kontakt 01/2022

Teil der Energiewende 01/2022 Vorstandswechsel: VSE mit starkem Führungsteam in schwierigen Zeiten Rekordinvestition: VSE investiert 230 Millionen für saarländische Infrastruktur Nachhaltigkeit: Saar-Unternehmen im „grünen“ Wandel Weltwassertag: Saar-Kampagne für das wertvollste Lebenselixier Stark für die Zukunft

04 Vorstandswechsel bei der VSE! 06 Der eine kommt, der andere geht 08 Die Lage in der Ukraine 10 230 Millionen Euro Investitionen 12 SaarGummi: Zurück zur Natur 14 Villeroy & Boch: Natürlich nachhaltig 16 Stadtwerke – die Perspektive in puncto CO2-Abgabe 18 Klimawandel macht Beine 20 Die Stadtwerke und das Erbe der Discounter 22 H2O‘zapft is 24 S chnelles Internet für alle 26 Zukunftsfähiges Internet für Wadern und Mandelbachtal 28 T obias Hans zu Gast 30 Mit dem „Stromer“ zusätzlich Geld verdienen 2 VSE kontakt | Inhalt 31 Führungswechsel beim VEW Saar 32 Regionalportrait Friedrichsthal 36 Fortsetzung folgt 38 Messen, melden, modernisieren 40 Smart Meter Rollout 42 Energetische Gebäudesanierung 44 Home smart Home 46 Frischer Wind aus dem Saarland 48 Volle Ladung … 50 K urzmitteilungen 52 Stürmische Zeiten 54 Frauen in Technikberufen 56 Wandern und Joggen fürs Ahrtal 58 Eine Azubi-Weihnachtsgeschichte … 59 Bescherung in Seniorenheimen

Alle Fotos wurden unter Berücksichtigung der Corona-Vorgaben erstellt, oder sind vorher entstanden. 3 Liebe Leserinnen und Leser, Am 24. Februar hat eine neue Zeitrechnung begonnen. Mit dem russischen Angriff auf die Ukraine endet eine Phase friedlicherKoexistenz zwischenOst undWest inEuropa.Niemandweiß,wohin dieseKrise, diemittlerweile zu einemverheerendenVernichtungskrieg ausgeartet ist, führen wird. Wir spüren die Auswirkungen in explodierenden Energiepreisen und einer Flüchtlingswelle, wie es sie seit dem 2. Weltkrieg in Europa nicht mehr gegeben hat. Wir dankenden vielen freiwilligenHelfern auch aus der VSE-Gruppe, die sich für die nun heimatlosen Menschen einsetzen; die Hilfspakete packen, Hilfskonvois organisieren oder Geld für die Ukraine-Hilfe spenden; die privaten Wohnraum für Geflüchtete anbieten und damit Menschlichkeit beweisen. DieVSE-Gruppe engagiert sich imZusammenspielmit denUnternehmen des E.ON-Konzerns überall dort, wo unsere Hilfe gebraucht wird. Daneben liegt unser Hauptaugenmerk natürlich auf der verlässlichen Versorgung unserer Kunden. Die Entwicklung der vergangenen Wochen macht uns vielleicht sprach- aber nicht hilflos. Gemeinsam wird es uns gelingen, die Auswirkungen des Krieges in der Ukraine zu meistern – solidarisch, mitmenschlich und hilfsbereit! Mit freundlichen Grüßen Ihr VSE-Vorstand Dr. Hanno Dornseifer Dr. Gabriël Clemens Dies ist das letzte kontakt-Vorwort von Gabriël Clemens. Er verlässt die VSE, um imE.ON-Konzern neue wichtige Aufgaben zu übernehmen (siehe S. 6/7). Wir dankenGabriël Clemens für seine immer engagierteUnterstützung und wünschen ihm für den neuen Job alles Gute und viel Erfolg. Das Redationsteam von kontakt! Editorial IMPRESSUM Herausgeber: VSE AG Redaktion: Marie-Elisabeth Denzer [v.i.S.d.P.] Mitarbeiter dieser Ausgabe: Marie-Elisabeth Denzer [med], Michael Lhuillier [ml], Sarah Lehnen [sl], Katja Scherer [ks], Michelle Gregorius [mg], Armin Neidhardt [nea], Michael Därnbächer [md], Michi Jo Standl [mjo], Thomas Jungmann [tj], Charleen Leidinger [cl], Francesca Brill [fb], Astrid Wilhelm-Wagner [aww] Fotos: Armin Neidhardt, brainworks unlimited, VSE AG, prego services GmbH, FAMIS GmbH, artelis s.a., energis GmbH, Voltaris GmbH, energis Netzgesellschaft mbH, Dirk Guldner, Marienhaus-Gruppe, IANEO Solutions, Gemeinde Friedrichsthal, Christian Jung, Pixabay, Stadtwerke Bexbach, Selina Altmeyer, Katja Scherer, Ralf Derr, AWO Saarland, Becker & Bredel, Philippe Siegburger [Westenergie AG], Staatskanzlei des Saarlandes, CQLT SaarGummi Group, Villeroy & Boch AG, Jens Leinenbach, SÜWAG Energie AG, KEWNeunkirchen, Matthias Kober, Maximilian König, Frank Becker, Texterei Jungmann & Layout: Michael Weiss, Saarbrücken Druck: Druckerei Kern, Bexbach Copyright: VSE AG – Kommunikation, Postfach 10 32 32, 66032 Saarbrücken, Telefon 0681 607-1153, kontakt@vse.de, www.vse.de

Fragen an den neuen VSE-Vorstand von Marie-Elisabeth Denzer: Herr Dr. Tenge, nun ist es amtlich. Sie werden neuer technischer Vorstand der VSE, wie fühlt sich das an? Sehr gut, ich freue mich auf die neue Aufgabe. Ich komme hier in ein tolles Team, es gibt viel zu tun und so gehe ich mit viel Optimismus in die neue Aufgabe. Sie kommen von Avacon, dort waren Sie lange Jahre Vorstand. Sie kommen nun zur kleinen VSE, was war da IhreMotivation? Ach, so klein ist die VSE ja gar nicht. Was mir besonders an der VSE gefällt ist, dass es sich hier um ein voll integriertes Unternehmen handelt, der Vertrieb ist mit dabei, den hatte ich inmeiner vorherigenTätigkeit nicht. Die VSE steht für die Energieversorgung im Saarland und was mir auch sehr gut gefällt ist, dass die VSE von einem Zweiervorstand geleitet wird, so dass ich gemeinsam mit meinenVorstandskollegenHannoDornseifer die VSE nach außen präsentiere, ganz vorne an der Front. Nun ist die VSE in Saarbrücken nicht gerade ein Hotspot der Energie-Wirtschaft. Da würde ich widersprechen. Ich glaube, auch in dieser Region gibt es eine Menge Aufgaben. Das Thema Digitalisierung wird hier eine großeRolle spielen, ebensodieWeiterentwicklung der Netze. Die VSE hat sehr viel sehr früh im Bereich der Erneuerbaren Energien gemacht, das gilt es fortzusetzen. Die VSE NET hat sehr früh auf das Thema Breitbandgesetzt, ist damit auch imKonzern führend, also viele spannende Themen und viele neue Impulse, wie die VSE weiterentwickelt werden kann. Vorstandswechsel bei der VSE! Nach fast acht Jahren imVorstand der VSE AG verlässt Dr. Gabriël Clemens das Saarland, um andere Aufgaben im E.ON-Konzern zu übernehmen. Clemens wird künftig dieWasserstoffaktivitäten im Konzern koordinieren und dafür ein neues Team aufbauen und leiten. Als neuer Vorstand der VSE AGwurde am 17. März Dr. Stephan Tenge benannt. Der promovierte Diplom-Ingenieur war zuletzt Technikvorstand des Energieversorgungsunternehmens Avacon im niedersächsischen Helmstedt. Nach Studiumund Promotion an der Universität Hannover war TengeMitglied der erweiterten Geschäftsleitung der internationalen Unternehmensberatung A.T. Kearney. Nach weiteren Führungspositionen bei N-ERGIE Nürnberg und ESWEWiesbaden wechselte Tenge 2013 in den Vorstand der E.ON-Tochter Avacon. 4 VSE kontakt | Stabwechsel

Ihre neuenMitarbeiterinnen undMitarbeiter in der VSE-Gruppe fragen sich natürlich, was ist das für ein Kerl. Ist der nett, ist der eher autoritär oder kollegial, wie können wir uns den vorstellen. Wir würden Sie selbst sich denn charakterisieren? Also, ich glaube, ich bin schon jemand, der einen kooperativen Führungsstil lebt, der Dinge gerne diskutiert, der auch die Meinung anderer gerne hört und der auch nicht beratungsresistent ist. Ich sehe mich als Teamplayer, der die Dinge vorantreibt, aber amEndemuss entschiedenwerdenund dannwirdauchentschieden, da steh ichdann auch für. Nun haben die Vorstände ja in der Regel so ein Steckenpferd, etwas, was sie besonders gerne machen oder worauf sie besonderenWert legen. Ihr Vorgänger zumBeispiel war ein absoluter Vorkämpfer für den Arbeitsschutz imUnternehmen. Haben Sie auch ein Thema, auf das Sie besonderen Wert legen? Also Arbeitsschutz ist mir auch extrem wichtig. Darüber hinaus liegt mir die Weiterentwicklung der Netze sehr am Herzen, ebenso die Digitalisierung und die Erneuerbaren Energien. Nun wissen wir ein bisschen, wie Sie so ticken, was Sie sich für Ihre Zeit bei der VSE so vorgenommen haben. Was ich noch verraten kann: Sie sind 54 Jahre alt, Sie sind verheiratet und haben zwei Kinder im Teenager-Alter. Sie leben in Hannover, bleiben Sie dort oder kommen Sie mit Familie ins Saarland? Also, wir sind mit der Familie mehrfach umgezogen. Meine Kinder machen gerade Abitur bzw. nähern sich dem Abitur, also werden wir mit der Familie erst mal nicht ins Saarland ziehen. Ich aber werde hier im Saarland präsent sein. Ich habe schon eine Wohnung in Saarbrücken und werde dort in Kürze einziehen. Und meine Frau freut sich auch schon darauf, das Saarland zu entdecken. Es gibt Leute, die glauben, eine Versetzung ins Saarland sei etwas ganz Schreckliches. Was wissen Sie denn schon von unserem schönen Bundesland? Ich habe neulich eine Statistik gelesen, wonach Saarbrücken und Hannover die beiden unbeliebtesten Landeshauptstädte sind. Also, ich lebe gerade privat inHannover, ich fühle mich sehr wohl da. Deshalb bin ich sehr optimistisch, dass ichmich auch inSaarbrücken und im Saarland sehr wohl fühlen werde. Ich glaube, man kann es hier sehr gut aushalten und das ein oder andere gute Restaurant haben wir auch schon entdeckt. Stimmt, gut essen kannman hier und wir haben auch ein exzellent ausgebautes Wander- und Radewegenetz… …ich fahr sehr gerne Rad, Mountainbike oder Rennrad, also das passt. Da werde ich bestimmt viel Freude haben. Ich bin sicher, dass Ihre neuenMitarbeiterinnen undMitarbeiter hier gerne noch den ein oder anderen Tipp für Entdeckungstouren imSaarland parat haben. ImNamen aller Kolleginnen und Kollegen sage ich: HerzlichWillkommen in der VSE, liebe Herr Dr. Tenge, herzlich willkommen imSaarland und toitoitoi für die Zeit, die Sie nunmit uns verbringen werden. 5 Stabwechsel | kontakt VSE Dr. Gabriël Clemens (links) überreicht Dr. Stephan Tenge den Taktstock.

schungsprojekt Designetz gemeinsam mit den Bundesländern Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und Saarland entwickeln unddurchführenkonnten. EineZeit, inderwir mit egoSaar unddemLandesdatennetz, aber auchmit Fiber to theHome für saarländische Kommunen die Digitalisierung im Saarland weiter vorangebracht und zudem mit Saar1 in Saarwellingen ein großes, modernes und grünes Rechenzentrum gebaut haben. Eine Zeit, in der dieArbeitssicherheit in der VSE-Gruppe weiter vorangebracht wurde, auch wenn wir das Null-Unfall-Ziel leider noch nicht erreicht haben. Eine Zeit aber auch, in der uns Corona stark belastet und viele Dinge, die das Saarland so schön und liebenswert machen, deutlich erschwert. Dennoch habe ich in meiner achtjährigenSaarlandzeit viele freundliche, aufgeschlosseneMenschenkennengelerntundviele auch dauerhafte Kontakte knüpfen können. Es war eine Zeit, die ich immer in guter Erinnerung behalten werde. Man kann es auch so sagen: Ich bin ‚nur‘ als Niederländer gekommen und gehe zusätzlich auch als Deutscher und vielmehr noch als Saarländer. Woran erinnern Sie sich besonders gerne, woran weniger? Schöne Erinnerungenwaren sicherlich die Dreharbeiten zu den jährlichenWeihnachtsfilmen. Diewaren immer sehr spannend und unterhaltsam. Schöne Erinnerungen habe ich auch an viele persönliche Begegnungen im Unternehmen, in den Partnerfirmen und auch bei Wettbewerbern. Schön war das freundliche Aufgenommenwerden hier im Saarland, woran ich sehr gerne zurückdenke. Nicht schön war die leidige Corona-Zeit, die ja immer noch nicht abgeschlossen ist und natürlich jeder einzelne Unfall, den wir imUnternehmen erleben mussten. Interview mit dem scheidenden VSE-Vorstand Dr. Gabriël Clemens Der eine kommt, der andere geht Herr Dr. Clemens, wenn Sie zurückblicken auf acht Jahre VSE, wie ist Ihre Bilanz? Meine Zeit bei der VSE war eine extrem spannende Zeit. Eine Zeit, in der die EnergiewendegroßeSchrittegemacht hat. EineZeit, inder der Kohleausstiegbeschlossenworden ist und wir unser Kohlekraftwerk geschlossen haben. Das war schon eine große Zäsur für unser Unternehmen, das fast 110 Jahre Stromerzeuger aus Kohle in der Region war. Es war eine Zeit, in der wir Erneuerbare Energienweiter ausgebaut haben, wobei ich mir dabei ander einoder anderenStellemehr Unterstützung seitens der lokalen Politik gewünscht hätte. Eine Zeit, in der die Digitalisierungder Energiewende inGanggebracht wurde, wobei aber die zwingend notwendige Einführung der Smart Meter-Technik in Deutschland nach meiner Einschätzung immer noch viel zu langsam vorangeht. Es war eine Zeit, in der wir das For6 VSE kontakt | Stabwechsel

Wo sehen Sie die Stärken der VSE-Gruppe und wo sehen Sie weiteres Entwicklungspotenzial für die Zukunft? Ich sehe eine Stärke der VSE in der breiten Aufstellung. Eine weitere Stärke ist das Vorantreibender Energiewende imSaarland,mit Erneuerbaren Energien, mit Digitalisierung, mit Telekommunikation. Eine Stärke ist auch unsere Aktionärsstruktur, in der wir einerseits die regionale kommunale Verwurzelung haben und andererseits mit E.ON aber auch den starken Partner an der Seitewissen, sodasswir nicht überall das Rad selbst neu erfindenmüssen. Die größte Stärke der VSE ist aber das, was das Unternehmen im Kern ausmacht: Die hochqualifizierten und -motivierten MitarbeiterinnenundMitarbeiter. Auf dieses Teamwar ich immer außerordentlich stolz! Entwicklungspotenzial sehe ich überall da, wo man auf dem aufbauen kann, was schon da ist, und dabei die Kreativität und Leistungsfähigkeit derMitarbeiterinnenund Mitarbeiter einbindet. Entwicklungspotenzial steckt auch in der weiteren Umsetzung der Energiewende, der Modernisierung der Infrastruktur und damit das Gewährleisten der Zukunftsfähigkeit des Saarlandes und der Region. Was ist Ihr Ratschlag für Ihren Nachfolger imAmt des VSE-Vorstands? Mein Ratschlag: Geh unter die Leute, lerne die Menschen im Saarland kennen, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der VSE-Gruppe, die in den Partnerunternehmen, die handelnden Personen in Politik, Verwaltung und Gesellschaft. So etabliert man sich schnell als akzeptierter und verlässlicher Gesprächspartner. Sie werden künftig dieWasserstoffaktivitäten bei E.ON koordinieren. Was genau können wir uns darunter vorstellen? Wenn ich das selbst vollständig wüsste, wäre ich schon ziemlich weit … Wir sind davon überzeugt, dassWasserstoff in Zukunft eine wesentliche Rolle spielen wird in der weiteren Dekarbonisierung vonWirtschaft, Industrie und Gesellschaft, weil eben nicht alles auf Strom umgestellt werden kann. Beispiel Stahlindustrie: Eine CO2-freie Stahlproduktion ist allein mit Strom nicht möglich. Dafür brauchen wir Wasserstoff. Meine Aufgabe ist es unter anderem, diese regionalen, dezentralen Bedarfe mit der globalen Beschaffung von Wasserstoff zu koordinieren. DurchdieUkraine-Krise bekommt die Entwicklung der Wasserstoff-Wirtschaft eine weitereDynamik: NebenNachhaltigkeitwird Versorgungssicherheit immerwichtiger; das Tempo wird also nochmal deutlich zulegen. IstWasserstoff ggf. auch ein Zukunftsprojekt für die VSE? Ich würde mich freuen, wenn die VSE eine regionale Wasserstoffstruktur aufbauen könnte, wie das an anderer Stelle im E.ON-Konzern auch schon passiert. Dass man sagt:Wasserstoff ist für uns einThema; dass man fragt: Wo können wir regionale, lokale Projekte angehen und mit welchen Kunden? Aus meiner neuen Funktion heraus kann ich solche Projekte unterstützen. Ich kann die Großhandels- und die internationale Perspektive einbringenundmit spezifischem Wissendienen. Ja, ichdenke, dass das für die VSE sehr spannend sein kann und ich werde die weitere Entwicklung verfolgen und da, wo nötig und möglich, gerne unterstützen. Sie werden das Saarland nun nach 8 Jahren verlassen, mit welchen Gefühlen? Ich gehe mit einem weinenden und mit einem lachenden Auge. Ich habe bei der VSE viel gelernt, ich hatte hier viel Gestaltungsfreiheit, aber das Thema Wasserstoff konzernweit aufstellen zu dürfen, ist eine Chance, die man nur einmal bekommt, und deshalb habe ich auch nicht lange überlegen müssen. Aber, der Abschied fälltmir schwer, denn ich habe hier enge Freundschaften geschlossen, ich habe viele engagierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kennengelernt und eine tolle Führungsmannschaft. Ich hatte eine extremgute Zusammenarbeit mit meinem Vorstands-Kollegen. Das alles gebe ich jetzt auf und ichwerdees vermissen. Und eines steht fest: Ichwerde das Saarland in meinem Herzen mitnehmen und immer wieder mit Freude hierher zurückkommen. Vielen Dank für dieses Gespräch, lieber Herr Dr. Clemens. ImNamen aller Mitarbeiterinnen undMitarbeiter der VSE-Gruppe wünsche ich Ihnen alles Gute für den weiteren beruflichen Weg und viel Erfolg beimAufbau der neuen, zukunftsweisendenWasserstoffinfrastruktur. Bleiben Sie weiterhin tatendurstig, fröhlich und vor allen Dingen bleiben Sie gesund. [med] 7 Stabwechsel | kontakt VSE

schem Erdgas! Der Krieg wird dazu führen müssen, diese Abhängigkeit deutlich zu reduzieren. Wir werden folglich beim Thema Energiewende noch schneller werden müssen. Für die VSE-Gruppe sehe ich hier sogar Chancen, denn wir sind Teil dieser Transformation der Energiewelt. Die saarländische Wirtschaft wird ebenfalls ihre Beziehung zuRussland überdenken müssen. Ich befürchte, ein 2. Kalter Krieg steht uns bevor, der einer geschäftlichen Zusammenarbeit mit Russland deutliche Hürden auferlegenwird. Allerdings geht das Saarland davon nicht unter. So groß sind die Exporte dann doch wieder nicht. Inwieweit sind die Unternehmen der VSE-Gruppe betroffen? Noch sind wir nicht unmittelbar betroffen. Allerdings bereiten wir uns mit Hochdruck auf denFall vor, dass insbesondereErdgaslieferungen aus Russland reduziert oder sogar gestoppt werden. Außerdem arbeiten wir In Europa tobt ein grausamer Krieg. Wir sehen Tag für Tag, wie die Städte der Ukraine zerbombt werden, wie Menschen verzweifelt versuchen, sich in Sicherheit zu bringen. Tausende sind bisher in diesem Wahnsinn gestorben und ein Ende ist nicht in Sicht. Es ist ein Krieg, der uns schockiert und empört; der eine gewaltige Hilfsbereitschaft in Europa und Deutschland ausgelöst hat und dessen Auswirkungen wir noch lange spüren werden. Denn der Krieg in der Ukraine hat immense Auswirkungen auf die Energiepreise. Zwar ist die Lieferung von russischemGas und Öl durch das Transitland Ukraine bisher nicht eingeschränkt, dennoch explodieren die Preise. Dazu eine Einordnung von VSE-Vorstand Dr. Hanno Dornseifer imGespräch mit kontakt. (Stand Redaktionsschluss 21. März) Geht uns alle an: Die Lage in der Ukraine Herr Dr. Dornseifer, wie erleben Sie die russische Aggression in der Ukraine? Ich erlebe die Aggression als Privatperson, als Vorstand der VSE und als Präsident der IHK Saarland. Privat erinnere ichmichandieErzählungen meines Vaters, der den 2. Weltkrieg miterleben musste als Soldat; alles ganz, ganz schrecklich. Als Vorstand der VSE mache ich mir GedankenumunsereMannschaft, die nunmehr nach Corona die nächste Krise bewältigen muss. Wir, die VSE-Gruppe, werden mal wieder gebraucht unddürfennicht ausfallen. Als Präsident der IHK Saarland sorge ich mich umdenWirtschaftsstandort Saarland. Es gibt vielerlei geschäftliche Beziehungen zur Ukraine undRussland, die gerademassiv gestört sind. Welche Auswirkungen hat dieser Krieg auf uns hier imSaarland? Wir sind derzeit (noch) abhängig von russiVSE-Betriebsärztin Frau Dr. Heid-Markenstein 8 VSE kontakt | Konflikt

mit Hochdruck amThema Cyber-Sicherheit. Allerdings hat uns dieses Thema schon vor der Ukraine-Krise beschäftigt. Wie steht es umdie Energieversorgung im unserer Region? ImMoment ist dieVersorgunggesichert.Wir müssen allerdings die kommenden Monate nutzen, alternative Energiequellen zur Substitution russischen Gases zu erschließen. In Betracht kommt hier ein Mehrbezug von Erdgas aus Norwegen, aber auch erhöhter Bezug von LNG. Mittelfristig muss der Ausbau der Erneuerbaren Energien noch mehr beschleunigtwerden. EineMammutaufgabe, die nur bei einem breiten gesellschaftlichen Konsens zu meistern ist. Die Forderung nach komplettemEnergie- Boykott gegenüber Russland wird immer lauter. Auf der anderen Seite droht Russland als Reaktion auf die Sanktionen damit, die Energie-Lieferung einzustellen. Welche Auswirkungen hätte es für dieWirtschaft in Deutschland und speziell imSaarland, wenn jeglicher Energiebezug – vornehmlich von Gas und Öl – eingestellt würde? Anders gefragt: Können wir uns einen solchen Boykott überhaupt leisten? Die Versorgung des Saarlands mit Erdgas ist in den nächsten Monaten gesichert. Bei einem kompletten Energie-Boykott gegenüber Russland stellen allerdings die kommendenWinter die eigentliche Herausforderung dar. Ich sehe derzeit nicht, wie wir in wenigen Monaten den Erdgasbezug aus Russland ersetzen könnten. Daher hätte ein Boykott spürbare Auswirkungen auf die Wirtschaft unddieGesellschaft imSaarland. Im schlimmsten Falle wird der Bezug von Erdgas durch Entscheidungen der Bundesnetzagentur im Rahmen des Notfallplans Erdgas reduziert. Die Energiepreise explodieren und sind für viele Bürger unbezahlbar. Hat die Energiewirtschaft (damit auchdieVSE)Möglichkeiten, hier irgendwie gegenzusteuern? Die VSE-Gruppe verfolgt seit je her eine risikoreduzierte Beschaffungsphilosophie. D. h. wir kaufen langfristig Energie ein. Davon profitieren unsere Kunden. Allerdings werden irgendwann auch die derzeit hohen Preise, wenn sie denn länger so hoch bleiben, beimKundenankommen (müssen). Solltedas derzeitige Preisniveau nachhaltig bleiben, so wird es schwierig für Deutschland, davon gehe ich allerdings imMoment nicht aus. Ihre Erwartungen an die Politik? Zu allererstmuss alles getanwerden, umden Konflikt in der Ukraine zu beenden. Parallel gilt es, in Deutschland die Versorgungssicherheit zu gewährleisten. Überlegungen zu Rettungsschirmen zur Stützung von relevanten Unternehmen begrüße ich daher ausdrücklich. Di skuss ionen um einen Lieferstopp (Embargo) würde ich dringend empfehlen zu vermeiden. Soziale Härten, aber auch drohende Unternehmenskrisen durch die aktuellen Ereignisse an den Energiemärkten müssen durch den Staat ausgeglichen und im besten Fall vermieden werden. Und schließlich muss sich diePolitik energiewirtschaftlich imLichteder Ukrainekrise neu positionieren. Die derzeitigen Abhängigkeiten gilt es aufzulösen. Am Ende heißt dies eine noch weitere Beschleunigungder Energiewende.Mehr Erneuerbare Energie, schnellere Genehmigungen, mehr Flächen, mehr Energieeffizienz usw. Wir stehen dafür bereit. Die Preisentwicklung für Strom, Gas und Öl ist beängstigend. Mit welcher weiteren Entwicklung rechnen Sie? Leider gehe ich in den nächstenMonaten von weiter steigenden Strom- und Gaspreisen aus bei hoher Volatilität. DiesePreisewerden bei den Verbrauchern ankommen, natürlich auch bei Industrie und Gewerbe. Allerdings haben wir diese hohen Preise schon vor der Ukraine-Krise gesehen. WelcheMöglichkeit hat die VSE, durch geschickte Beschaffung günstigere Preise für die Kunden auszuhandeln? Die VSE beschafft langfristig. Insofern wirken sich kurzfristige Preisspitzen an den Energiemärktenkaumaus. Davonprofitieren unsere Kunden. Durch diese risikoaverse Politik können sich unsere Kunden auch in turbulenten Zeiten auf uns als Energieversorger verlassen. Leider gibt es in unserer Branche auch schwarze Schafe, die spekulieren und denen ihre Kunden dann plötzlich nichtmehr wichtig sind. So etwas werden sie bei VSE nicht erleben. Wo sehen SieMöglichkeiten, die Kunden zu entlasten? UnsereKunden profitieren von unserer langfristigen Beschaffungsstrategie. Außerdem partizipieren unsere Kunden von einem großen Portfolio. Wird die VSE unter diesen Umständen ihre Pläne, den Ausbau der Versorgungsinfrastruktur (Strom, Gas, Breitband, Telekommunikation) imSaarlandmit einer Rekordinvestition von 230Mio. Euro bis 2024 voranzubringen, tatsächlich umsetzen können? An unserer Wachstumsinitiative hat sich nichts geändert! Sie ist ein klares Statement zum Energie- und Industrieland Saarland. Herr Dr. Dornseifer, vielen Dank für dieses Gespräch. [med] Sie können helfen – mit Ihrer Spende! • Das Spendenkonto des Deutschen Roten Kreuzes: IBAN: DE63370205000005023307 BIC: BFSWDE33XXX Bank für Sozialwirtschaft Stichwort: Nothilfe Ukraine www.drk.de • Das „Bündnis Entwicklung Hilft“ und die „Aktion Deutschland Hilft“ IBAN: DE53 200 400 600 200 400 600 BIC: COBADEFFXXX Commerzbank Stichwort: ARD/ Nothilfe Ukraine www.spendenkonto-nothilfe.de • Der Saarpfalz-Kreis hat in Kooperationmit der Deutsch-Polnischen Gesellschaft und demSchullandheimSpohns Haus ein Spendenkonto eingerichtet: IBAN: DE24 5945 0010 1030 6152 88 BIC: SALADE51HOM Kreissparkasse Saarpfalz • Die Hilfsaktionen der Malteser Malteser Hilfsdienst e. V. IBAN: DE10 3706 0120 1201 2000 12 S.W.I.F.T.: GENODED 1PA7 Stichwort: „Ukraine-Hilfe“ Konflikt | kontakt VSE 9

Im Einzelnen fließen in den nächsten drei Jahren rund 135 Millionen Euro in den Ausbau von Strom-, Gas- und Wassernetzen. Rund60 Millionen Euro werden in die TK-Infrastruktur investiert, wie zum Beispiel in den FTTH-Ausbau in Püttlingen und Wade r n . We i t e r e FTTH-Ausbauprojekte sind in Planung. Des Weiteren fließen allein 2022 rund 10 Millionen Euro in Projekte der Erneuerbaren Energien, wie zum Beispiel in den Auf- und Ausbau von PV-Anlagen im Saarland mit einer Leistung von 15 MW. WeitereWindanlagenmit einer Leistung von rund 46 MW sind in der Projektierung. „Mit diesen Investitionen wird die VSE die Energiewende im Saarland weiter vorantreiben“, kommentiert der Vorsitzende des VSE-Aufsichtsrates, Dr. JoachimSchneider. „Die VSE ist ein fest im Saarland verwurzeltes Unternehmen mit enger Partnerschaft zu den Kommunen des Landes, und daraus ergibt sich eine besondere Verantwortung.“ VSE investiert in Klimaschutz und Energiewende – Größtes Investitionsprogramm der VSE-Gruppe seit Jahrzehnten 230 Millionen Euro 10 VSE kontakt | Investition Die VSE-Gruppe will in den kommenden Jahren – bis 2024 – über 230Millionen Euro imSaarland investieren. Diese Investitionen gehen vorrangig in den Ausbau der Strom- und Gasinfrastruktur, aber auch in den weiteren Breitbandausbau und den Aufbau neuer Anlagen der Erneuerbaren Energieerzeugung, vor allemPV-Anlagen. Zur Umsetzung dieses ehrgeizigen Investitionsprogramms werden zusätzlich rund 130Mitarbeiterinnen undMitarbeiter neu eingestellt.

Mit diesemumfassenden Investitionsprogramm werden Netze und TK-Ausstattung des Landes fit gemacht für die Energiewende. „Dieses Programm gibt uns Planungssicherheit“, sagt der technische Vorstand der VSE AG, Dr. Gabriël Clemens. „Die volatile Energie-Einspeisung aus dezentralen Erzeugungsanlagen, wie zum Beispiel den Windparks imNordendes Landes oder denPV-Anlagen auf Hausdächern, erfordert sowohl eineErtüchtigungder bestehendenNetze als auch den Neubau in die Jahre gekommener Trassen, wie inden vergangenen Jahren zum Beispiel der Ersatzbau der 110-kV-Leitung zwischen Selbach und Wadern. Diese Innovationsmaßnahmen gehen Hand in Hand mit Investitionen in die Digitalisierung des Landes.DennmoderneEnergienetzemüssen digital gesteuert werden. Wir machen das Land fit für die Zukunft.“ Der kaufmännische Vorstand der VSE AG, Dr. Hanno Dornseifer, sieht in diesen Investitionen ein deutliches Bekenntnis zum Energiestandort Saarland. „Die VSE ist ein Teil des Saarlandes undwir sind uns unserer Verantwortung für die wirtschaftliche Entwicklung des Landes immer bewusst. Wir investieren hiermit in die Infrastruktur, aber auch indiegesellschaftlicheEntwicklungdes Landes. Allein durch dieses Investitionsprogramm werden wir bis 2024 rund 130 Mitarbeiterinnen undMitarbeiter neu einstellen können. Damit setzen wir auch in Zeiten des massiven Strukturwandels ein Zeichen für die Zukunft dieses Landes.“ [med] 11 Investition | kontakt VSE

VSE kontakt | Vorreiter „Wenn der CO2-Fußabdruck eines Auftrags nicht stimmt, kommunizierenwir demKunden auch, dass das Projekt aus Aspekten des Klimaschutzes keinen Sinnmacht.” Lewe Meichsner, Global Head of Quality and Management Systems bei SaarGummi Nachhaltiges Saarland SaarGummi: Zurück zur Natur Der saarländische Global Player in der Gummiherstellung hat sich im „Verhaltenskodex“ nicht nur konkrete Ziele für mehr Nachhaltigkeit gesetzt. DasWaderner Unternehmen forscht selbst an der Nutzung von Naturmaterialen als Ersatz für Chemie. „Riechen Sie mal an einem Baum und riechen Sie an Gummi“, sagt Lewe Meichsner. Das Thema Nachhaltigkeit beim UnternehmenSaarGummi gehört zu seinenAufgaben als Global Head of Quality andManagement Systems. „GrüneUnternehmenspolitik ist für einenGummihersteller schwerer zukommunizieren als etwa für einen Holzverarbeiter.“ Die 1947 in Wadern als SaarGummiwerk gegründete CQLT SaarGummi Group ist heuteGlobal Player, vor allembei Dichtungen für Autos – aber nicht nur. Denn der schon seit 10 Jahren beschrittene Weg gegen den Klimawandel schlägt sich auch auf die Produktlinien nieder. So fertigt SaarGummi zum Beispiel seit rund zwei Jahren auch Wärmedämmungen für Gebäudefassaden. „Die wärmespeichernde Wirkung von Gummiwurde langeZeit unterschätzt”,weiß Meichsner. 12 Nachhaltigkeit schwarz auf weiß Die Herstellung von synthetischemGummi ist einkomplexer chemischerVorgang, der dennoch Verbrauchern und Kunden gegenüber erklärungsbedürftig ist. Grundlage für das nachhaltigeHandeln desUnternehmens ist der Verhaltenskodex, der sowohl für die Unternehmensleitung als auch für die Mitarbeiter bindend ist. Dieser beinhaltet das Einhalten ethischer Werte ebenso wie die Definition von Arbeitsbedingungen und den Umgang mit Mobbing sowie das Streben nachNachhaltigkeit. ImUnternehmens-Kodex heißt es: „SaarGummi muss seine Geschäfte nachhaltig, unter Berücksichtigung der Umwelt und respektvoll bezüglich der Ressourcen indenGemeinschaften, indenen wir Geschäfte tätigen, durchführen.” Die Möglichkeiten, nachhaltig zu produzieren, sind von Standort zu Standort unterschiedlich. SaarGummi hat aucheineNiederlassung im westslowakischen Dolné Vestenice. „In DeutschlandkannmaneinfachgrünenStrom kaufen, in der Slowakei geht das nicht so einfach”, gibt Meichsner in Bezug auf das gemeinschaftliche Verhalten innerhalb der Gruppe zu bedenken. Umstrittener Rohstoff kein Thema Mit einem Rohstoff, der schon lange in Kritik steht, muss sich SaarGummi nicht auseinandersetzen:Naturkautschuk. „Diesen verarbeiten wir gar nicht mehr”, so Meichsner. Kautschukbäume werden vor allem in Südostasien angebaut. Für die riesigen PlantagenmüssenoftRegenwälderweichen, was sowohl den Klimawandel als auch das Artensterben vorantreibt. AuchKinderarbeit wirdmit demKautschukanbau inVerbindung gebracht. Unter dem Motto „zurück zur Natur“ hat SaarGummi das Ziel, sich langfristig von der Chemie zu verabschieden und wieder auf natürliche Rohstoffe zurückgreifen, aber nachhaltiger. „Wir forschen am Ersatz chemischer Bestandteile des künstlichen Kautschuks durch Zuckerrohr und haben da bisher sehr gute Ergebnisse erzielt”, so Meichsner. Mit ihrer Nachhaltigkeitsstrategie will die Landesregierung das Saarland fit für eine klimaverträgliche Zukunft machen. Im Leitbild werden sowohl ökonomische und ökologische als auch soziale Aspekte berücksichtigt und in Einklang gebracht. Doch wie arbeitet die saarländischeWirtschaft, wie stellen sich Firmen für eine nachhaltige Zukunft auf? kontakt stellt in einer Serie die Nachhaltigkeitsstrategien der Saar-Unternehmen vor.

Vorreiter | kontakt VSE Klimawirkung im Blick Trotz der länderspezifischenUnterschiede hat das Unternehmen seine Wirkung auf Umwelt und Klima immer im Blick, um stetig entsprechendeOptimierungen planen zu können. „Alle unsere Projekte werden nicht nur finanziell berechnet, sondern auch hinsichtlichdesCO2-Fußabdrucks.“DieserWert definiert den Kohlendioxid-Ausstoß eines Unternehmens, klimaneutrale Maßnahmen wie Elektromobilität gegengerechnet. Im besten Fall ergibt die Bilanz null. Dann wäre einUnternehmen klimaneutral. SaarGummi ist dabei Kunden gegenüber ehrlich. „Wenn der CO2-Fußabdruck eines Auftrags nicht stimmt, kommunizieren wir dem Kunden auch, dass das Projekt aus Aspekten des Klimaschutzes keinen Sinn macht.” Um die ganzheitliche Nachhaltigkeit des Unternehmens voranzutreiben, nutzt SaarGummi die Software Normative. Diese berechnet auf das Gramm genau den CO2-Ausstoß. „Ende des Jahreswird jedermannEinblick inunsere Klimabilanz haben”, kündigt Meichsner an. Eigene Energieerzeugung Das Unternehmen nutzt nicht nur überwiegend Ökostrom aus Deutschland. Vergangenes Jahr hat SaarGummi die für die Produktion lange benötigten alten Dampfkessel durch Blockheizkraftwerke ersetzt. Mit diesen erzeugt das UnternehmeneigeneEnergie. SeitOktober 2021haben die Waderner 2.300 Megawattstunden Strom produziert. „Für 2022 planen wir eine Eigenstromproduktion von rund 6.000 Megawattstunden. Das ist ein Fünftel des gesamten Strombedarfs des Standortes”, so Meichsner. Er rechnet mit einer CO2-Einsparung von etwa 3.600 Tonnen pro Jahr. Während bis letztes Jahr zu geringen Teilen noch fossile Energie im Strommix zu finden war, arbeitet das Unternehmen amStandort Wadern seit Jahresbeginn mit 100 Prozent Strom aus Erneuerbaren Energien. Auch Elektromobilität ist für SaarGummi ein Thema – der Fuhrpark umfasst bislang drei Elektrofahrzeuge–nicht nur für dasUnternehmen selbst. Der Arbeitsweg der Mitarbeiterwird imNachhaltigkeitskonzept berücksichtigt. „Wir bieten den Beschäftigten, die imUmkreis des Firmengeländeswohnen, günstige Leasing-E-Bikes an, die auch in der Firma aufgeladen werden können.“ Innogy hat auf dem Firmengelände sechs Ladestationen für Elektroautos installiert. „Diese können auch für die privaten Pkw kostenlos genutzt werden”, so Meichsner. [mjo] Weitere Infos: www.saargummi.de 13 Die Ladesäulen auf demFirmengelände könnenMitarbeiter kostenlos auch für ihre privaten Elektroautos nutzen. ImWerk inWadern produziert SaarGummi Dichtungen für Autos.

Nachhaltiges Saarland Villeroy & Boch: Natürlich nachhaltig Obwohl die Produktion von Keramikprodukten von Natur aus nachhaltiger ist als die Herstellung anderer Stoffe, unternimmt Villeroy & Boch große Anstrengungen, um klimaneutral zu werden. Deutschlands Keramikhersteller liegen laut Branchensteckbrief des Bundeswirtschaftsministeriums (BMWi) bei den CO2-Emissionen mit jährlich knapp über drei Millionen Tonnen im unteren Bereich. Zum Vergleich: Die Chemieindustrie, zu der auch die Kunststoffherstellung zählt, stößt rund 26Millionen Tonnen CO2 aus, die Papierproduzenten immerhin etwa sieben Millionen Tonnen. „Was Porzellan undKeramik auch vonHaus aus nachhaltigmacht, ist die extreme Langlebigkeit”, sagt Dr. Peter Delwing, der für Innovation, Umwelt und Energie verantwortliche Prokurist beim saarländischen Traditionsunternehmen Villeroy & Boch (V&B). „Denken Sie an das viele alte Porzellan, das von Generation zu Generation weitergegeben wird oder auf Antiquitätenmärkten zu finden ist.” Damit 14 den Brennprozess zu elektrifizieren. Photovoltaik und Wärmerückgewinnung sollen die Dekarbonisierungsstrategie, für die 143 Millionen Euro zur Verfügung stehen, komplettieren. Während in den V&B-Niederlassungen in den Niederlanden und in Finnland bereits Sonnenstrom produziert wird, ist in Merzig kurzfristig eine PV-Anlage geplant. „Damit können wir acht bis zehn Prozent des Strombedarfs am Standort decken”, sagt Giuseppe Noto, in dessen Bereich die umwelt- und energiepolitischenBelange des Unternehmens fallen. An anderen Standorten sind mittelfristig weitere PV-Anlagen vorgesehen. Großes entsteht in eigener Kantine Den Saarland-Slogan “Großes entsteht immer im Kleinen” nimmt sich Villeroy & Boch bei der Bekämpfung des Klimawandels zuHerzen – und das beginnt imeigenen Haus. Laut Umweltbundesamt fallen in meint Delwing hochwertige Ware, wie sie V&B herstellt. Auf demWeg zur Klimaneutralität Trotz der vergleichsweise guten Umweltbilanz der Keramik- undPorzellanherstellung sieht sich V&B in der Verantwortung. Im letzten Jahr wurden 150 Einzelmaßnahmen evaluiert, um den CO2-Ausstoß des gesamten Unternehmens von derzeit rund 120.000 Tonnen pro Jahr zu reduzieren, wie Delwing erklärt: „Wir streben an, auf Konzernebene bis 2040 klimaneutral zu werden.“ Da der Konzern aus mehreren Sparten besteht – auch Badmöbel aus Holz zählen zum Portfolio – setzen die Mettlacher das Vorhaben schrittweise um. „Die nichtkeramischen Standorte sollen bereits bis 2030 klimaneutral werden”, erklärt der Prokurist. Um die Ziele zu erreichen, erwägt dasUnternehmen unter anderem, das für die Brennprozesse benötigte Erdgas entweder durch grünen Wasserstoff zu ersetzen oder „Wir streben an, auf Konzernebene bis 2040 klimaneutral zuwerden.” Dr. Peter Delwing, Prokurist Real Estate, Umwelt, Energie, Innovation bei Villeroy & Boch VSE kontakt | Vorreiter

Deutschland jährlich etwa 18Millionen Tonnen Verpackungsmüll an. Ein großes Thema ist dabei Einweggeschirr in der Gastronomie und in Supermärkten. Als Geschirrhersteller sieht sich V&B deshalb auch in diesem Bereich in der Verantwortung. „In der eigenen Kantine verwendenwir inzwischenüberwiegend To Go-Geschirr aus Keramik anstatt Einweggeschirr aus Plastik. Die Rückgabe basiert auf einem Pfandsystem”, erklärt Noto. Auchmit einer Biomarkt-Kette gibt es eine Kooperation, um Einwegverpackungen durch Verwendung des To Go-Geschirrs zu vermeiden. Nachhaltige Mobilität Vergangenes Jahr hat das Unternehmen Hybridfahrzeuge getestet. Die Reduktion des Verbrauchs fossiler Treibstoffe um 40 Prozent hat die Unternehmensleitung überzeugt: Die mobile Zukunft von V&B wird künftig zum Teil elektrisch sein, der Fuhrpark wird schrittweise umgestellt. Der Strom für die Fahrzeuge kommt aus einem eigenen Blockheizkraftwerk. Des Weiteren sind bereits sechs Elektro-Kleinwagen im Einsatz. „Ich fahre selbst einen Hybrid als Dienstwagen”, erzählt Delwing. „Wir sind dazu angehalten, den An- und Abfahrtsweg zur Arbeitsstelle und Dienstfahrten größtenteils soweit möglich elektrisch zurückzulegen.” Für Fahrrad-Touristen hat V & B in Mettlach Ladestationen für deren E-Bikes installiert. Saubere Rohstoffe „Wir sind generell bemüht, Rohstoffe regional einzukaufen”, erklärt Noto. Die in den deutschenWerkenbenötigtenTonekommen zumBeispiel aus demWesterwald. Regionalität ist global unterschiedlich definiert. „Für dasWerk in Thailand kommen die Rohstoffe natürlich aus benachbarten Regionen”, so Noto. Für die Badmöbel wird kein exotisches Holz verwendet. Egal wo die Rohstoffe herkommen, V&B verlangt von seinen Lieferanten Verpflichtungserklärungen, aus denen hervorgeht, dass sie weder Kinder- noch Zwangsarbeit unterstützen. „Wir verfolgen einNull-Toleranz-Gebot gegenüber ausbeuterischer und illegaler Arbeit”, so Noto. [ mjo] Weitere Infos: www.villeroy-boch.de Vorreiter | kontakt VSE 15 Die Produktion von hochwertigemPorzellan hat von Natur aus eine gute CO2-Bilanz. Die von Villeroy & Boch produzierten To Go-Produkte tragen zu weniger Plastikmüll bei.

Stadtwerke – die Perspektive in puncto CO2-Abgabe Deutschlandmuss seine CO2-Emissionen drastisch senken. Die Erde darf sich schließlich imVergleich zur vorindustriellen Zeit nicht umwesentlichmehr als anderthalb Grad Celsius erwärmen. Das neue Klimaschutzgesetz der alten Bundesregierung soll dafür Sorge tragen, dass diese hehren Ziele endlich erreicht werden. Allen voran die Klimaneutralität bis 2045. Vor dieser Kulisse setzt Deutschland auf die CO2-Abgabe. Autofahren und Heizen zum Beispiel werden dadurch erheblich teurer. Das ist durchaus Teil des Plans, der auf einer gewissen Lenkungswirkung fußt. Stadtwerke unterstützen die Abkehr von CO2 und bieten Verbrauchern gleichzeitig mittelfristig zukunftsfähige Alternativen. KSG und seine Lenkungswirkung Das Klimaschutzgesetz (KSG) ist seit dem 1. Januar 2021 in Kraft und die CO2-Abgabe eines seiner Instrumente. Unternehmen, die CO2 mittelbar in Form von fossilen Brennstoffen in Verkehr bringen, müssen Zertifikate erwerben, die ihnen Emissionsrechte einräumen. Die Kosten werden an die Endverbraucher weitergegeben, wo sie spätestens beim Tanken oder auf der Heizkostenabrechnung ihre Wirkung entfalten. Und damit die Lenkungswirkung nicht überraschend einem Gewöhnungseffekt weicht und verpufft, erhöht sich der Preis von Jahr zu Jahr. Los geht‘s in 2021 mit einem Preis von 25 Euro pro Tonne CO2, was netto 7,0 Cent pro Liter Benzin, 7,9 Cent pro Liter Heizöl und 0,455 Cent pro kWh Erdgas entspricht. Die Abgabe erhöht sich zu jedem1. Januar, bis sie dann 55 Euro imJahr 2025 beträgt. Das entspricht 15,5 Cent pro Liter Benzin, 17,3 Cent pro Liter Heizöl und 1,001 Cent pro kWh Erdgas. Ab 2026 wird dann ein „Preiskorridor“ gelten, bei demZertifikate je nachNachfrage amMarkt zwischen einemMindestpreis von 55 und einem Höchstpreis von 65 Euro pro Tonne CO2 auktioniert werden. 16 VSE kontakt | Stadtwerke

Die Rolle der Energieversorger Als typische Inverkehrbringer sind die Energieversorgungsunternehmen (EVU) seit dem1. Januar dieses Jahres verpflichtet, diese CO2-Abgabe an den Staat abzuführen. Da dieser Mehraufwand bis dato in der Kalkulation ihrer bisherigenGaspreisebeispielsweise nicht berücksichtigt war, mussten sie die Differenz an ihre Kundinnen und Kunden weitergeben. Für einen durchschnittlichen Haushalt in Deutschland, in demmit Erdgas geheizt wird und der circa 16.000 kWh Erdgas imJahr verbraucht, bedeutet dieAbgabe Zusatzkosten inHöhe von etwa 87 Euro jährlich inklusive Mehrwertsteuer. Sie wird sich sukzessive bis zum Jahr 2025 schlichtweg verdoppeln. Mit den steigenden Aufschlägen für Flüssiggas und Heizöl, Steinkohle, Braunkohle sowie Benzin und Dieselkraftstoff hat der Gesetzgeber den EVU schon heute eine Kostensteigerung für die Zukunft in die Bücher geschrieben. Das bedeutet, dass dieser Parameter Energie künftig immer teurer werden lässt, ohne dass die Versorger irgendeinen Einfluss darauf haben. CO2-Abgabe keine neue Steuer Als versöhnlicher Ausblick für Verbraucher, für die Energie allem Anschein nach einfach nur teurer wird, empfiehlt sich eine nähere Betrachtung der geplanten Verwendung der zusätzlich eingenommenen Gelder. So avisiert die Regierung, jeneMehreinnahmen zur Senkung der Steuer- und Abgabenlast vonStromeinzusetzen. Strom, der perspektivisch regenerativ, also klimaneutral erzeugt wird, mit dem Menschen heizen und ihre Fahrzeuge antreiben. Perspektive Stadtwerke – Kerngeschäft Energie SokommendieMehrausgabenmittel- und langfristig demKlima und Verbraucher gleichermaßen zugute. Der CO2-Ausstoß wird reduziert und der Kunde profitiert von den attraktiven Angeboten seiner Stadtwerkepartner, deren Kerngeschäft seit über 100 Jahren Energie ist. Sie beraten und begleiten ihre Kunden bei der Abkehr von fossilen Energieträgern. Mit ganzheitlichen Lösungen – alles aus einer Hand – sind sie rund um das Zukunftsthema regenerativ erzeugter Strom und seine Nutzung ganz weit vorn und verlässliche, kompetente Ansprechpartner. So auch in puncto Elektromobilität und Wärmepumpen, Energieberatung und Förderprogramme. [tj] 17 Stadtwerke | kontakt VSE

Elektromobilität und Wasserstoff „elektrisieren“ Großregion Klimawandel macht Beine Die Folgen des Klimawandels machen den Protagonisten der Energie-, Wärme- und Verkehrswende aus der Großregion Beine. Die Themen Elektromobilität undWasserstoff gewinnen deutlich an Fahrt, die Fördertöpfe sind gut gefüllt, erste Projekte sind in Planung oder bereits realisiert. E-Mobilität nimmt Fahrt auf VorallemdieVerkehrswende mit Elektromobilität und Wasserstoffscheint dieGroßregion endlich zu „elektrisieren“, wurde sie doch jahrelang massiv ausgebremst. Beispiel Frankreich, wo der Verkehr rund30ProzentdesCO2-Ausstosses verursacht: In den Metropolregionen Metz, Nancy und Straßburg ist der elektrische Funke übergesprungen: Fuhrparks der öffentlichenVerwaltungen fahren zunehmend elektrisch, in Nancy sind es von 200 Autos schon fast einViertel, inStraßburg verbindet seit über einemJahr eine elektrischeBuslinie denBahnhofmit demEU-Parlament, inMetz pendeln Elektrobusse zwischen Zentrum und Einkaufsmarkt, 4.000 öffentliche Ladesäulen stehen inGrand Est für inzwischen über 30.000angemeldeteElektrofahrzeuge bereit. „Ende 2022 sollen in ganz Frankreich eine Millionen E-Fahrzeuge fahren und auf eine öffentliche Ladesäule umgerechnet zehn Fahrzeuge kommen“, betont Danièle Behr vomgleichnamigenConsultingbüro für Standortmarketing das ehrgeizige Ziel. Zum Vergleich: Im Saarland sind es nach Angaben des hiesigenWirtschaftsministeriumsderzeit über 400öffentlicheLadesäulen mit 22 kW, davon 60 Schnellladepunkte, an 200 Standorten. Von derzeit ca. 6.500 E-Autos (inkl. Plug-In-Hybride) imSaarland könnte die Zahl bis 2030 auf über 200.000 steigen. Im Großherzogtum Luxemburg gibt es nach Angaben des Ladeinfrastrukturbetreibers Chargy 700 öffentliche Ladestationen (22 kW) mit 1.400 Ladepunkten im ganzen Land. Darüber hinaus sollen so genannte SuperChargy-Ladestationen (160 bis 320 kW zum Schnellladen) entlang der Autobahnen installiert werden. Dass Klimawandel keine Grenzen kennt und die enormen Anforderungen zur nachhaltigen Reduktion des klimaschädlichen CO2 nur gemeinsam gelöst werden können, scheint in den Köpfen der politisch Handelnden aus Grand Est, dem Saarland und Luxemburg angekommen zu sein. Das zeigen die zahlreichen grenzüberschreitenden Veranstaltungen und Workshops zum Thema wie der Deutsch-Französische Business Lunch inSaarbrückenundMetz, die Deutsch-FranzösischenKlimatage inNancy oder die Veranstaltungen der ARGE SOLAR in Saarbrücken. 18 VSE kontakt | Großregion

teilung bis hin zu technischen Lösungen vor Ort inklusive Wartung und Instandhaltung biete Mob’Hy alle Wasserstoff-Dienstleistungen entlang der Wertschöpfungskette und setze dabei auch auf Kooperationen mit Deutschland und Luxemburg, wo es schon einen festen Interessenten gebe, so Sylvestre. Interessant sei das vor allem für Branchen mit Schwerlastfahrzeugen wie die Logistikbranche, Landwirtschaft, Bauwesen und Großindustrie sowie öffentliche Verwaltungen. Die beiden Netzbetreiber Creos Deutschland und GRTgaz wollen im Rahmen des Infrastrukturprojekts „mosaHYc“ (Moselle Sarre HYdrogen Conversion) in den kommenden Jahren ein rund 100 km langes Netz zwischenCarling, Dillingen, Völklingen, Saarbrücken, Perl und Luxemburg aufbauen, um Wasserstoff zu den Großverbrauchern aus Schwerindustrie und Verkehr zu transportieren. Angebunden werden soll es an das europäische Wasserstoff-Verbundnetz Richtung Südfrankreich und Spanien. Während die technische Machbarkeit gegeben sei, lägen die Probleme bei der Umsetzung eher imbetriebswirtschaftlichenBereich, so NicolaSaccà. Notwendig für dieRealisierung eines Transportnetzes dieser Größenordnung seien Ankerkundenwie die Stahlindustrie, die hohe Mengen an Wasserstoff zur Produktion von grünem Stahl benötige. Die grundsätzliche Bereitschaft, auf eine grüne Wasserstoffproduktion umzustellen, gebe es zwar, aber angesichts der enorm hohen Investitionen und der damit verbundenen Kapitalkosten bestehe weiterhin Klärungsbedarf. Hinzu kommen die derzeit noch hohen Kosten für ein Kilogramm Wasserstoff von bestenfalls 5 Euro im Gegensatz zu herkömmlichen Energiekosten von rund 1,50 Euro. Selbst wenn der Preis für Wasserstoff auf 3 bis 4 Euro sinke aufgrund von Exporten oder besserer Anlagenauslastung, sei das noch lange nicht wettbewerbsfähig. Hier soll es aber Verhandlungen mit der EU umetwaigeMarktmechanismen geben, um dengrünproduziertenStahl konkurrenzfähig zu machen. Allerdings bereitet das bequeme Laden der E-Autos an öffentlichen Ladesäulen den meisten E-Fahrern in Deutschland Kopfzerbrechen. Im Gegensatz zu Frankreich und Luxemburg, wo eine App zum Laden ausreicht, um das Land zu durchqueren, gibt es hierzulande zu viele Betreiber mit eigenen Ladesystemen. Das habe zur Folge, dass E-Fahrer, die nicht zu Hause per Wallbox laden können, in der Regel über mehrere Apps oder Ladekarten verfügen, erklärt der Klimaschutzmanager der Stadt Saarlouis, Horst Rupp. Allerdings sei das in Deutschland politisch so gewollt, um mehr Wettbewerb unter denBetreibern zu erzeugen. Fachleute rechnen aber auch hier mit Entspannung in den nächsten Jahren, wenn überall mit Kredit- oder EC-Karte gezahlt werden kann. Kooperationspartner grenzüberschreitend gesucht Viel „Drive“ gibt es zudem beim Thema Wasserstoff dies- und jenseits der Grenzen. Während in Lothringen u. a. in Sarreguemines bereits drei Wasserstofftankstellen in Betrieb sind, gibt es im Saarland zwar erst eine öffentlich zugängliche Tankstelle in Saarbrücken-Gersweiler. Aber die StadtwerkeSaarlouisundHomburghättenbereits ihr Interesse signalisiert, öffentliche Wasserstoff-Tankstellen zu bauen, so der Klimaschutzkoordinator der Landesregierung, NicolaSaccà aus demWirtschaftsministerium. „Damit kommen wir der Ost-West-Achse bei der Tankstellen-Infrastruktur einen wichtigen Schritt näher.“ Sie soll eine wichtige Verbindung zwischen Karlsruhe im Osten und Richtung Grand Est und Luxemburg im Westen darstellen. Der Ausbau der Infrastruktur sei für das Geschäft des 2020 gegründeten Unternehmens Mob’Hy in Sarreguemines von großer Bedeutung, soGeschäftsführer Jean-Michel Sylvestre. Die Projektentwicklungsgesellschaft, die aus erneuerbaren Energien grünen Wasserstoff für Fahrzeuge produziert, sieht die Großregion als Sprungbrett in Europa. Von der Produktion über die VerGroßregion | kontakt VSE Was die Mengen angeht, soll bis 2026 ein Elektrolyseur am Standort Völklingen-Fenne 35 Megawatt bereitstellen. Um die Stahlindustrie an der Saar komplett auf grün zu stellen, sei aber die achtfache Menge notwendig. Begründete Hoffnung macht die geplante großindustrielleWasserstoffproduktion am französischen Standort Carling bei Saint Avold. Dort könnte für das stillgelegte Kohlekraftwerk ab 2022 schrittweise ein Elektrolyseur mit bis zu 400 MW aufgebaut werden. Ein grenzüberschreitendes Transportnetz wäre dafür eine wichtige Voraussetzung. Wasserstoffzüge nicht erwartet DieMöglichkeit,Wasserstoffzüge auf den Strecken Saarbrücken nach Straßburg und Saarbrücken nach Luxemburg über Thionville einzusetzen, sieht das Saarland eher skeptisch. „Die enge Taktung der Züge zwischen Thionville und Luxemburg lässt derzeit keine weiterenZüge zu. UnddieStreckeStraßburg nach Sarreguemines wurde gerade mal erst vor zwei Jahren ausgeschrieben, wobei hier nochmit einer Erweiterung fürWasserstoffzüge nachgebessert werden könnte, sofern die EUdas zulässt“, erklärt Saccà. „Vielleicht fahren dann dort doch ein oder zwei Modellzüge auf der nicht elektrifizierten Strecke.“ Das Saarland wird aber auf jeden Fall auf der Schiene Dieselfahrzeuge durch batterieelektrische Züge ersetzen. Ab Ende 2025 sollen sie zwischen Saarbrücken und Pirmasens und abDezember 2026 zwischen Dillingen und Niedaltdorf verkehren. Sensibilisierung der Bürgerinnen und Bürger notwendig Über Erfolg oder Misserfolg der Verkehrswende entscheiden aber nicht nur die Protagonisten mit ihren ehrgeizigen Projekten. Entscheidend ist, die Bürgerinnen und Bürger mitzunehmen und zu sensibilisieren. Und da bleibt angesichts der hohen Kosten und der Veränderungsbereitschaft noch viel Überzeugungsarbeit zu leisten. [nea] 19

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