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Wieso ist Enkenbach-Alsenborn

Pionierkommune beimKlimaschutz?

Unsere Gemeinde ist seit jeher eng

mit der Natur verbunden. Mit rund

1.360 Hektar Waldfläche sind wir die

drittgrößte Wald besitzende Kommune

in Rheinland-Pfalz. Früher bestanden

unsere Wälder hauptsächlich aus den

heimischen Bäumen Buche und Eiche,

heute sindes zu rund80Prozent Kiefern.

Die einseitige Ausbeutung des Waldes

vor allem in den vergangenen Jahrhun-

derten istwesentlicheUrsache für diesen

rasanten Bestandswechsel. Hinzu kam

die zunehmende Luftverschmutzung

im 20. Jahrhundert mit den Folgen des

Waldsterbens. Wir lernen daraus, dass

wir die Natur nicht grenzenlos ausbeu-

tenkönnen, ohnedabei ihreGrundlagen

zu zerstören. Wir müssen gegensteuern

und unser bisheriges System überden-

ken. Durch nachhaltiges Wirtschaften

mit einer ökologisch orientierten Ener-

gieversorgung aus nachwachsenden

Rohstoffen und regenerativen Energien

in Kombination mit

sinnvollenKlimaschutz-

maßnahmen können

wir als kleine Kommu-

ne unseren Beitrag zur

Energiewende leisten.

Wie steht’s um die Wirtschaftlichkeit

der umgesetzten Maßnahmen?

Wir haben zu Beginn unserer Energie-

wende den Gesamtenergieverbrauch in

der Ortsgemeinde ermitteln lassen und

festgestellt, dass erhebliche finanzielle

Mittel für fossile Energieträger aufge-

wendet werden. Bilanziell flossen pro

Jahr rund 26 Millionen Euro ab, Geld,

das der Gemeinde unwiderruflich ver­

loren gegangen ist. Mit unseren umge-

setztenMaßnahmenwiedemBiomasse-

Heizkraftwerk, den BHKW, den Photo-

voltaikanlagen, den vielen kleinen Effi-

zienz-Maßnahmen ist es uns gelungen,

rund27MillionenEuroWertschöpfung

in der Region zu belassen.

Wie sind Sie auf FAMIS gekommen?

Als Kommune sind wir verpflichtet,

öffentlich auszuschreiben. FAMIS hat

bei einer Machbarkeitsstudie das wirt-

schaftlichste Angebot abgegeben. Von

großer Bedeutung ist für uns zudemder

Praxisbezug, denFAMISaus langjähriger

Tätigkeit und Erfahrung mitbringt. Mit

demvorgeschaltetenerdgasbetriebenen

BHKWbei unseremBiomasse-Heizkraft-

werkkonntenwirdenFremdstrombezug

quasi gegenNull fahren. Das vonFAMIS

geplante BHKW hat sich in der Praxis

bewährt. Zurzeit arbeiten wir an der

VermarktungvonRegelenergie.DieVSE-

Gruppe steht uns dabei zur Verfügung.

Unser Heizkraftwerk und das BHKW

sind sehr gut geeignet, um in den Pool

für Regelenergie der VSE aufgenommen

zu werden. Die Materie wäre für uns

auch viel zu komplex. Da brauchen wir

professionelle Partner an der Seite.

Was plant Enkenbach-Alsenborn in

naher Zukunft?

WirwollendieWärmeversorgungsnetze

verbinden,weiter ausbauenunddasThe-

ma E-Mobility forcieren. Des Weiteren

beschäftigen wir uns mit dem Thema

Arealnetze für Strom aus regenerati-

ven Energien. Da sind wir noch in der

Findungs- und Prüfungsphase. Hierzu

wurde eine Machbarkeitsstudie beim

Fraunhofer Institut in Auftrag gegeben.

An Ideen mangelt es uns nicht und wir

verfolgen unser Ziel, bis zum Jahr 2050

die CO

2

-Neutralität in den Bereichen

Strom, Wärme und Verkehr zu errei-

chen, konsequent weiter.

Nachgefragt

bei Ortsbürgermeister

Jürgen Wenzel

Die Klimaschutzbeauftragten

Lisa Rothe und Bürgermeister

Jürgen Wenzel.

zeigen, dass der Hebel zum Gelingen der Ener-

giewende imWärmesektor liegt.

Großes Gewicht in der Wärmeversorgung hat

das Biomasse-Heizkraftwerk, das mit knapp

16,9 Millionen Kilowattstunden (kWh) 2016

mehr Strom erzeugte als die Privathaushalte

von Enkenbach-Alsenborn verbraucht haben.

Hinzu kommen etwas mehr als 9 Millionen

kWh Wärme. Ein vorgeschaltetes BHKW, das

von FAMIS geplant wurde, sorgt dafür, dass der

Stromfür denEigenbedarf der Anlagenkomplett

selbst erzeugt wird. Mobile BHKWwerden flexi-

bel eingesetzt und versorgen imWinter Grund-

schule unddieWärmeinsel Bürgerhausmit zwei

Kitas und Wohnhäusern sowie im Sommer das

FreibadmitWärme. DieKitaAlsenbornwirdmit

einer Holzhackschnitzelheizung beheizt. Das

seit einigen Jahren betriebene und von FAMIS

geplante Holzhackschnitzelheizwerk

liefert Wärme an die Integrierte Ge-

samtschule sowie an 60 Privathäuser.

Rechnet man den Stromertrag aus der

Kraftwärme-Kopplung (KWK)mit dem

Stromaus demSolarpark Sembachmit

5,6 MWp, den kleineren PV-Anlagen

auf öffentlichen Gebäuden zusammen zuzüg-

lich der 3 MW-Windkraftanlage eines privaten

Betreibers auf Gemeindegebiet stammenbereits

rund 29,5 Millionen kWh aus regenerativen

Energien und KWK. In Enkenbach-Alsenborn.

In Enkenbach-Alsenborn ist die Energiewende

bereits gelebte Realität.

[nea]