-Kompetenzen gestartet, mit dem Ziel, die nationalen Strategien, den Bedarf der Wirtschaft und bereits bestehende Schulungsprogramme zusammenzutragen. Zertifikatskurs „Fachkraft für Wasserstoffanwendungen“ in den Startlöchern Der erste Kurs soll im Saarland bereits Ende März 2023 starten. TÜV NORD Bildung und die IHK Saarland haben dafür den Zertifikatskurs „Fachkraft für Wasserstoffanwendungen“ konzipiert für bis zu 20 Teilnehmerinnen und Teilnehmer pro Kurs. Ein Basisseminar mit gut 70 Stunden, das im ersten Schritt Grundkenntnisse über Wasserstoff vermittelt und als Grundlage für drei weitere Aufbauseminare dient. Gegebenenfalls können Energieunternehmen komplette Seminare buchen. Es sei zunächst ein regionales Projekt, das aber grenzüberschreitend weiterentwickelt werden könne, betonte Jürgen Tilk von der IHK Saarland. Schon heute seien rund ein Drittel der Ausbilderinnen und Ausbilder beim TÜV NORD zweisprachig ausgerichtet, sieht Sascha Wagner gute Chancen für die Umsetzung in der Großregion. Bürokratie als Hemmschuh Doch das Großprojekt „HydroHub Fenne“ zeigt, wie steinig der Weg zur Wasserstoffwirtschaft in der praktischen Umsetzung noch ist. Bereits seit 2019 verfolgen Siemens Energy und STEAG am Kraftwerksstandort Völklingen-Fenne den Bau eines Elektrolyseurs mit 52 Megawatt Leistung zur Erzeugung von grünem Wasserstoff. „Die Infrastruktur am Standort ist ideal geeignet, darf aber aufgrund der Systemrelevanz des dortigen Kohlekraftwerks zumindest bis zum Frühjahr 2024 für das Wasserstoffvorhaben nicht genutzt werden“, bedauert Standortleiter Dr. Christian Neu. Dabei sollte das Kohlekraftwerk schon längst stillgelegt sein, wurde aber aufgrund der Energiekrise aus der Reserve wieder ans Netz gebracht. Die nun für 2027 vorgesehene Inbetriebnahme des geplanten Elektrolyseurs stehe seiner Meinung nach in den Sternen, sollte sich an der für alle Beteiligten unübersichtlichen Gesetzeslage nichts ändern. Bei Nichtnutzung der vorhandenen Infrastruktur würde der Kostenrahmen von ca. 120 Millionen Euro steigen. Außerdem müssten die EU-Fördermittel endlich verbindlich zugesagt werden, schon alleine aus Gründen der Investitions- und Rechtssicherheit. Nicht weniger ambitioniert ist das grenzüberschreitende Infrastrukturprojekt „mosaHYc“ (Moselle Sarre HYdrogen Conversion) der beiden Netzbetreiber Creos Deutschland und GRTgaz zum Transport von Wasserstoff. Über ein rund 100 Kilometer langes Netz - davon 70 km vorhandene Leitungen - soll Wasserstoff zu den Großabnehmern wie Saarstahl fließen. Beide Unternehmen stehen längst in den Startlöchern und könnten richtig loslegen, aber die Bürokratie in Brüssel, Paris und Berlin hemmt auch hier den dringend benötigten Fortschritt. Um keine Zeit mehr zu verlieren, hat Creos im Vorgriff auf ein Ja der EU für eine Projektförderung von Bund und Land mit der Festlegung des genauen Trassenverlaufs bereits begonnen. „Es ist die Chance für den Einsatz von Wasserstoff in der Produktion in der Großregion und für die zukünftige Anbindung an das große europäische Wasserstofftransportsystem“, betont Geschäftsführer Jens Apelt. Noch sind die Kosten für die Produktion von grünem Wasserstoff extrem hoch, allein die Stromkosten machen weit über 50 Prozent aus; auch der Ausbau des Stromübertragungsnetzes in Deutschland für den Transport von regenerativ erzeugtem Strom von Nord nach Süd dümpelt vor sich hin, von den 3.200 benötigten Kilometern wurden seit 2010 nur 700 Kilometer gebaut aufgrund von Bürgerprotesten und langwieriger Genehmigungsverfahren; noch kennen viele Unternehmen gar nicht ihren künftigen Bedarf an Wasserstofffachleuten, aber eines steht fest und ist unumstritten: Wasserstoff wird den Transformationsprozess in der Wirtschaft beschleunigen. Die Menschen müssen darauf vorbereitet werden. [nea] Wasserstoffinfrastrukturund/oderbestehende Gasinfrastruktur Wie wird Wasserstoff erzeugt? 1 Für die Produktion von Wasserstoff existieren mehrereVerfahren. Grüner Wasserstoff entsteht durch die Elektrolyse von Wasser unter Verwendung von Strom auserneuerbaren Quellen: Wind oder Photovoltaik.­ 2 Im Elektrolyseur wird Wasser (H2O) durch Anlegen einerelektrischen Spannung in seine Bestandteile Wasserstoff (H2) und Sauerstoff (O) aufgespalten. Dabei bildendie Protonen an der Kathode (Minuspol) Wasserstoffmoleküle, die aufsteigen und aufgefangen werden.­ 3 Sogenannter blauer Wasserstoff wird aus Erdgas (CH4)­ gewonnen. Hierfür kommen mehrere Verfahren infrage,­ zum Beispiel die Pyrolyse oder die Dampfreformierung.­ 4 Bei der Dampfreformierung wird mithilfe von Wasserdampf der im Erdgas enthaltene Wasserstoff vom Kohlenstoff getrennt und so reiner Wasserstoff gewonnen. Dasbei der Dampfreformierung anfallende Kohlenstoffmonoxid wird zu Kohlenstoffdioxid (CO2) überführt. 5 Bei der Methanpyrolyse wird Erdgas in einem Hochtemperaturreaktor in seine Bestandteile Kohlenstoff (C) undWasserstoff (H2) zerlegt.­ 6 Kohlenstoffdioxid (CO2) bzw. der Kohlenstoff können in tiefliegenden geologischen Strukturen eingelagert oder zumBeispiel in industriellen Prozessen genutzt werden. Dadurch wird eine Freisetzung in der Atmosphäre vermieden. 7 Der Wasserstoff kann direkt oder über die vorhandeneGasinfrastruktur zu den Anwendern transportiert unddort verbraucht werden, zum Beispiel in Brennstoffzellen ­ Heizungen, in Fahrzeugen oder in der Industrie. Wasserstoff: kleines Molekül mit großem Potenzial Wasserstoff gilt als ein Energieträger der Zukunft. Er kann klimaneutral mithilfe regenerativ erzeugten Stroms produziert werdenund eignet sich für Anwendungen in der Industrie, in der Wärme ­ und Stromerzeugung oder in der Mobilität. Außerdem macht er esmöglich, regenerativ erzeugte Energie in bedeutenden Mengen zuspeichern. Erneuerbare Energien Strom Erdgasförderung Elektrolyseur Anwendungen Dampfreformierung Pyrolyse CH4 Heute:­ AtmosphäreZukunft:­ Nutzung/ LagerstätteNutzung /­ Lagerstätte C CO2 H2 O2 6 7 6 2 4 5 1 3 H2 Wasserstoff | kontakt VSE 17

RkJQdWJsaXNoZXIy NTg2OTg=