FAKT 3-2017

31 Kooperationen & Partner | FAMIS FAKT Polyglotter geht es kaum. Rund 15 verschiedene Muttersprachen kann das geschulte Ohr beim Facility Manager und Reinigungsdienstleister COMCO heraushören. Zwar sind Deutsch und Französisch die „offiziellen“ Arbeits- sprachen bei der FAMIS-Tochter mit Sitz im Großherzogtum Luxemburg, aber die wohl meistgesprochene Sprache bei COMCO dürfte Portugiesisch sein. Von den derzeit rund 410 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der COMCO in Lux- emburg und in Deutschland geben 135 Portugiesisch als ihre Muttersprache an. Zählt man die drei Brasilianer und die vier Mitarbeiter von den Kap Verden hinzu, Länder, in denen Portugiesisch gesprochen wird, liegt diese Sprache vorn, gefolgt von Deutsch mit 137 und Französisch mit 62 Muttersprachlern. Vier Belgier und zwei Luxemburger er- gänzen die frankophone Gemeinschaft. Erstaunlich: Bei der Weltsprache Eng- lisch eine glatte Fehlanzeige. Spanisch wird natürlich auch gesprochen unter den vier Spaniern und den Mitarbeitern aus Nicaragua (1) und der Dominikani- schen Republik (2). Zu den romanischen Sprachen gesellt sich zusätzlich Rumä- nisch mit sechs Mitarbeitern. Weitere osteuropäische Sprachen sind Polnisch (5) und die für westeuropäischeOhren so schwer klingende Sprache Ungarisch (3). Auch Sprachen wie Serbisch, Kroatisch, Bosnisch oder Slowenischmit insgesamt zwölf Mitarbeitern sind zu hören. Um die Sprachenvielfalt zu komplettieren, wird auchThailändisch (12) bei COMCO gesprochen. Soweit die Theorie in punkto Eintei- lung in Nationalität und Mutterspra- che. In der Praxis sieht das natürlich anders aus. Die meisten Mitarbeiter leben bereits viele Jahre in Luxemburg, Frankreich oder Deutschland, sprechen neben ihrer Muttersprache zumindest Französisch oder Deutsch. Oftmals sind die heutigen Mitarbeiter als Kinder von Auswanderern hier groß geworden oder wurden hier geboren. Da fällt das Spra- chenlernen naturgemäß viel einfacher. Das gilt vor allem für die portugiesische Gemeinschaft in Luxemburg mit rund 90.000 Menschen. Das entspricht laut luxemburgischen Landesamt über 16 Prozent der Gesamtbevölkerung. Das Statistikamt zählte 2016 über 576.000 Einwohner, davon fast 47 Prozent Aus- länder. Rechnet man die rund 180.000 täglichen Einpendler aus Frankreich, BelgienundDeutschland hinzu, sind die Luxemburger arbeitstechnisch gesehen in der Minderheit. Das wird sich nach Ansicht von Zukunftsforschern und Statistikern wohl nicht mehr ändern. Im Gegenteil: Die Wirtschaft eines der kleinsten EU-Länder istmehr denn je auf ausländische Arbeitskräfte angewiesen. So ist der hohe Ausländeranteil bei der COMCO im Prinzip nur ein Spiegelbild der gesellschaftlichen Entwicklung im Großherzogtum Luxemburg. Wirtschaftskraft, Wohlstand und attraktive Verdienstmöglichkeiten in Luxemburg verstärken diesen Trend und ziehen Arbeitskräfte aus dem Ausland magischan. DieAngst vorÜberfremdung ist imGroßherzogtumdeutlich geringer als invielen anderenEU-Mitgliedstaaten. Das liegt angeblich daran, dass unter den 170 verschiedenen Nationen 86 Prozent EU-Bürger sind. Außerdem hat Luxem- burg lange Zeit genau festgelegt, wer ins Land darf und wer dort hinpasst. Kontrollierte Einwanderung Bereits in den 60er und 70er Jahren benötigte das Großherzogtum für die wachsendeWirtschaft dringend Arbeits- kräfte und so beschloss die damalige Regierung ein Anwerbeabkommen mit Portugal und Jugoslawien als Nicht-EG- Länder. Aufgrund der kulturellen Nähe fiel das Abkommenmit Portugal weniger restriktiv aus und somachten sich in den 70er Jahren rund 30.000 Portugiesen auf den Weg nach Luxemburg. Manuel Ferreira Da Cunha, Vizepräsident der portugiesisch-luxemburgischen Han- delskammer, nennt einen wichtigen Unterschied zudenheutigenPortugiesen in Luxemburg. „Damals wollten meine Landsleute Geld verdienen, sparen und zurück in ihreHeimat.“Diemeisten sind geblieben, haben ihre Familie nachge- holt und sich inzwischen integriert. Deren Kinder sind bereits in Luxemburg zur Schule gegangen und das Land ihrer Eltern kennen sie oftmals nur noch als Urlaubsland. Mit der Ölkrise und den damit verbun- denenwirtschaftlichen Problemen Ende der 70er Jahre stockte die Migration von Portugal nach Luxemburg. Erst ab Mitte der 80er Jahremit demBeitritt Portugals in die EU bekamdie Einwanderung neu- en Schwung. Dass diemeistenPortugiesen integriert sind, steht außer Frage, auch wenn sie unter allenUmständen Portugiesen blei- ben wollen. Das sagen Corvalho Santos Lurdes, 43, und Pereira Ferrera Sergio, 28, von der COMCO.Während die Portugie- sin Lurdes bereits 22 Jahre in Luxemburg lebt und arbeitet, ist der Portugiese Sergio erst sechs Jahre dort. Die langen kalten Winter seien zwar schrecklich und auch das Meer fehle ihm, aber dafür stimme der Verdienst trotz der inzwischenhohen Mieten. „In Portugal kommst dumit 500 oder 600 Euro nicht über die Runden, wenn über die Hälfte des Geldes für die Miete draufgeht.“ Zurückgehen kommt für beide nicht in Frage, nur in den Fe- rien zu Besuch bei Verwandten. Lurdes spricht fließend Französisch, denn sie hat es schon an der Schule in Portugal gelernt. „Manchmal wäre es wohl besser, auch Letzeburgisch zu können“, sagt sie. Das würde zeigen, wie gutman integriert wäre. Aber ein Portugiese könne das schwer lernen genauso wie Deutsch. Sprache und Kultur als Schlüssel zur Integration Kultur und Sprachen bleiben einwich- tiger Schlüssel für gelungene Integration mit Augenmaß. Im kleinen Land Lux- emburg sind Letzeburgisch, Französisch, Deutsch, Englisch an der Tagesordnung. Portugiesisch, eine romanische Sprache, ähnelt dem Französischen. Da fällt es einfach leichter, sich im Land zurecht- zufinden. Außerdemsind die politischen Kontakte intakt und beide Seiten pfle- gen ein harmonisches Miteinander. Die Möglichkeit der doppeltenStaatsangehö- rigkeit, die Förderung der gegenseitigen Identität und Kultur, die vielen Freund- schaften zwischen Luxemburgern und Portugiesen, aber auch die EU samt Euro tragen zu einem gewinnbringenden Miteinander bei. Das Wichtigste, was einige Portugiesen sagen, ist, dass sie Luxemburg weiterentwickeln wollen. Besser kann Integration nicht sein. Weitere Infos: www.comco.lu

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