FAKT 1-2017

derbereich wollte Recktenwald auch „ein Zeichen setzen, bevor das Land seinBäderkonzept vorlegt. Eine gewis- se Initiative ging dabei schon von mir aus“. Das Konzept tritt 2017 in Kraft. Gleichzeitigmahnt Politfuchs Reckten- wald vom Land einen Obulus an: „Wir hoffen auf Unterstützung durch das Land, schließlich habenwir hier ein gu- tes Beispiel interkommunaler Zusam- menarbeit praktiziert, das unsere Bä- der für die Bürger sichern soll.“ Denn der Landkreis habe zudem die Absicht, kostenminimierende Investi­ tionsmaßnahmen in den einzelnen Bä- dernmit 15 Prozent zu fördern. Hierfür müsse allerdings das Land die notwen- digen gesetzlichen Rahmenbedingun- gen überprüfen, gegebenenfalls an- passen. Vorhandene Einsparpotenziale Kosten senken steht also beim Bäder- die Kreisumlage in den gemeinsamen Topf ein. Von vorneherein stand fest, so Reck- tenwald: „Alle unsere öffentlichen Bä- dermüssen erhalten bleiben. Wir brau- chen sie im Rahmen der Daseinsvor- sorge, für Sport, Erholung und Schul- schwimmen.“ Das ist auch gelungen, kostet aber Geld. Zunächst für drei Jah- re werden die bestehenden Bäder in fünf Kommunen mit jährlich 490.000 Euro aus dem Kreishaushalt bezu- schusst, der sich ja ganz überwiegend aus den Umlagen der einzelnen Kom- munen refinanziert. Am meisten be- kommt die Top-Anlage und Magnet der Kreisbäderlandschaft, das Schaum- berg-Erlebnisbad inTholey,mit 155.000 Euro pro Jahr ab, gefolgt vonden beiden Bädern in der Kreisstadt mit zusam- men 150.000 Euro pro Jahr. Mit der im Saarland bisher einmali- genPionierleistung imöffentlichenBä- Der St. Wendeler Landrat Udo Recktenwald: "Alle unsere Bäder bleiben erhalten. " konzept auch im Raum. „Es muss uns gelingen, beimBäderbetrieb personell und technisch, etwa bei energetischer Sanierung und in anderen Bereichen, wie z. B. gemeinsamem Materialein- kauf zusammenzuarbeiten. Da gilt es, zweifellos vorhandene Einsparpotenzi- ale zunächst zu erkennen, zu definieren und auch umzusetzen“, so Reckten- wald. Dabei können Facility Management- Dienstleister wie die FAMIS eine wich- tige Rolle spielen, meint Recktenwald. „FAMIS mit der VSE-Mutter im Rücken ist für die praktischeUmsetzung dieser Ziele zweifellos ein kompetenter Part- ner für dieKommunen. Die Zusammen- arbeitmit externenDienstleistern kann auf jeden Fall dank deren Know-how beimKostensenken helfen.“ Das könne künftig auch in einer gemeinsamenBe- triebsführung für die Bäder münden. [ur] 20 FAKT 03 | 2017 Pionier bei Bäderkonzept Landrat Udo Recktenwald: "Bäder gehören zur Daseinsvorsorge für den Bürger!" es nicht, andererseits erwarten die Bürger ein räumlich gutes Bäderange- bot zu für sie bezahlbaren Preisen. In der Spirale steigender Kosten und Bürgererwartungen müssen also in- telligente Konzepte für den Bäderbe- trieb gefundenwerden, der beiden Sei- ten Rechnung trägt – dem öffentlichen Betreiber und dem nutzenden Bürger. Ein Zauberwort dazu heißt „interkom- munale Zusammenarbeit“, alsoKoope- ration zwischen den Körperschaften (Kommunen, Landkreise) mit dem Ziel der Kostensenkung bei gleichzeitigem Erhalt des Angebots – in diesem Fall der öffentlichen Bäder –, die vieleMen- schen für Sport und Freizeit nutzen. Udo Recktenwald, Motor des Konzep- tes, bringt es auf denPunkt: „Interkom- munale Zusammenarbeit heißt, Kosten einsparen, ohne dass der Bürger es merkt“, also fast eine Quadratur des Kreises. Solidarität aller Beteiligten Der St. Wendeler Landkreis hat ein gu- tes Konzept hinbekommen, das jetzt an den Start gegangen ist. Die Ausgangs- lage war gut: Der Landkreis umfasst acht Gemeinden, also eine überschau- bare Anzahl zur Herstellung von Kon- sensentscheidungen. „Wir hatten von vorneherein festgelegt, alle Beschlüs- se einstimmig zu treffen. Solidarität al- ler Beteiligten ist unabdingbar.“ Und tatsächlich zogen alle – unabhängig von ihrer politischenCouleur und unabhän- gig vomBetrieb eines Bades – amEnde an einem Strang. Von den acht Gemeinden des Land- kreises St. Wendel verfügen fünf über eigene Bäder, die drei GemeindenNoh- felden, Namborn und Oberthal haben keinBad. DerenBürger nutzen aber das Bäderangebot in den Nachbargemein- den, also trugen sie solidarisch das Konzept mit, das heißt, sie zahlen über 1 D er nordsaarländische Landkreis St. Wendel hat mit seinem jüngst vorgelegtenBäderkonzept eine vorbild- liche Lösung interkommunaler Zusam- menarbeit auf die Beine gestellt. „Wir haben damit schon eine Pionierrolle im Saarland eingenommen“, sagt Landrat Udo Recktenwald (54) imGesprächmit FAKT. Öffentliche Bäder sind für die Politiker und Bürger ein heißes Thema: Einerseits kosten sie Geld, ohne Zu- schüsse aus öffentlichen Töpfen geht 01 | 2017 FAKT 21 Kommunen & Bäder

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