FAKT 3-2017

Nicht hören, nicht sehen, nicht sprechen Im Wasser steckt jede Menge drin Jeder hat schon mal davon gehört. Aber so richtig ernst scheint es kaum jemand von uns zu nehmen. Zu selten lassen aufgetretene Fälle in der Öffentlichkeit aufhorchen. Wenn ja, wird es verdrängt nach dem Motto „Mir wird schon nichts passieren, hier ist alles sicher, wir haben doch strenge Vorschriften“. Man sieht sie nicht mit bloßem Auge, man schmeckt sie nicht und riecht sie nicht. Zwischen 5°C und 60°C können sie überleben, zwischen 20°C und 50°C vermehren sie sich am besten. Das ha- benUntersuchungen des renommierten Helmholz-Zentrums für Infektionsfor- schung in Braunschweig gezeigt. Die Rede ist von Legionellen im Leitungs- wasser. Bis zu 70 verschiedene Arten und Gruppen sinddenForschernmittlerweile bekannt. Der bakterielle Krankheits- erreger tummelt sich liebend gern auf zerstäubtenWassertropfen und kann die so genannte Legionärskrankheit auslö- sen. Die morgendliche Dusche mit 40°C warmenWasser und schon hat man den Erreger eingeatmet und der könnte sich theoretisch in der Lunge festsetzen. Auch Klimaanlagen, Luftbefeuchter, Whirlpools sogar der Rasensprenger oder Nebelerzeuger sind ideale Brutstätten für den gefährlichen Erreger. Nun muss man aber in Deutschland nicht befürchten, von diesen heimtü- ckischen Erregern gleich befallen zu werden. Legionellen befinden sich zwar so gut wie in jedemWasser, aber strenge Richtlinien sorgen dafür, dass das Trink- wasser hierzulande einwandfrei zu den Verbrauchern gelangt. Und auch bei der Weiterverteilung des Wassers im Haus, im Betrieb oder in anderen Gebäuden sind die Legionellen in der Regel ge- fahrlos, sofern die Vorschriften einge- halten und die Regeln im Umgang mit dem Leitungswasser beherzigt werden. Außerdemgilt:Wer ein intaktes Immun- systemhat, für denbesteht normalerwei- se keineGesundheitsgefahr. Aber kranke und alteMenschen sind nunmal gefähr- deter. So haben erstmalig 1976 die Legio- nellenbei einemVeteranentreffen inden USA in einem Hotel so richtig zugelangt und mehrere Todesopfer gefordert. Und selbst Deutschlandbliebnicht verschont. 2010 sorgte eine Legionellen-Epidemie in Ulmmit mehreren Toten für Aufregung. Soweit muss es natürlich nicht kom- men. Doch was nutzen die strengsten Richtlinien, wenn deren Umsetzung oftmals stiefmütterlich behandelt, die Risiken verharmlost und potentielle Lösungsvorschläge auf den St. Nimmer- leinstag verschoben werden. FAKT hat bei Lothar Schneider nach- gefragt, was für den sicheren Betrieb von Wasserversorgungsanlagen zu beachten ist. Der Meister Gas- und Wasserinstal- lateur arbeitet seit September 2016 bei FAMIS und ist Fachmann für alle Fragen rund um die Trinkwasserversorgung. Zurzeit ist er Objektleiter der FAMIS im ehemaligen evangelischenKrankenhaus in Zweibrücken. FAKT: Die Trinkwasserversorgung in Deutschland gehört mit zu den besten der Welt. Wieso auf einmal diese Gefahren? Lothar Schneider: Es geht hier nicht primär um die öffentliche Trinkwasser- versorgung, die von den Wasserversor- gungsunternehmen aufrechterhalten wird, sondern um die Anlagen in den Gebäuden. Wir sprechen von den Was- serversorgungsanlagennachder Überga- bestation bzw. nach dem Wasserzähler. Hier ist der Betreiber allein in der Pflicht und muss für einen ordnungsgemäßen, sicheren und hygienisch einwandfreien Betrieb sorgen. Wer ist konkret betroffen? ImPrinzip alle, die Inhaber einerWasser- versorgungsanlage sind. Die Trinkwas- serverordnung von 2001 sowie deren Novellierungen und den sich daraus ergebenden Verordnungen regeln ganz klar, was Betreiber solcher Anlagen zu beachtenhaben, welcher Verantwortung sie unterliegen und was für Untersu- chungen durchgeführt werden dürfen. Betroffen sind vor allem Unternehmen mit eigenen Wasserversorgungsanlagen wie Duschen, Zapfstellen usw., kom- 12 FAMIS FAKT | Dienstleistungen & Services

RkJQdWJsaXNoZXIy NTg2OTg=