FAKT 02/2022

Mit FAMIS in die Zukunft 02/2022 FAKT effizient Energiesparen als Gebot der Stunde erneuerbar Den Regenerativen Energien gehört die Stunde energetisch Sanierung im laufenden Bestand

Inhalt Perspektiven 04 Zittern vor dem Winter 06 Energiesparen bleibt Gebot der Stunde Innovationen 08 Nachhaltigkeit im Fokus 10 FAMIS saniert im laufenden Betrieb 11 „The Squaire“ am Flughafen Frankfurt Klimaschutz 12 D ruck auf dem Kessel 14 W arum Wärmenetzen die Zukunft gehört 16 Saarpor – Vielfalt aus Kunststoff Bäder & Kommunales 20 Nichts für Warmduscher 22 St. Ingberter blau auf der Zielgeraden Intern 24 Strom soll ihr tägliches Geschäft werden

Liebe Leserinnen und Leser, „Nichts wird sowie es einmal war“, sagen die Pessimisten. „Alles wird gut, aber nie mehr wie es einmal war“, sagen die Optimisten. Obwohl es uns allen schwerfällt, nach drei Jahren Corona-Krise, fast einemJahr Ukrainekrieg und einer in dieser Formnoch nie dagewesenen Energiekrise optimistisch zu sein, sollten wir es tun. Denn in jeder Krise, die wir beeinflussen können, steckt auch die Chance, etwas zu verändern. Das gilt insbesondere für die Energiekrise, die uns deutlich vor Augen führt, dass an den Erneuerbaren Energien, an innovativen Technikenallenvoran imWärmebereichundanEnergie-Effizienz-Maßnahmen keinWeg mehr vorbeiführt. Auch wenn wir rein technisch betrachtet in der Lage wären, aus den fossilen Energien und damit aus der energetischen Abhängigkeit von Russland auszusteigen, so spielt der Faktor Zeit die entscheidende Rolle. Lieferengpässe, Fachkräftemangel, wirtschaftlicheGrenzenund nur zögerliche Veränderungsbereitschaft bremsen uns zusätzlich auf diesemWeg aus. Doch gemeinsammit unseren Partnern wollen wir von der FAMIS für unsere Kunden aus Kommunen, Industrie, Gewerbe und demGesundheitswesen da sein, umLösungen zufinden, die Energiekrise zu bewältigen oder zumindest abzumildern. Energie-Effizienz in all ihren Facetten gehört seit jeher zu unserer DNA, um die Strom-, Wärme- und Verkehrswende voranzubringen. Besonders in krisengeschüttelten Zeiten kommt es auf Vertrauen, Partnerschaft, Netzwerke, Nähe, Erfahrung undKompetenz an. Dafür stehen wir auch weiterhin bei unseren Kunden ein. „Alles wird gut, aber nie mehr wie es einmal war.“ Deshalb denken wir Energie neu – intelligent, nachhaltig und machbar – gemeinsam mit unseren Kunden und die es noch werden wollen. Die Zeit drängt. Herzlichst Stefan König Christoph Klein FAMIS-Geschäftsführer Editorial IMPRESSUM Herausgeber: FAMIS GmbH Verantwortlich: Stefan König Redaktion: Armin Neidhardt Fotos: Günther Schneider/pixabay (Titel), Staatskanzlei des Saarlandes, Armin Neidhardt, brainworks, FLAVEX, Saarpor, stock.adobe.com/de Druck: reha GmbH Saarbrücken Auflage: 2.000

Auch wenn die Gasspeicher mit rund 240 Milliarden Kilowattstunden (kWh) nahezu voll sind, reicht das bei einem jährlichen Gesamtverbrauch von ca. 1.000 Milliarden kWh für nur zwei Monate. Ohne die Zuführung von Flüssiggas, weiteren Gaslieferungen aus Norwegen, Niederlande, Belgien und anderen Quellen sowie drastisches Energiesparen bis zu 20 Prozent aller Kunden reicht das nicht aus, wenn der Winter kalt wird. Denn eines ist sicher: Durch die North Stream-Leitungen wird nach den Anschlägen nie wieder Gas aus Russland nachDeutschland fließen und über die Jamal-Pipeline überWeißrussland, Polen und Ukraine kommen nur noch Minimalmengen an. Deutschland hängt im Gasbereich amTropf von den zwei Euro-Pipelines von Norwegen durch die Nordsee und das in der Hoffnung, dass diese Infrastruktur nicht auch noch attackiert wird. Denn über ein LNG-Terminal wie in anderen westeuropäischen Ländern ver fügt Deutschland noch nicht. Wirtschaft ist auf Gas angewiesen Dieses düstere, aber realistische Szenario zeichneteVSE-VorstandDr. HannoDornseifer Ende September in der Villa Lessing. Alles hängt davon ab, wie kalt der Winter wird. Das Prekäre an der Lage: 36 Prozent desGasverbrauchs entfällt auf die Industrie, 30Prozent auf dieHaushalte, 12Prozent auf die Stromerzeugung und der Rest auf HanDer „Doppel-Wumms“ muss sitzen. Die nie in Kraft getretene Gasumlage ist bereits Geschichte. Die von der Ampelkoalition auf denWeg gebrachten Gaspreishilfen in Höhe von 200 Milliarden Euro sollen helfen, die astronomisch gestiegenen Gas- und Strompreise zu deckeln. Vielleicht eine kleine Verschnaufpause für Deutschland vor einem ungewissenWinter. Gaskrise könnte gesamte deutsche Volkswirtschaft ins Wanken bringen Zittern vor demWinter 4 FAMIS FAKT | Perspektiven

del undDienstleistung. Mögen dieHaushalte irgendwienochüber denWinter kommen, die Industrie kann auf Gas im Produktionsprozess nicht verzichten. Nur ein Beispiel: Der größte deutsche Verbraucher ist BASF, stellt ca. 20.000 Vorprodukte her, darunter auch fürMedikamente. Einwirtschaftlicher Supergaudroht, wenndie bei einer Gasmangellage leer ausgehen. DieBundesnetzagentur würde zum Bundeslastverteiler und müsste entscheiden, wer mit Gas versorgt wird und wer nicht. Ein Job, um den BNA-Präsident KlausMüller nicht zu beneiden ist. Die Folgen der Notfallstufe 3wären im Vergleich zur Corona-Krise immens. Insolvenzen, steigende Arbeitslosigkeit und soziale Verwerfungen die Konsequenz. Eine schwere Krise sieht auch Birgit von Oetinger, Geschäftsführerin der Bäckerei Immer Ärger mit den Pipelines Es waren einmal fünf Pipelines, die Deutschland mit Gas versorgen sollten. Verblieben sind derzeit nur noch die zwei Euro-Pipelines durch die Nordsee aus Norwegen. North Stream 1 und 2 sind Geschichte. Sie sollten die Unabhängigkeit von Transitländern wie Belarus, Ukraine und Polen sicherstellen, mit denen es bereits 2005 und 2012 Ärger gab. Während North Stream 2 nie in Betrieb gegangen ist, wurde North Stream 1 bekanntlich sabotiert und attackiert. Verbleibt noch die Jamal-Pipeline über Ukraine und Polen, aus der aber so gut wie kein Gas mehr in Deutschland ankommt. Neben den beiden Euro-Pipelines gibt es noch einen Interkonnektor aus Belgien. Heimische Quellen spielen praktisch keine Rolle mehr. Alle warten sehnsüchtig auf das erste schwimmende LNG-Terminal an der Nordseeküste, das in diesemWinter in Betrieb gehen soll. Zwei weitere LNG Terminals sollen an Land gebaut werden. Das verflüssigte Erdgas kann weltweit eingekauft werden und stammt zum Beispiel vorwiegend aus den arabischen Ländern und den USA. Eine weitere Möglichkeit, Gas nach Deutschland zu transportieren besteht seit Oktober mit Frankreich über die Leitung Obergailbach nach Medelsheim im Saarland. Josef Welling aus Saarwellingen mit zwölf Filialen. „3,5 Prozent Energiekosten entfallen auf dieKalkulationdes Endprodukts. Die Energie an der Börse kostete Anfang Oktober zehnMal so viel. Diese Kosten sind nicht mehr umzulegen, zumal sich die Kosten für Mehl und Zucker verdoppelt haben und die Personalkosten ebenfalls steigen.“ Die schon jetzt spürbaren Konsequenzen: Weniger Produkte und Verkürzung der Ladenöffnungszeiten. Aber ein permanenter Kostenanstieg könne selbst ein finanziell gesundes Unternehmen auf Dauer nicht überleben. „Irgendwann sind alle Reserven aufgebracht“, mahnt von Oetinger. Die Gaskrise könnte demnach die deutsche Volkswirtschaft dramatisch ins Wanken bringen. Die Gefahr einer Stromkrise mit großflächigen Blackouts sieht Dornseifer dagegen nicht, da dieNetzinfrastruktur in Europa eine andere ist als beim Gas. Bedingung sei allerdings, dass alle verfügbaren Stromerzeugungskapazitäten wie die drei verbliebenen Atomkraftwerke und die Kohlekraftwerke ans Netz kommen bzw. am Netz bleiben. Der Fehler, aus der konventionellenEnergieerzeugung vorzeitig auszusteigen, ohne die Versorgungssicherheit zu gewährleisten, fällt uns nun auf die Füße. Nüchtern betrachtet steht Deutschland vor einem Scherbenhaufen: Nie war die Abhängigkeit vom russischen Gas sichtbarer, die Politik Wandel durch Handel ist gescheitert, die Wärmewende kommt nicht richtig voran wegen langjähriger Genehmigungsverfahren, Gutachten und überbordender Bürokratie und Protesten aus der Bevölkerung gegen alles. Allein der Ausbau der Erneuerbaren bei der Stromerzeugung auf 50 Prozent hat in Deutschland über 20 Jahre gedauert. Zeit, diewir jetzt nichtmehr haben angesichts der Gaskrise. Und Deutschland bewegt sich doch Die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt: Nie zuvorwurdenGesetze imEnergiebereich so schnell erlassenwie derzeit, niewurde so viel Geld zur Versorgungssicherheit in so kurzer Zeit von einer Bundesregierung in die Hand genommen, nie zuvor wird uns allen klar, dass die Energiewende der einzig gangbareWeg ist, von der fossilenEnergieabhängigkeit loszukommen und den Klimaschutz voranzubringen. Paradox, dass ausgerechnet ein grüner Wirtschaftsminister alle Ideale über Bord werfen muss, um das für die Volkswirtschaft überlebenswichtige Ziel der Energieversorgungssicherheit zu erreichen. Mit kühlem Sachverstand, mit viel Geld und auch etwas Glück kann Deutschland diese Krise meistern, vorausgesetzt, dass der Winter nicht zu kalt wird. Perspektiven | FAMIS FAKT 5

Linie vomBundkommen. So ist die Abschaffung der EEG-Umlage im Stromsektor, die angekündigte Absenkung der Umsatzsteuer auf denEnergieträger Erdgas von 19% auf 7, inklusiveder Ausweitungauf Fernwärme, die ergänzende Klima- und Heizkostenkomponente oder auch ein zusätzlicher Heizkostenzuschuss anWohngeldbezieher zu begrüßen. Mehr Entlastungwird allerdings der Abwehrschirm der Bundesregierung bringen. Im Dezember sollen Gas- und Fernwärmekunden eine Einmalzahlung erhalten. Da übernimmt quasi der Staat die monatliche Abschlagszahlung. Ich glaube, dass dieser Einmalbetragschnell undunbürokratischLücken schließen wird. Die zweite Entlastungsstufe für Haushalte und KMU soll dann imnächsten Jahr mit der Trotz Abwehrschirm und Entlastungen: Energiesparen bleibt Gebot der Stunde Die Strom- und Gaspreise schießen durch die Decke. Wirtschaftsfachleute erwarten eine Rezession in diesemWinter und eine Insolvenzwelle nie gekannten Ausmaßes in Deutschland. Zwar gibt es jetzt einen 200 Milliarden Euro schweren Abwehrschirm, um das Schlimmste zu verhindern. Aber reicht das aus? FAKT hat Jürgen Barke gefragt. Er ist saarländischer Minister fürWirtschaft, Innovation, Digitales und Energie sowie stellvertretender Ministerpräsident. Gaspreisbremse kommen. Wir wissen, dass Handlungsdruck herrscht. Gerade die Bürgerinnen und Bürger, aber auch die Unternehmen und die Industrie brauchen eine Sicherheit und Perspektiven. Der Bund muss jetzt schnell in die Umsetzung gehen. Handwerk und Mittelstand gelten als das Rückgrat der deutschenWirtschaft. Doch die leiden unter Lieferschwierigkeiten, Fachkräftemangel und jetzt zusätzlich durch die Energiekrise. Wie will das Saarland diesen Unternehmen helfen? Auch hier wird in erster Linie der Bund zum Zug kommen müssen. Unter anderem wird da in erster Linie die Gaspreisbremse für Entlastung sorgen. Ein gesondertes Zuschussprogramm des Bundes für KMU, wie es vom Bundeswirtschaftsministerium ursprünglich angekündigt und auch von uns forciert wurde, ist in dem Zwischenbericht der Expertenkommission leider nicht enthalten. DieGaspreisbremse allein wird nicht jede denkbare unternehmerische Problemlage beheben können, so dass Lösungsansätze für die Behandlung von Härtefällen durch Liquiditätshilfen, Bürgschaften, Zuschüsse und Kredite notwendig werden. Was ich den KMU in unserem Land aber immer wieder an die Hand geben möchte: Machen Sie von unserem vielfältigen BeratungsnetzwerkGebrauch: Sei es beimThema Herr Minister Barke, welche Mittel haben wir noch imKöcher, um eine schwere Rezession aufgrund der Energiekrise abzuwenden? Mir ist bewusst, dass momentan die explodierenden Energiekosten viele Bürgerinnen undBürger und vor allemauchUnternehmen vor große Herausforderungen stellen. Daher steht es außer Frage, dass wir alles befürworten, was Gaspreise runterbringt und die Menschen entlastet. Dasmuss aber in erster Jürgen Barke, Minister fürWirtschaft, Innovation, Digitales und Energie sowie stellvertretender Ministerpräsident des Saarlandes 6 FAMIS FAKT | Perspektiven

Fachkräfte, bei der Investitionsförderung oder innovativen Finanzierungslösungen und Beratungsangeboten – unsere Unterstützungsangebote sind passgenau auf den Mittelstand zugeschnitten. Denn für die erfolgreiche Transformation des Wirtschaftsstandortes Saar brauchen wir einen starken Mittelstand: als verlässlicher Arbeitgeber, als Versorger in der Region, als Ausbilder und nicht zuletzt auch als Motor und Ideengeber für den Strukturwandel! Staatliche Preisdeckelungen gelten vielfach alsWundermittel zur Abmilderung der Krise. Welche Problematik bringt das bei der Umsetzung mit? Staatliche Preisdeckelungen sind generell ordnungspolitisch problematisch und in der Praxis auch nicht einfach umsetzbar. Sie könnten zuweiterenKnappheitseffektenund Mangellagen im Strom- und Gasmarkt führen. Zu bedenken ist ferner, dass Strom- und Gaspreisdeckelungen zu wirtschaftlichen Schieflagen von Stadtwerken als Grund- und Ersatzversorger führen könnten. Dies ließe sich nur dann vermeiden, wenn der Bund die Stadtwerkemit Zuschüssenoder Verlustausgleichen flankiert. Warumwird der Strompreis nicht vom Gaspreis entkoppelt? Andere EU-Länder fordern das seit längerem nur Deutschland nicht. Eine formalrechtlicheKopplung der Gas- und Stromendkundenpreise gibt es nicht. Das derzeitige Strommarktdesignwird allerdings durch die Börsenpreisbildung anhand der Grenzkosten des teuersten bezuschlagten Gaskraftwerks, der so genannten „Merit Order“, geprägt. Der Bund hat diesbezüglich eine grundlegende Reform und eine Kombination mit der Abschöpfung von Zufallsgewinnen der Stromerzeuger vorgeschlagen. Dieser Ansatz ist rechtlich undwirtschaftlich hochkomplex. Er wird deshalb intensiv mit der EU-Kommission und den übrigen EU-Mitgliedstaaten erörtert. Ein Zeitkorridor für die Umsetzung lässt sich derzeit nur schwer abschätzen. Wie steht die Landesregierung zu den Forderungen einer Übergewinnsteuer? Die saarländische Landesregierung steht der Übergewinnsteuer grundsätzlich positiv gegenüber. Ein entsprechender Gesetzesentwurf der Bundesregierung müsste natürlich rechtssicher sein und definieren, wo und wann Übergewinne entstehen. Steuerpolitisch und steuerrechtlich betrachtet sind Übergewinnsteuern umstritten, da etwaige Zusatzgewinne von Unternehmen, die in Kriegs- und Krisensituationen auftreten können, ohnehin der bestehendenUnternehmensbesteuerung unterliegen. Die Umverteilung der Krisengewinne klingt positiv – wirft aber eben auch unbeantwortete Fragen auf, die es zu klären gilt. Der Staat gewinnt kräftig mit an den gestiegenen Energiepreisen. Warum setzt man nicht einfach die Mehrwertsteuer aus und verzichtet auf die riesige und bürokratische Umverteilung? Mit Blick auf die hohen Energiepreise und die neue Gasbeschaffungsumlage hat die Bundesregierung bereits angekündigt, die Umsatzsteuer auf den Energieträger Erdgas bis Ende März 2024 von 19 auf 7% abzusenken. Mit dem neuen Abwehrschirm wird der ermäßigte Umsatzsteuersatz außerdem auf Fernwärme ausgeweitet. VomGrundsatz her wäre es diskussionswürdig, die Umsatzsteuer auf Strom-, Gas-, Heizöl- und Fernwärmelieferungen gleichförmig auf den europäischen Mindestsatz zurückzuführen. Dabei müssen allerdings immer auch die Einnahmenverluste des Bundes, der Länder und der Kommunen im Auge behalten werden. Energiesparen ist das beste Mittel für das eigene Portemonnaie, für das Klima und gegen Putin. Aber wenn der Staat zu viel hilft, sparen die Menschen nicht, Energiespar-Appelle laufen ins Leere, das hat die Erfahrung in der Vergangenheit gezeigt. Wäre es nicht besser, den Ausbau der Energie- undWärmewende zu unterstützen, als den Energieverbrauch, sprich Entlastungspakete? Wir brauchen aktuell beides: Kurzfristige Entlastungen fürWirtschaft, Unternehmen, Bürgerinnen und Bürger, aber auch langfristig tragfähige Anreize zumEnergiesparen, zu mehr Energieeffizienz und zu einer schnelleren Energie- und Wärmewende. Genau daran arbeiten auch gerade die Energieministerinnen und -minister, dazu laufen viele Gesetzgebungsprozesse des Bundes. Erwähnt seien hier nur der laufende Abstimmungsprozess zur KommunalenWärmeplanung, die Beschlüsse des Energieministertreffens zur Steigerung der Energieeffizienz durch Abwärmenutzung, das neue Förderprogramm des Bundes zur Umstellung der Fernwärme auf Treibhausgasneutralität und zum Neubau neuer klimaneutraler Netze. Das Saarland hinkt beimAusbau der Erneuerbaren imVergleich der Bundesländer hinterher. Was plant die Landesregierung, um diesen Rückstand aufzuholen? In unserem Bundesland herrscht die größte Einigkeit darüber, dass der Schlüssel für eine dauerhaft bezahlbare, unabhängige und saubereEnergieversorgung imkonsequenten Ausbau der erneuerbaren Energien und des damit verbundenenNetzausbaus liegt. Bund und Länder sind sich dabei ihrer gemeinsamen Verantwortung bewusst, die Energiewende mit aller Kraft voranzutreiben. Im Saarland wird der Beitrag zur Zielerreichung für den Ausbau der erneuerbaren Energien durch den im letzten Jahr beschlossenen Energiefahrplan 2030 definiert. Als kleines dicht besiedeltes Land mit viel Industrie unterscheiden sich die Bedingungen im Saarland von anderen Bundesländern. Ziel des Energiefahrplans ist vor diesemHintergrund, den Anteil der erneuerbaren Energien bis 2030 auf 40 Prozent zu verdoppeln und zusätzlich mit Energieeffizienzmaßnahmen deutliche CO2-Reduktionen zu erreichen. Die neue Landesregierung hat bereits angekündigt, mit einem Anteil von 50 Prozent am Stromverbrauch künftig weitergehende Ziele setzen zu wollen. Der Energiefahrplan 2030 setzt vor allemauf denAusbauder Photovoltaik unddenAusbau der Windenergie. In Bezug auf seine flächenspezifische Installationsdichte der Windenergie liegt das Saarland vor vielen großen Flächenländernwie Rheinland-Pfalz, Nordrhein-Westfalen, Hessen, Baden-WürttembergundBayern; imHinblick auf dieHöhe der Flächenausweisung liegt das Land aktuell auf Platz 3 hinter Schleswig-Holstein und Hessen. DasWirtschaftsministeriumwird dieweiteren Formen der erneuerbaren Energien, vor allem Biomasse und Biogas, im Rahmen der aktuellen Entwicklungen erneut beleuchten und prüfen, inwieweit diese einen weiteren Beitrag zum Ausbau der erneuerbaren Energien im Saarland leisten können. Auch die Bundesregierung hat mit ihrem Abwehrschirmdie erneuerbaren Energien in den Fokus gerückt: Der Ausbau der erneuerbaren Energien soll weiter priorisiert und beschleunigt werden. Sicherwird dieUmsetzung der Bundesgesetze auch für das Saarland eineHerausforderung darstellen. Dieser werden wir uns – wie alle anderen Bundesländer auch – im Sinne von Energiewende und Transformation stellen. Der Ausbau der Erneuerbaren, Wärme- und Verkehrswende, Wasserstoffeinsatz … all das dauert noch Jahre, bis es zu weit ist. Wie soll das dieWirtschaft überleben und wie wollen wir das finanzieren? Der Transformationsprozess betrifft alle, entsprechendmüssen alle an diesemProzess mitarbeiten, auch unter Einsatz der vorhandenen Ressourcen. Das wird uns sicher viel Kraft kosten, abermit demTransformationsfonds werden wir als Landesregierung eine außerordentliche Grundlage für diesen Prozess bereitstellen. Perspektiven | FAMIS FAKT 7

8 FAMIS FAKT | Innovationen FLAVEX – Gespür für feine, exotische Düfte und Aromen Nachhaltigkeit im Fokus Als Mitte der 80er Jahre die beiden promovierten saarländischen Chemiker Karl-Werner Quirin und Dieter Gerard mit ihrer Geschäftsidee an den Markt gingen, bewiesen sie das richtige „Näschen“, dass hier etwas ganz Großes entstehen könnte.Mit ihremUnternehmen Flavex – englisch flavour für Duft und Aroma kombiniertmit Extrakte – haben sie sich in der Kosmetik- und Parfümindustrie, bei Herstellern von Naturheilmitteln und Nahrungsergänzungsmittel sowie in der Lebensmittelindustrie einenNamen gemacht. Im B2B-Geschäft, also kein Geschäft mit Privatkunden, sind sie mit ihren nachhaltig hergestellten Extrakten für ihre Kunden inzwischen ein wertvoller Partner; ein Nischengeschäft, das die fast 70 MitarbeiteDie Rehlinger Flavex Naturextrakte GmbH zählt zu den „Hidden Champions“ im Saarland. Das weltweit tätige Unternehmen hat sich auf die Herstellung natürlicher Extrakte pflanzlicher Duft-, Wirk- und Aromastoffe spezialisiert. Nachhaltigkeit bei der Beschaffung ihrer Rohstoffe bis hin zur Energieversorgung am saarländischen Standort werden groß geschrieben.

Die CO2-Extraktion mit einem Durchsatz von bis zu 1.000 kg pro Stunde Weitere Infos: www.flavex.com jan.fehlhaber@famis-gmbh.de Innovationen | FAMIS FAKT 9 rinnen und Mitarbeiter von Rehlingen aus weltweit bedienen. Das vondenbeidenChemikern entwickelte Verfahren zur natürlichen Extraktion von Pflanzen über Hochdruck mittels Kohlensäure aus der Eifel ist einzigartig, wurde im Laufe der Jahre weiter perfektioniert und ist Grundlage für den wirtschaftlichen Erfolg. Aus rund 1.400 Tonnen getrockneten Rohstoffen, vonArnikablütenüber Kurkuma und Lavendel bis hin zu Vanille oder Zimt, werden Extrakte umweltschonend und naturbelassen hergestellt. Rund 200 verschiedene Produkte stellt Flavex her und es werden von Jahr zu Jahr mehr. Vertrauen und Nachhaltigkeit als Basis für Qualität Nachhaltigkeit liegt dem Unternehmen besonders amHerzen, das auf eine kontinuierliche und sichere Belieferung hochwertiger pflanzlicher Rohstoffe aus anderen Ländern angewiesen ist. Zu den Lieferanten pflegt Flavex daher Beziehungen, die von Vertrauen, Langfristigkeit sowie Nachhaltigkeit geprägt sind, und als Garant für die hervorragendeQualität der Produktegelten. Gleiches gilt auch für die Energieversorgung am Standort in Rehlingen, wo werktags rund umdie Uhr produziert wird. Kälte, Wärme und Stromwerden für den Produktionsprozess, sprich Extraktion, im großen Stil benötigt. Dabei setzt Flavex bereits seit geraumer Zeit auf den Einsatz regenerativer Energieerzeugung. Zwei Photovoltaikanlagen erzeugen Strom aus der Sonne, eine weitere Anlage wird gebaut. Wärme erhält das Unternehmen derzeit noch aus einem Block-Heizkraftwerk der Lebenshilfe gGmbHsowie aus einemErdgaskessel. Doch das ändert sich. Innovatives Energiekonzept mit FAMIS Künftig setzt Flavex auch bei derWärme- und Kälteerzeugung auf die Erneuerbaren. Gemeinsam mit dem Energiedienstleister FAMIS aus der VSE-Gruppe hat man ein Konzept erarbeitet, das eine neue Propangas-Kälteanlage mit umweltfreundlichem Kältemittel zur Bereitstellung der benötigten Prozesskälte vorsieht. Die dabei anfallende Abwärmewird von einer Hochtemperaturwärmepumpe mit einer thermischen Leistung von 160kWaufgenommen, umdie Prozesswärme bereitzustellen. Des Weiteren wird die Großwärmepumpe durch ein Solarthermiefeldmit einer Leistungvon200 kW unterstützt. Die Planung steht und dieUmsetzungmit Beginn der Bauarbeiten soll noch in diesem Jahr starten. Im kommenden Frühjahr soll das innovative Energiekonzept umgesetzt sein, damit alle Anlagen in Betrieb gehen können. Flavex vertraut auch bei der zukunftsorientierten Energieversorgung auf langjährige regionalePartner: energis als langjähriger Stromlieferant sowie FAMIS als GeneralunternehmendiesesKonzepts sindvonAnfang an mit im Boot. Auch regionales Handwerk ist an der Umsetzung beteiligt. Das Bauvorhaben ist ein starkes gemeinsames Zeichen mit demGespür für nachhaltigenKlima- und Umweltschutz und dempositivenNebeneffekt der annähernden Energie-Autarkie; zumindest im Sommer.

Weitere Infos: jan-lukas.mathei@famis-gmbh.de Eine kniffelige und zeitaufwändige Sanierung wartet auf das ehemalige Regierungsgebäude in Speyer. Dort wird in den kommenden zwei bis drei Jahren die komplette Trinkwasserinstallation bis zu den vier Hauswasseranschlüssen strangweise zurückgebaut und anschließend vollständig erneuert. Untergebracht sind indemdreigeschossigendenkmalgeschütztenGebäude seit Ende der 80er Jahre die Polizeiinspektion und Zentrale Bußgeldstelle Speyer sowie die DirektionLandesarchäologiederGeneraldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz als Außenstelle inSpeyer.DasGebäudemit einer Gesamtnutzflächevon rund6.800Quadratmeter liegt zentral in der Innenstadt gegenüber dem Speyerer Dom. Positive Erfahrungen Mit der Fachplanung für die Gewerke Lüftung, Heizung, Sanitär und Gebäudeautomation wurde die FAMIS beauftragt. Insgesamt werden 25WC-Bereiche für Damen und Herren kernsaniert und teilweise neu geschaffen, darunter auch zwei Behinderten-WC und ein Duschraum für die Polizeiinspektion Speyer. Außerdem werden alle vorhandenen Teeküchen, Waschtische und Putzräume trinkwassertechnischneu angeschlossen. Hinzu kommen die Neuinstallation der Feuerlöschanlage im gesamten Gebäude und der Austausch der Heizkörper. Nach erfolgter Ausschreibung übernimmt FAMISdieBauleitungundBauüberwachung. FAMIS hatte bereits die Fachplanung für die Gewerke Lüftung, Heizung, Sanitär im Neubauder PolizeiinspektionLandaudurchgeführt. Aufgrundder dort gemachtenpositiven Erfahrungen mit FAMIS hat der Energiedienstleister den Auftrag auch in Speyer bekommen. Neue Trinkwasserinstallation für ehemaliges Regierungsgebäude in Speyer FAMIS saniert im laufenden Betrieb 10 FAMIS FAKT | Innovationen Foto: Google Maps

Weitere Infos: hermann.veith@famis-gmbh.de jan-lukas.mathei@famis-gmbh.de Für eines der wohl bekanntesten Gewerbeimmobilien in Deutschland hat der Energiedienstleister FAMIS die Planung zur Sanierung der Rückkühlwerke übernommen. Auftraggeber für die Immobilie „TheSquaire“ am Frankfurter Flughafen ist die Sonar Real Estate aus London. Das eigentümergeführte Immobilienunternehmenfür Investment-und Asset-Management sowie Projektentwicklungen arbeitet seit 2021 mit dem Immobilienmanagement der Fraport zusammen und steuert das Management des Gebäudes gemeinsam. „The Squaire“ ist ein architektonisches Meisterwerkmit einer Längevon660Metern und bis zu 65 Meter breit sowie 45 Meter hoch. Eswurdezwischen2007und2011nach denPlänenvonJSK International Architekten errichtet und umfasst auf elf Stockwerke verteilt eine Gesamtmietfläche von rund 143.000 m2. Davon sind rund 93.400 m2 Büro- undcirca5.900m2 Einzelhandels- und Gastronomieflächen. Das „The Squaire“ ist eine sehr gut ausgebaute Micro-City innerhalb Frankfurts, in der die Besucher sowohl viele Restaurants, Cafés und Lebensmittelgeschäfte als auch hochwertige Einzelhandelsangebote vorfinden. Ankermieter sindnebendenHilton-Hotels die KPMG, Michelin, Atos und Porsche Consulting. Unter den weiteren Nutzern befinden sich renommierte Unternehmen wie Nemak, Arthur D. Little, REWE, Rossmann und Plug andWork. Das „The Squaire“ ist die am besten angebundene Immobilie in Deutschland. Es ist über einen Fußweg mit dem Terminal 1 des Frankfurter Flughafens verbunden und liegt direkt über einem ICE-Fernbahnhof. Außerdembefindet es sich zwischender Autobahn A3 und der parallel verlaufenden B43 in der Nähe des Frankfurter Kreuzes. Die Rückkühlwerke, die vor allem für die Kälteversorgung des Gebäudes benötigt werden, müssen im laufenden Betrieb komplett zurückgebaut und erneuert werden. Die Arbeiten sollen bis Mitte 2023 abgeschlossen sein. FAMIS saniert Rückkühlwerke „The Squaire“ am Flughafen Frankfurt Innovationen | FAMIS FAKT 11

Doch Energie- und Klimakrise lassen uns allen keine andere Möglichkeit mehr, die Wärmewende endlich spürbar voranzubringen. Über das Wie einer regionalen Wärmewende diskutierten Ende September im Saarbrücker Schloss Energie-Fachleute aus Wirtschaft, Politik und Wissenschaft auf dem Energiekongress des IZES Institut für ZukunftsEnergie- und Stoffstromsysteme. Der saarländische Wirtschaftsminister Jürgen Barke gab unumwunden zu, dass in den letzten Jahren dieWärmewende kaum vorangekommen sei. „Nun müssen wir in kurzen Zeitabschnitten große Fortschritte machen, umden gesellschaftlichen Zusammenhalt nicht zu gefährden.“ Entlastungspakete, Energiekostendämpfungsprogramme, Förderungen zumBeispiel für effiziente Wärmenetze sollen es richten, Insolvenzen zu vermeiden und die Bürgerinnen und An guten Ideen mangelt es nicht: kalte Nahwärme, Wärmegewinnung aus Abwasser oder Abfall, Solarthermie, Geothermie, Umweltwärme aus der Luft, Wasserstoff … Doch der Ausstieg aus den fossilen Energien Erdgas, Öl und Kohle bei derWärmeversorgung kommt trotz Krisenlage nicht so recht voran. Bedenkenträger, langwierige Genehmigungsverfahren, unterschiedliche Interessenlagen bei der Vielzahl beteiligter Akteure, Planungsunsicherheit bei potentiellen Investoren, Fachkräftemangel und jahrelang günstige fossile Brennstoffe bremsen den dringend benötigten Umstieg aus. Die Wärmewende kommt nur schleppend voran Druck auf dem Kessel Dabei sprechen die Zahlen eine deutliche Sprache: Nach Angaben des Branchenverbands BDEW entfallen über 50 Prozent des bundesweiten Endenergieverbrauchs auf die Wärmeerzeugung. Bei der Beheizung von Gebäuden und Wohnraum dominieren nach wie vor Gas und Öl mit fast 75 Prozent; und die 14 Prozent Fernwärme wird zum großen Teilmit fossilenEnergieträgern erzeugt. Der restlichen 11 bis 12 Prozent entfallen auf die Erneuerbaren mit geringer Bewegung in den letzten Jahren. Zu wenig, um das ambitionierte Ziel der Bundesregierung zu erreichen, dieWärmeversorgung bis 2030 in Deutschland zu 50 Prozent klimaneutral hinzubekommen. Tilo Kurtz, Prof. Frank Baur Friedrich Beck Dr. Lesya Matiyuk,Jürgen Barke Tina Vollerthun 12 FAMIS FAKT | Klimaschutz

Bürger halbwegs warm durch den Winter zu bekommen. Kommunale Wärmeplanung als Hoffnungsträger Große Hoffnung setzen die Akteure auf die so genannte Kommunale Wärmeplanung. Es ist einwichtiges Instrument für die Kommunen, wie künftig die klimaneutrale Wärmeversorgung in den Ortsteilen und Stadtvierteln aussehen soll. Doch bis die steht, dürfte viel Zeit ins Land gehen, auch wenn Thomas Charles vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz bis Ende des Jahres den ersten Referentenentwurf des Bundesgesetzes erwartet. Viele Fragen bleiben offenwieDatenschutz, Finanzierung, Beteiligung der Länder, das Ausbringen in die Fläche usw. Kritiker geben zu bedenken, dass fast alle Städte und Gemeinden in den letzten Jahren teure integrierte Klimaschutzkonzepte erstellt hätten und diese nun umsetzungsreif in den Schubläden schlummernwürden. Und jetzt komme schon wieder etwas Neues. Einige Bundesländer haben trotzdemmit der Erstellung der Wärmeplanung bereits begonnen. Auch das Saarland verfügt bereits über ein vom IZES erstelltesWärmekataster. „Auchwenndas nichtGebäudescharf mit allen Daten ausgestattet ist, so haben wir doch eine handlungsfähige Grundlage für die Wärmewende geschaffen, auf die wir aufbauen können“, so IZES-Leiter Prof. Frank Baur. Dass fertige Pläne überWärmepotentiale in den Schubladen liegen, zeigt auch das Beispiel des Entsorgungsverbands Saar EVS. „Unter unseren Füßen schlummert ein reicher Schatz, den wir nur heben müssen“, betont Tina Vollerthun vom EVS. Denn im Abwasser befinde sich reichlichWärme, die ungenutzt verpuffe. MittelsWärmepumpe wird in den Kläranlagen Brebach und Limbach Abwärme aus dem Abwasser zur Beheizung von eigenen Gebäuden gewonnen. „Wir brauchenEnergieunternehmen, diemit uns dieProjekte gemeinsamangehen“, so ihr Appell. FAMIS macht das beispielsweise in Saarwellingen. Für die neue Festhalle soll die benötigte Wärme zur Abdeckung der Grundlast ökologisch aus der Energie aus Abwasser erzeugt werden. Allerdings wurde der Neubau aufgrund der gestiegenen Kosten vorerst auf Eis gelegt. Dass nicht jedes vielversprechende innovativeWärmeprojekt von Erfolg gekrönt ist, macht Friedrich Beck vom Landesverband Erneuerbare Energien Rheinland-Pfalz/ Saarland deutlich. Als langjähriger Geschäftsführer der StadtwerkeKusel wurden zwar zahlreiche Wärmeprojekte angestoßen und umgesetzt, aber beispielsweise das Projekt Flusswasser-Wärmepumpe aus der Lauter in Lauterecken sei aus technischen Gründen gescheitert. Es bestehe zwar großes Interesse der Bürgerinnen und Bürger an innovativenWärmeprojektenwie Power-to-heat-Anlagen, aber bei der Frage nach den Kosten scheiden sich die Geister. „Die potentiellen Kunden wollen eine hohe Preisstabilität, eine schnelleUmsetzungund vollkommene Energie-Autarkie.“ Das sei in Anbetracht der vielen Herausforderungen kaum zu bewältigen. Fragen, mit denen sich auch FAMIS bei ihren Nahwärme-Projekten auseinandersetzen müsse, so Jan Fehlhaber. In Ortsteil Holz der Gemeinde Heusweiler setzen FAMIS undGemeindewerke ein innovatives Nahwärmeprojekt ummit Solarthermiefeld, Holzhackschnitzel oder Wärmepumpen in einem Mischgebiet mit Gewerbe, Bestand undNeubauten. Dass Druck auf demKessel ist und das Interesse groß ist, zeigt zudem das Beispiel Energiegenossenschaft Fürth. Das seit 2015 bestehende Nahwärmeprojekt mit Biogas hat rund 200 Anschlussnehmer. Allein in diesem Jahr konnten 40 Neukunden gewonnen werden. Wasserstoff könnte es richten Eine ganz andere Größenordnung hat das grenzüberschreitende Wasserstoff-Infrastrukturprojekt MosaHyc. Der französische Gasnetzbetreiber GRTgaz und der Netzbetreiber Creos Deutschland wollen ihre Gasnetze in der Großregion so nutzen, dass künftig grüner Wasserstoff hindurchfließt. Rund 50.000 Tonnen Wasserstoff könnten bis 2030 bereitgestellt werden, so Geschäftsführer Creos, Jens Apelt. Die Vorteile: Grüner Wasserstoff wird aus Wind- und Sonnenstromerzeugt, ist gut zu transportierenundwirdweltweit gehandelt. „Gewisse Industrienwerden auf dieAnwendung von grünen Gasen oder Wasserstoff nicht verzichten können und deshalbmacht der Aufbau einerWasserstoff-Infrastruktur in Europa sehr viel Sinn.“ Ob allerdings jede regionale Gasleitung in 20 oder 30 Jahren noch gebraucht würde, sei völlig offen. „Wenn ein Stadtteil auf eine klimaneutrale Wärmeversorgung umstellt, wird die Gasleitung gegebenenfalls zurückgebaut.“ Abgerundet wurde das Tagesprogramm mit einem Blick über die Grenzen nach Luxemburg und in die Deutschsprachige Gemeinschaft in Ostbelgien sowie durch vomIZESbegleitete Forschungsprojekte zur Wärmewende oder zumEnergiewendebauen, vorgestellt von Juri Horst und Anna Bur. Das Fazit fällt jedoch ernüchternd aus, denn die bisherigen Trippelschritte der Wärmewende reichen bei weitemnicht aus, um die Energiewende insgesamt spürbar voranzubringen. Die Wärmewende ist und bleibt eineHerkulesaufgabe sondergleichen und erfordert dieBündelung aller beteiligten Kräfte: schnell, unbürokratisch und machbar. Weitere Infos: www.izes.de jan.fehlhaber@famis-gmbh.de Jan Fehlhaber Juri Horst Jens Apelt, Peter Gillo Anna Bur Klimaschutz | FAMIS FAKT 13

FAMIS als erfahrener Partner mit im Boot WarumWärmenetzen die Zukunft gehört Die Not könnte aufgrund der Energiekrise imWärmemarkt nicht größer sein: Die fossilen Energien Erdgas und Heizöl spielen bei derWärmeversorgung von Häusern undWohnungen mit fast 75 Prozent eine dominierende Rolle. Und auch bei mit Fernwärme versorgten Gebäuden machen fossile Energieträger zur Erzeugung den größten Anteil aus. Jahren innovative Quartierslösungen, in denen Neubaugebiete über ein eigenes Versorgungsnetz mit umweltfreundlicher Wärme versorgt werden. Aber unter dem Strich viel zu wenig, um für Entspannung auf demWärmemarkt zu sorgen. Doch Wärmepotentiale gibt es genug. Manmuss sie nur nutzen. Laut Angabendes Branchenverbands BDEW hat sich die Bundesregierung daher zum Ziel gesetzt, bis 2030 ca. 30 Prozent der Haushalte mit Nah- und Fernwärme zu versorgen und inklusiveWärmepumpen zu den dominierenden Wärmeerzeugern zu machen. Ein ehrgeiziges Ziel, das inder Vergangenheit aus ganz unterschiedlichen Gründen immer wieder scheiterte: Zu wenig Förderung vor allem bei kleinen Wärmenetzen, lange Projektvorlaufzeiten, fehlende Investitionssicherheit bei Projektstart, schleppende Akquisition potentieller Kunden und insbesondere niedrige Energiepreise für die Fossilen. Doch letzteres hat sich mit Beginn der Energiekrise drastisch geändert und Wärmenetze zum Objekt der Begierde werden lassen. Jetzt kann es vielen Kommunen gar nicht mehr schnell genug gehen, bis ein Wärmenetz zum Beispiel mittels Wärmepumpen, Holzhackschnitzel und/ oder Solarthermie für Stadtviertel oder Gebäude zur Verfügung steht und die Nutzer angesichts einer fast vollständigen Wärme- Autarkie begeistert. Zwar verfügen einige Kommunen in Deutschland über ein großes Fernwärmenetz sowie über Nahwärmeprojekte. Dazu zählen zum Beispiel Schwimmbäder mit angeschlossener Schule oder Turnhalle oder einige günstig zur Nahwärmezentrale gelegene Gebäude. Hinzu kommen seit einigen 14 FAMIS FAKT | Klimaschutz

Einflussfaktoren für Wärmeprojekte Doch so schnell schießen die Preußen bekanntlich nicht, denn es gibt trotz der enorm gestiegenen Nachfrage nach innovativenWärmeprojekten einige Voraussetzungen zu beachten. Reine Neubauten sind dabei unkritischer als Wohnquartiere im Bestand. Eine Vielzahl derWohngebäude in Deutschland stammt aus den 60er, 70er und 80er Jahren mit entsprechend hohem energetischen Sanierungsbedarf. In zahlreichen Stadtvierteln gibt es größere Komplexe mit vielen mehrgeschossigen Mietwohnungen oder Wohnungseigentümergemeinschaften, die sich nur gemeinsam für eine neue Wärmeversorgung entscheiden können. Typisch für Deutschlandwäre zum Beispiel ein Haus mit zehn Parteien, davon sechs Mieter, drei Eigentümern und einem Leerstand. Im Erdgeschoss befinden sich zudem noch zwei vermietete Gewerbeeinheiten. Alle Beteiligten und Interessen unter einen Hut zu bekommen, erfordert oftmals viel Überzeugungsarbeit. Grundsätzlich wäre es gut, dass beim Aufbau einer Nahwärmeversorgung in einem Quartier auch ein oder zwei gewerbliche oder kommunale Großabnehmer dabei wären, um die Investitionssicherheit zu erhöhen. Akzeptanz Nah- und Fernwärmelösungen werden nur dann ein Erfolgsschlager, wenn die Gesamtkostenniedriger und einen besseren CO2-Footprint aufweisen als konventionelle Lösungen mit fossilen Energieträgern. Das dürfte bei der derzeitigenPreissituation und CO2-Bepreisung kein Problem mehr sein. Wichtig ist zudem, alle beteiligtenPartner mit ins Boot zu holen, angefangen bei den Kommunen, die entsprechende Gebiete ausweisen müssen, Stadt- und Gemeindewerke oder Energiegenossenschaften als Projektpartner sowie Investoren und Energiedienstleister mit Know-how und Erfahrung beim Aufbau von Nahwärmenetzen. Des Weiteren spielen Förderungen eine große Rolle. Da ist seitMitte Septembermit der neuen Bundesförderung für effiziente Wärmenetze (BEW) mehr drin als in früheren Jahren. Mit der BEWfördert die Bundesregierung seitMitte September den Neubau von Wärmenetzen mit mindestens 75-prozentiger Wärmeeinspeisung aus erneuerbaren Energien und Abwärme, die Erweiterung und Verdichtung sowie die Dekarbonisierung bestehender Wärmenetze. Die Förderung richtet sich unter anderem an Energieunternehmen, Kommunen, Stadtwerke und eingetragene Vereine/Genossenschaften, die über die neue Förderung Zuschüsse für Investitionen in Wärmenetze erhalten können. So kann künftig beispielsweise eine Kommune oder eine Genossenschaft Zuschüsse erhalten, wenn diese ein Nahwärmenetz imNeubaugebiet errichtet oder ein Stadtwerk das bisher über Kohle-KWK betriebene Fernwärmenetz auf erneuerbare Energien und Abwärme umstellt. Auf Basis der verfügbaren Haushaltsmittel von fast 3 Milliarden Euro sollen bis 2030die Installation von durchschnittlich bis zu 681 Megawatt erneuerbarerWärmeerzeugungsleistung pro Jahr gefördert und Investitionen von durchschnittlich rund 1,174 Milliarden Euro jährlich angestoßen werden. Im Einzelnen: Gefördert werden in einem ersten Schritt eine Projektphase Machbarkeitsstudien für neue Wärmenetze und Transformationspläne für die Umstellung bestehender Netze auf erneuerbare Energien und Abwärme. Kernstück der BEWist dann in einemweiterenSchritt die Förderung von Investitionen und teilweise sogar Betriebskosten, wenn die in denMachbarkeitsstudien und Transformationsplänen beschriebenen Maßnahmen umgesetzt werden. Die Investitionskostenförderung erfolgt inHöhe vonmaximal 40% der Investitionen in Erzeugungsanlagen und Infrastruktur. Fördergegenstände sind u. a. Anlagen zur Wärmebereitstellung aus erneuerbarenEnergien (TiefeGeothermie, Solarthermie, Großwärmepumpen zurNutzung vonUmweltwärme, Biomasse), dieEinbindung von unvermeidbarer Abwärme sowie Infrastrukturmaßnahmen zur Wärmeverteilung und Optimierung des Netzbetriebs. Für dieWärmeerzeugung aus strombasiertenWärmepumpen und Solarthermieanlagenwird zusätzlich eine Betriebskostenförderung über einen Zeitraum von 10 Jahren gewährt. Für schnell realisierbareEinzelmaßnahmen, alsoSolarthermieanlagen,Wärmepumpen, Biomassekessel, Wärmespeicher, Rohrleitungen undWärmeübergabestationen kann zudem eine Investitionskostenförderung nach vereinfachten Anforderungen beantragt werden, es ist also keine Machbarkeitsstudie oder kein Transformationsplan erforderlich. Förderanträge können seit dem 15. September über die Internetseite des Bundesamtes fürWirtschaft undAusfuhrkontrolle (BAFA) gestellt werden. Quelle: Bundeswirtschaftsministerium für Wirtschaft und Klimaschutz Weitere Infos: jan.fehlhaber@famis-gmbh.de Fazit: Nahwärme kann ökologisch, nachhaltig und gleichzeitig wirtschaftlich sinnvoll sein. Grundsätzlich muss aber jedes Projekt individuell betrachtet werden. Zudemmuss eine ausreichende Anschlussquote unter den potentiellen Nutzern gegeben sein. FAMIS als Partner Der Energiedienstleister FAMIS aus der VSE-Gruppe hat viel Erfahrung bei Planung, Umsetzung und Betrieb vonWärmenetzen und demEinsatz innovativer und regenerativer Techniken zur Energieerzeugung. Außerdem kennt FAMIS sich im „Förderdschungel“ bestens aus und kooperiert in unterschiedlichen Partnerschaftsmodellen mit Kunden aus Industrie, Gewerbe, Handel, Dienstleistung, Kommunen, Landkreisen undEinrichtungendesGesundheitswesens. Booster für grüne Wärmeerzeugung Klimaschutz | FAMIS FAKT 15

Industriekunden. Derzeit arbeiten am Firmensitz in Neunkirchen rund 170Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, davon zehn Auszubildende, im Dreischichtbetrieb. TrotzSchwierigkeitenbei denLieferketten und inzwischen längeren Lieferzeiten laufen die Geschäfte im Industriebereich stabil. Aktuell gewinnen insbesondere die Innendämmprodukte wieder an Bedeutung. Produktewie Dämmtapeten und extrudierte Dämmplatten, die bei Saarpor schon seit vielenJahrenhergestelltwerden, stehen vor einer Renaissance. Für viele Haus- und Wohnungsbesitzer wird angesichts der aktuellen Lage und der Notwendigkeit Energie zu sparen das Dämmen wichtiger denn je. Innovativer Energiesparkurs trägt Früchte Saarpor – Vielfalt aus Kunststoff Wenn Tradition auf Innovation trifft, entsteht etwas Geniales. Hohe Innovationsbereitschaft Innovationen werden seit jeher bei Saarpor großgeschrieben, einewichtigeVoraussetzung, um im weltweiten Wettbewerb erfolgreich zu bestehen. Spezialisiert auf die beiden Sparten Baummarktgeschäft mit den Marken Decosa/ Climapor und dem Industriegeschäft mit kundenspezifischen Individuallösungenunter derMarkeSecupor besticht das Unternehmen mit Produktinnovationen wie selbstklebende Zierprofile imBereichder dekorativenWandgestaltung oder mit innovativen Lösungen für die Bauwirtschaft. Während rund 30 Prozent desUmsatzesmit inländischenBaumärkten sowieweitere 30Prozentmit ausländischen Baumärkten und Exportkunden erzielt werden, entfallen die verbleibenden 40 Prozent inzwischen auf das Geschäft mit Seit über 50 Jahren ist das inhabergeführteund traditionsreichemittelständische Unternehmen Saarpor mit dem Saarland fest verwurzelt. Die 1969 gegründete Saarpor Klaus Eckhardt GmbH Neunkirchen KunststoffeKG ist Teil des Firmenverbundes Philippine - Saarpor und produziert und vertreibt bereits in dritter GenerationDeko- und Dämmprodukte aus Polystyrol weltweit. Zur Gruppe zählen außerdem die beiden Standorte Castrop-Rauxel mit Schwerpunkt Dämmstoffe sowie Lahnsteinmit der Produktion von technischen Kunststoffen für den Automotive-Bereich. 16 FAMIS FAKT | Klimaschutz

Energiepartnerschaft Beim Thema Energieeffizienz geht Saarpor selbstmit gutemBeispiel voran. Innovativ zeigt sich Saarpor seit vielen Jahren im Bereich der Strom- undWärmeversorgung am Standort Neunkirchen. Obwohl das Unternehmen nicht als energieintensiv eingestuft ist – weniger als 20 Prozent Energieverbrauch an den Gesamtkosten –, zieht Saarpor indiesemBereich alleRegister. Die Geschäftsführer Sven Eckhardt und Thorsten Schmischke zeigen sich zuversichtlich, mit innovativen Techniken und regenerativenEnergiendengrünenKurs von Saarpor erfolgreich zu gestalten. Neben einem Energiemanagementsystem, der Umstellung auf LED-Beleuchtung sowie Maßnahmen in Bereich der Wärmerückgewinnung nutzt Saarpor bereits seit einigen Jahren die Vorteile der Kraft-Wärme-Kopplung mittels Block-Heizkraftwerk. Die erzeugte Wärme benötigt das Unternehmen im Produktionsprozess, der Strom fließt in den Eigenbedarf. Im Rahmen des Energiecontractings setzt Saarpor dabei auf das Know-how des Energiedienstleisters FAMIS. Früchte der partnerschaftlichen Zusammenarbeit zeigen sich nun auch im Bereich der Regenerativen Energien: Eine 512 kWpeak leistungsstarke Photovoltaikanlage auf einer Freifläche vor dem Firmensitz sorgt seit September für Strom aus der Sonne, der bei Saarpor in der Grundlast eingesetzt wird. Neben FAMIS ist der Solarspezialist Greencells Regio mit Sitz in Losheim aus der Greencells Group mit an Bord. Innerhalb von sechs Monaten wurde die Anlage geplant und errichtet nach umfangreichen Vorarbeiten für die Unterkonstruktion. Die Photovoltaikanlage macht nicht nur Energie unabhängiger, sondern erspart auch der Umwelt jedes Jahr rund 170 Tonnen CO2. Eine Investition in die Zukunft, die sich in der derzeitigen Energiekrise sicherlich noch schneller rechnet. Und das Ende der Fahnenstange ist längst nicht erreicht. Weitere Energie-Effizienz-Maßnahmen, die kontinuierliche Nutzung regenerativer Energien oder sogar die Verwendung von Wasserstoff gehören zu den Gedankenspielen bei Saarpor. Photovoltaik-Spezialist aus Losheim am See Die Greencells Group ist einer der größten europäischen Anbieter von Photovoltaik-Kraftwerken. Mit über 130 umgesetzten Solarparks und einer installierten Gesamtleistung von mehr als 2,3 Gigawattpeak weltweit wurden bereits 27 Tausend TonnenCO2 eingespart. DieGruppeoperiert von vier regionalen Hubs in Europa, den Nahen Osten, Asien und den USA aus. Greencells baute zumBeispiel den größten Solarpark mit 250 MWpeak in Abu Dhabi. Derzeit realisiert das Unternehmen den derzeit größten Solarpark im Saarland mit 20 MWpeak in der Gemeinde Kleinblittersdorf. Für Planung und Umsetzung der Solarprojekte im Saarland ist die 100%ige Tochter Greencells Regio GmbH aus Losheim tätig. Das Unternehmen mit rund 20Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sowie eigenem Montageteam hat auch das Projekt bei Saarpor gemeinsammit FAMIS realisiert. Weitere Infos: www.greencellsregio.de FAMIS-Projektleiter Tobias Speicher, Saarpor-Geschäftsführer Thorsten Schmischke, Projektmanager Peter Karrenbauer von Greencells Regio und Alexander Krimmel, Leiter der Elektrotechnik bei Saarpor (v.l.n.r.). Weitere Infos: hwww.saarpor.de tobias.speicher@famis-gmbh.de Klimaschutz | FAMIS FAKT 17

Nachgefragt bei SaarporGeschäftsführer Thorsten Schmischke Herr Schmischke, welche Vorteile bietet der Industriestandort Saarland und wo sehen Sie Verbesserungsbedarf? Die Vorteile des Industriestandorts Saarland liegen in der geografischen Lage im Dreiländereck Frankreich, Deutschland, Luxemburg. Unser Standort in Neunkirchen bietet uns die Möglichkeit, unsere beiden Hauptmärkte in Frankreich und Deutschland aus einemzentralen Lager zu bedienen. DurchdieNähe zuFrankreichwird zudemder PendlerstromvonFachkräftengestärkt, von demauchSaarpor als Arbeitgeber profitiert. Eine Belastung für die Industrie im Saarland ist der hohe Gewerbesteuersatz. Die Kommunen im Saarland liegen deutlich über dem Bundesdurchschnitt. Geld, das in Steuern abfließt, steht uns nicht mehr für Investitionen und für die Schaffung von Arbeitsplätzen zur Verfügung. Der Fachkräftemangel ist in fast jeder Branche spürbar. Was unternimmt Saarpor, um als attraktiver Arbeitgeber in der Region zu gelten? Natürlich spürenauchwir zunehmendmehr den Fachkräftemangel so wie wahrscheinlich alle Produktionsunternehmen. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu finden gestaltet sich immer schwieriger. Mittlerweile fehlen nicht nur Fachkräfte, sondern auch qual ifizierte und qual ifizierbare Hilfskräfte. Was uns Sorge bereitet, ist die Tatsache, dass eine Berufsausbildung nicht mehr so attraktiv zu sein scheint. Es wäre dringend notwendig, dass die Politik mehr über Ausbildungsberufe informiert und für eine Berufsausbildung wirbt. Bei der Suche nach Arbeitskräften hilft es uns, dass wir als Traditionsunternehmen in der Region einen hohen Bekanntheitsgrad haben. Wir beschäftigen viele langjährige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, zu denen wir auch in Krisenzeiten stehen. Bei uns gab eswährendder Corona-Krise keine betriebsbedingtenKündigungen, lediglichKurzarbeit über einen sehr überschaubaren Zeitraum. Arbeitsplatzsicherheit und ein gesichertes Einkommen haben in diesen Zeiten einen hohen Stellenwert. Welche Rolle spielt die Digitalisierung bei Saarpor? DieDigitalisierunghat Einzuggehaltenund wurde durch Corona beschleunigt. Entstanden sind beispielsweise Videokonferenzräume und -arbeitsplätze, eine höhere WLAN-Abdeckung auf dem 18 FAMIS FAKT | Klimaschutz

Betriebsgelände sowie Lösungen für mobiles Arbeiten. Wir haben die Telefonanlage modernisiert und umgestellt sowie in der Verwaltung eine Software zur Prozessoptimierung eingeführt. Im Vertrieb wurde der Onlinehandel über unterschiedliche Kanäle weiter etabliert. EinenDigitalisierungsschub gab es auch in der Logistik durch deutlich effizientere Prozesse. Eine zunehmende Gefährdung sehen wir allerdings durch Cyberattacken. Für einen besseren Schutz müssen wir unsere Systeme laufend aktualisieren und ergänzen. Der Nachhaltigkeit kommt eine wichtige Bedeutung zu. Was macht Saarpor im Bereich Klima- und Umweltschutz? UnterNachhaltigkeit versteht Saarpor das Zusammentreffen von Wirtschaftlichkeit, Schutz der Umwelt und gesellschaftlichem Engagement. Sie ist Basis der Wertschöpfungskette und berührt alle Unternehmensbereiche. Saarpor ist zum Beispiel Teil der Initiative „Null Granulatverlust“ und des EPSY Recycling Forums mit dem Ziel, eine sinnvolle Verwertung von gebrauchtemEPS zu garantieren. Wir sind CSR zertifiziert, um die Einhaltung von Standards beim Thema gesellschaftlicheUnternehmensverantwortung zu dokumentieren. Beim Thema Energieeinsatz verfolgt unsereUnternehmensgruppe an ihren Produktionsstandorten eine optimale Entwicklung mit hoher Flexibilität. Umweltverträgliche und betriebswirtschaftlich mögliche Ansätze setzen wir um. EEG-Umlagen aus der Vergangenheit sowie CO2-Abgaben sind zusätzliche Belastungen im internationalen Vergleichund imWettbewerb immer einentscheidender Faktor. Eine politische Berücksichtigung und Entwicklung im Steuer- und Abgaben-Modell wären wichtig. Abfälle im Produktionsprozess werden recycelt und wieder aufbereitet, was im Übrigen auch eine betriebswirtschaftlich relevanteMaßnahme ist. DieMedienDampf, Kondensat und Wasser werden ebenfalls in Systemen der Wärmerückgewinnung optimal eingesetzt. Der Betrieb des BHKW wird wegen der hohen Gaspreise prozessrelevant zurzeit nur partiell genutzt. Mit der neuen Photovoltaikanlage können wir den Gesamt-Strombedarf an unserem Standort zu knapp 20 Prozent am Standort decken. Wie funktioniert die Zusammenarbeit mit der FAMIS aus der VSE-Gruppe? DieKooperationmit der FAMIS ist aus dem BHKW-Projekt entstanden. Bei einer bundesweiten Ausschreibung hat sich FAMIS durchdieguten technischenLösungen sowie Service-Dienstleistung mit regionaler Nähe als guter Partner erwiesen. BeideUnternehmen agieren seit einigen Jahren gemeinsam erfolgreich. Das hat sich auch bei der Photovoltaik bewährt. Die technische Auslegung mit den dazugehörigen Dienstleistungen wurde transparent und wettbewerbsfähig angeboten, die Umsetzung lief durch die direkte Kommunikation planmäßig. Weitere Optimierungsmaßnahmen in der Energieversorgung und im Medieneinsatz sind für uns in Zukunft interessant. Mit den Erfahrungen aus den laufenden Projekten dürfte das zu weiteren Investitionen führen. Die technischen Entwicklungen im Solarbereich sowie beim Wasserstoff werden sicher neue spannende technische Ansätze liefern. Rubrik | FAMIS FAKT 19

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